Belial
Auseinandersetzung heraushalten. Natürlich müssen Sie letztendlich Ihre Zustimmung geben, aber ich würde dazu raten, denn dieser Fall kann große Kreise ziehen.«
Die Frau dachte nach. Ein paarmal hob sie die Schultern, weil sie unschlüssig war.
»Was sagst du denn dazu, Billy? Bitte, ich weiß, daß ich dich zu nichts zwingen kann. Du stehst jetzt vor einer Entscheidung, die du allein treffen mußt.«
Billy umarmte seine Mutter. Dabei sprach er: »Mum, ich möchte gehen. Ich muß es tun.«
»Dann willst du ihn wiedersehen?«
»Auch das.«
»Denkst du dabei nicht an die Gefahr?« flüsterte Dana.
»Ich glaube nicht, daß es für mich gefährlich sein wird.«
»Für wen dann?«
»Andere Menschen. Ich möchte nicht, daß sie in Gefahr geraten. Außerdem hat er mir doch gesagt, daß er ein Heiliger ist. Und Heilige…«
»Bitte, Billy.«
»Schon gut, Mum.«
Dana Wilson suchte nach einem Taschentuch, da sie plötzlich weinen mußte. Dann startete sie einen letzten Versuch. »Könnte ich denn nicht mit Ihnen fahren? Wäre das nicht besser?«
»Nein, Mrs. Wilson«, erwiderte ich. »Das wäre sogar schlechter, denn auf Sie würde Belial keine Rücksicht nehmen. Da ist er brutal. Billy braucht er, Sie nicht.«
»Und was ist mit Ihnen?«
»Keine Sorge, wir sind es gewohnt, uns gewissen Feinden zu stellen. Verlassen Sie sich darauf.«
»Das muß ich dann wohl«, murmelte sie.
Billy lächelte seine Mutter an. »Es wird schon gutgehen, Mum.«
»Meinst du wirklich?«
»Ja!«
Noch einmal umarmte sie ihren Jungen. Aus dem Sessel erhob sich Chief Inspector Bexhill. Noch immer sah er etwas mitgenommen aus.
Sein Lächeln wirkte aufgesetzt.
»Tun Sie es, Mr. Sinclair, bitte tun Sie es. Ich habe ihn erlebt, es war furchtbar. Er muß gestoppt werden.«
»Das sehen wir auch so.«
»Können wir dann fahren?« fragte Billy.
»Sicher«, sagte Suko. »Wir sind bereit.« Er streckte Billy die Hand entgegen, die der Junge auch ergriff. Es war ein Schutz, er sollte sich geborgen fühlen.
»In London arbeitet auch mein Vater. Dort ist eine riesige Baustelle. Vielleicht können wir ihn besuchen.«
»Das werden wir schon!« versprach Suko.
Dana Wilson war uns vorausgeeilt. Sie nahm die Jacke des Jungen und streifte sie ihm über. Noch einmal umarmte und küßte sie ihn.
»Alles Gute, Billy!«
»Danke, Mum.«
Wir traten hinaus ins Freie. Ich war als erster gegangen und schaute mich um. Es hatte sich nichts zum Negativen hin verändert. Bexhills Leute waren noch am Tatort, und der Chief Inspector, der uns gefolgt war, verabschiedete sich von mir mit einem Händedruck. Dabei schaute er mir fest in die Augen. »Es bleibt bei Ihrem Versprechen, Mr. Sinclair?«
»Sie können sich darauf verlassen, Kollege.«
»Danke.«
Billy wurde von uns in die Mitte genommen, als wir zum Rover gingen. Er hielt den Kopf gesenkt, wie jemand, der seine eigenen Schritte zählt. Er war nicht verlegen, sondern ziemlich normal, sprach von seinem Vater, der sich sicherlich wundern würde, wenn er hörte, was Billy erlebt hatte.
Da ich fuhr, hatte Suko sich neben unseren Schützling auf den Rücksitz gesetzt. Bevor ich startete, drehte ich mich um. »Wir fahren also nach London?« vergewisserte ich mich.
»Klar, John.«
»Kannst du auch sagen, wohin wir dort fahren sollen?«
Er hob die Schultern. »Nein, das kann ich nicht. Ich… ich… weiß es noch nicht.«
»Stehst du denn weiterhin mit ihm in Kontakt?«
Billy zog ein enttäuschtes Gesicht. »Nein, John, im Moment nicht. Ich will nur fahren.«
»Das sollst du auch.« Ich startete. London wartete auf uns, aber wir wußten nicht, was uns dort erwartete…
***
Belial war in der Stadt. Er war in der richtigen Stadt. Er war dort, wo sich das Leben abspielte, wo die Gestalten der Nacht wach wurden, weil der Tag endlich vorbei war.
Bunte, schrille und schräge Typen, die in die Discos strömten, die sich den Frust von der Seele schreien und tanzen wollten, die endlich etwas Luft bekamen, die man ihnen tagsüber nicht ließ.
Jungle – das war der neue Tanz!
Ein Mittelding, zwischen Techno- und afrikanischen Kulttänzen.
Jungle war in London kreiert worden. Jungle gehörte zur Szene, und wer etwas auf sich hielt, tanzte ihn. In den Geburtsstätten des Tanzes wurde die Nacht zum Tage gemacht; hier explodierte das Leben. In den riesigen Glitzer- und Lichtpalästen, die mit den Tanzhallen und Discos der vergangenen Jahre überhaupt nichts mehr zu tun hatten. Hier kochte die Welt
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