Belisla Piraten 01: Piratenjunge
Tiere wild.«
»Anders gefragt: gibt es gefährliche Tiere?«
»Im Wald sind alle Tiere gefährlich. Pass auf dich auf.«
»Du klingst wie meine Mutter.«
Bella fuhr ihm durch die Haare. »Einer muss auf die kleinen Piraten aufpassen. Aber Sempre und Oceana kennen sich gut aus auf der Insel. Bis heute Abend.«
Am hinteren Stadttor warteten bereits Sempre und Oceana. Beide hatten einen kleinen Sack dabei. Oceana trug zusätzlich eine Schaufel.
Sempre machte sich über sie lustig. »Wir machen einen Ausflug und die Piratenbraut möchte damit die wilden Tiere erschlagen.«
Oceana blieb gelassen. »Was weißt du denn?«
»Könnte nützlich sein. Ist aber natürlich auffällig. Der Junge Johnny ist mit einer Schatzsuche beauftragt und läuft rein zufällig mit einem Spaten durch die Gegend«, meinte Sempre.
»Wenn Johnnys Plan offensichtlich war, warum haben die Erwachsenen keinen Verdacht geschöpft?«, fragte Oceana.
»Ich glaube, mein Vater ahnte etwas. Aber er hat mich länger angeblickt und dann sein O.K. gegeben.«
Johnny nickte. »Toto reagierte genauso. Stimmt, warum hat keiner etwas gesagt?«
Sempre war neugierig. »Jetzt rück raus! Suchen wir wirklich den Schatz hier auf der Insel. Oceana glaubt nicht an das Märchen von der Wanderschaft.« Er wies auf die Schaufel.
Johnny lachte. »Offensichtlich, bei der Schaufel. Aber jetzt lasst uns erst durch die Mauer und dann in den Wald.«
Oceana öffnete die grobe Holztür mit einem mitgebrachten Schlüssel, den sie um den Hals trug. »Meine Herren!« Sie gingen hindurch und standen unmittelbar vor dem Beginn des Waldes. Die Mauer war durch eine Brandschneise von ungefähr zwanzig Metern von dem Beginn des dichten Grüns getrennt. An drei Stellen führten Pfade in den Wald.
»Welcher Weg führt direkt auf die andere Seite der Insel?«, fragte Johnny und breitete seine Inselkarte aus.
»Der linke, vielleicht drei oder vier Kilometer, bis zur Nordwand des Kraters und dann einen Kilometer hinauf«, zeigte Sempre mit dem Finger in den Norden, wo die höchste Stelle des großen Vulkankegels steil in den Himmel ragte und führte dann den Weg auf der Karte nach.
»Und welcher Weg hat die beste Aussicht?«
»Also ein Ausflug?«, meinte Oceana enttäuscht.
»Nein, natürlich nicht, meine beiden neugierigen Piratenfreunde. Ich benötige die Übersicht; den Weg, der den besten Blick auf die Stadt und die Landschaft hat.«
»Und das wäre der mittlere Weg, der hier vorne beginnt. Nach ungefähr einem Kilometer gibt es einen ansteigenden Grat, der dann nach Westen einen langen Bogen macht. Dadurch kann man trotz des Urwalds an vielen Stellen die Festung sehen oder zum Beispiel den Kratersee«, erklärte Sempre und fuhr den halbrunden Weg mit dem Finger nach.
»Dann los!«, sagte Johnny und die drei Freunde begannen ihren Treck.
Der Wald war fast ein echter Urwald, bis auf den mehr oder weniger befestigten Trampelpfad. Viele Palmen und Pflanzen mit riesigen Blättern, viel Bambus links und rechts in kleinen Hainen. Man konnte abseits des Wegs keine fünf Meter weit sehen. Wie angekündigt, veränderte sich nach ungefähr fünfzehn Minuten Fußmarsch der Weg von Waldboden nach Steinboden.
»Wir sind auf einer Art kleinem Kraterrand. Es gibt drei Krater. Den äußeren Krater kannst du als Riff rings um die Insel erahnen, ist aber meistens unter Wasser. Dann den großen Kraterberg außen um die Insel herum. Und diesen kleinen Krater, wahrscheinlich der letzte Aktive, bevor er dann erlosch.«
»Du kennst dich gut aus«, meinte Johnny zu Sempres kleiner Inselkunde.
Der zuckte mit den Schultern. »Solche Dinge interessieren mich. In der Schule lerne ich zwar gute Sachen, aber die Geschichte der Insel habe ich mir selbst zusammen gesucht.«
»Wie ein echter Forscher!«, meinte Johnny anerkennend. Sempre wurde tatsächlich etwas rot.
»Ich würde gerne auf eine richtige Schule gehen und mehr lernen. Vielleicht kann mein Vater mir das irgendwann bezahlen. Oder ich muss selbst einen Schatz zusammen rauben und mich dann auf dem Festland zur Ruhe setzen und zur Schule gehen.«
»Haben das schon ein paar Piratenkinder gemacht und sind in der modernen Welt zur Schule gegangen?« Johnny hatte gar nicht darüber nachgedacht. Für ihn waren die Piratenkinder einfach da.
»Von den Kinder, die ich kenne, keines. Aber wenn sie dann erwachsen sind und feststellen, dass das Piratenleben doch nicht alles ist, machen sie sich auf, die Welt zu
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