Belial
auf dem Weg befand?
Belial konnte es nicht glauben. Alles war anders geworden, obwohl sich vor und über ihm nichts verändert hatte. Er spürte es trotzdem, es war wie ein Stich gewesen, der seine Seele getroffen hatte.
Anders…
Jemand wußte genau Bescheid, daß er sich in der Nähe aufhielt. Dieser Jemand war kein Mensch, er war ein anderer. Einer, den er nicht unterschätzen durfte. Jemand, der ihm auf der Spur war, der mehr über ihn wußte als ein Mensch.
Aber wer?
Kalt war es plötzlich.
Er schaute nach vorn und sah die Lichter, die über den Himmel segelten.
Sie irritierten ihn für einen Moment, weil dort ebenfalls etwas flog.
Es hatte nichts mit ihm zu tun. Es war von den Menschen erschaffen worden, ein großer Vogel, der sich allmählich zu Boden senkte. Seine Flügel waren starr.
Die Warnung blieb auch darin, als der Vogel verschwunden war.
Kein anderer konnte ihm das Wasser reichen, zumindest kein Mensch, davon war er überzeugt, obwohl es einige Menschen gab, die es auch mit ihm aufnehmen würden. Darüber aber wollte er nicht nachdenken, so weit war die Zeit noch nicht fortgeschritten. Es gab andere Dinge zu tun, um die er sich kümmern mußte.
Keine Menschen…
Wer dann?
Belial wurde unruhig. Er bewegte sich noch immer im Kreis, aber er sank tiefer. Plötzlich fühlte er sich in der Luft nicht mehr wohl. Er würde sich zwischen den Häusern der Stadt verstecken, obwohl er wußte, daß es nicht viel helfen würde.
Das andere blieb…
Belial war klar, daß ihn jemand aufgespürt hatte. Einer, der ihm auf der Spur war, und er erinnerte sich daran, ihn schon einmal erlebt zu haben.
Er hatte ihn nicht gesehen, doch er hatte seine Ausstrahlung gespürt.
Wieder glitt er tiefer.
Seine Augen richteten sich auf ein breites Band, das die Stadt in zwei Hälften teilte. Es floß krumm und zeigte eine dunkle Oberfläche, auf der einige Reflexe schimmerten, als würden ihm zahlreiche Augen zuzwinkern.
Irritation erfaßte Belial. Er mochte es nicht, wenn jemand versuchte, ihm auf den Fersen zu bleiben. Er suchte sich seine Feinde selbst aus, nicht sie sollten den ersten Schritt tun.
Aber hier hatte jemand den ersten Schritt getan. Schon ziemlich lange, und er würde dem anderen auf die Spur kommen. Die Welt war einfach zu klein für ihn und den Feind.
Er schwebte in die Nähe des Flusses hinab. Er sah das sich bewegende Band aus Wasser und Wellen, und sein Blick streifte auch über die erleuchteten Brücken hinweg. Belial stellte sich vor, wie sie zerbrachen, in das Wasser hineinfielen und Menschen und Fahrzeuge mit sich rissen.
Eine Vision der Zukunft, aber durchaus möglich. Wenn die Menschen anfingen zu lügen, dann würden sie auch das zerstören, was sie aufgebaut hatten, ohne darüber nachzudenken.
Der Gedanke gefiel ihm. Er gefiel ihm sogar sehr gut, und ein scharfes Lachen verließ seinen Mund.
Von unten her drangen ihm die widerlich stinkenden Gase entgegen, mit denen sein feiner Geruchssinn nicht zurechtkam.
Er ekelte sich.
Er haßte die anderen…
Er landete.
Belial streckte sich. Die Flügel an seinem Rücken klappten zusammen, und für einen Moment rutschte er mit beiden Füßen über den Boden, bis er zur Ruhe kam.
Er war mitten in der Stadt gelandet, in der Nähe des Flusses, und trotzdem kam er sich einsam vor. Es waren keine Menschen in der Nähe, nur so etwas wie Natur.
Gärten, kleine Häuser darin, auch Zäune aus Holz oder Draht. Damit kam er nicht zurecht. Er kannte so etwas nicht und ging auf eines der Häuser zu.
Da roch er die Menschen…
Belial blieb stehen.
Sie befanden sich in seiner Nähe, aber sie waren versteckt.
Hinter der Wand, im Haus…
Der Engel der Lügen lächelte, und er wußte plötzlich, daß es ein weibliches und ein männliches Wesen waren. Er sah jetzt auch das Licht. Es schimmerte durch die Ritzen hinter einem Fenster hervor. Der Vorhang schloß nicht fugendicht.
Belial strich an dem Fenster vorbei und drehte sich nach rechts, um an die Schmalseite des Hauses zu gelangen und damit auch an die normale Eingangstür.
Menschen, Fleisch und Blut, auch Seelen. Er spürte es immer deutlicher, und in seinem Innern reifte ein Plan, der ihm würdig genug erschien, von ihm ausgeführt zu werden. Er würde mit ihnen spielen, er würde sie manipulieren, er würde…
Ein Lachen erschreckte ihn. Es war hinter ihm aufgeklungen, und Belial ärgerte sich, weil er den anderen nicht gehört hatte. Der hatte sich einfach an ihn herangeschlichen, beinahe
Weitere Kostenlose Bücher