Belisla Piraten 01: Piratenjunge
Windschutzscheibe des Lieferwagens. Mit einem lauten Knall zerbarst die Scheibe in tausend kleine Glasstücke, die wie ein glitzernder Regen auf den Fahrer und Blaue Kappe niedergingen. Der Stuhl traf den Fahrer voll ins Gesicht und gegen die Brust, dass er nicht mehr steuern konnte. Mit einem lauten Krachen fuhr der Lieferwagen gegen die Brunnentreppe. Der Mann mit der blauen Kappe war nicht angeschnallt gewesen und flog trotz geringer Geschwindigkeit durch den Aufprall durch die kaputte Windschutzscheibe nach vorne, vorbei an Amelia und landete mit enormen Klirren und Scheppern auf einem Tisch des Cafés, inmitten einer Touristenfamilie.
Das ganze hatte wenige Sekunden gedauert und mittlerweile kamen mehrere Menschen auf den Lieferwagen zugelaufen. Nicht alle hatten mitbekommen, dass ein Junge entführt worden war und dachten daher, der Wagen wäre gegen den Brunnen gefahren.
Amelia rannte zurück zum Café, schnappte sich den nächsten Stuhl und rannte damit wieder Richtung Lieferwagen. Als sie ungefähr fünf Meter von der Schiebetür entfernt war, fing diese sich an zu öffnen. Amelia hob den Stuhl und fing ihn wieder an zu schwingen. Sie wollte den Mann mit der roten Kappe treffen, der mit Johannes hinten im Wagen war. Das Resultat vom Stuhl gegen die Windschutzscheibe hatte alles übertroffen, warum sollte es nicht erneut funktionieren?
In diesem Moment, als Amelia gerade den Stuhl schleudern wollte, kam Papa ins Bild und er hatte seinen typischen ‚meine-Kinder-machen-Unsinn-vom-Ausmaße-eines-Monats-Taschengeldentzug‘ Blick drauf.
»Amelia, spinnst du?«, rief Papa und hielt seinen Arm in den bereits fliegenden Stuhl, der ihn natürlich traf. Papa drehte sich einmal um die eigene Achse und stolperte während der Stuhl auf die Erde klatterte. Der Mann in der roten Kappe in der Schiebetür starrte Amelia für eine Sekunde wütend an und rannte dann wie ein geölter Blitz quer über den Platz.
»Haltet den Entführer!«, schrie Amelia hinter ihm her und wollte gerade anfangen zu laufen, als Mama sie zurück hielt. Sie hatte erst einen ärgerlichen Blick wie Papa drauf. Als sie dann »Entführer« hörte, veränderte sich ihr Blick ins ängstliche, als ihr auffiel, dass Johannes nirgendwo zu sehen war. »Wo ist Johannes, Amelia?«
»Hinten im Wagen, aber der Typ haut einfach ab. Die wollten Johannes einfach mitnehmen...«
Die Fahrertür des Lieferwagens ging auf und der Fahrer sprang heraus und humpelte davon, eine blutende Wunde an der Stirn, wo Amelias Stuhl ihn getroffen hatte. Ein aufmerksamer Herr stellte sich zwar in den Weg, wurde aber einfach umgerannt. Ein Sprung über Tische eines Restaurants und schon war der Fahrer verschwunden.
Jetzt wo alles vorbei war, brach plötzlich das totale Chaos aus. Menschen redeten auf Amelia und Mama ein und erklärten ihnen Dinge, die sie nicht gesehen hatten. Andere halfen Papa wieder auf und befreiten den Mann mit der blauen Kappe zwischen seinen Stühlen und Tischen des Cafés. Johannes hatte den Crash gegen den Brunnen im hinteren Teil des Wagens durch die Segelpolsterung gut überstanden, kletterte aus der Tür und schaute benommen und ängstlich auf die rufenden und durcheinander laufenden Menschen. Mama rannte zu ihm und nahm ihn in den Arm.
Die Polizei kam schließlich, und in dem Durcheinander konnte die blaue Kappe dann entkommen. Die Polizei glaubte Amelia und Johannes zunächst kein Wort und Papa bekam einen Schreianfall im Polizeirevier, weil die Befragung so lange dauerte und Johannes als Verdächtiger in einem Verkehrsunfall und nicht als Entführungsopfer behandelt wurde.
Und natürlich verpasste Familie Gordon die Fähre zurück nach Port Trust.
Kapitel 8 – Familienrat
Papa hatte dann irgendwann genug und rief den deutschen Botschafter an, dieser kam dann nach einer Stunde und versuchte das Durcheinander zu entwirren. Die erschöpfte und verärgerte Familie Gordon wurde mit einem Polizeischnellboot zurück nach Port Trust gebracht. Und ein Polizist stand Wache vor dem Hotel für den Rest der Nacht.
Die Ereignisse des Vortages schienen sich nicht bei den anderen Touristen herumgesprochen zu haben, dafür verhielt sich aber das Personal des Hotels total anders als zuvor.
»Findest Du nicht, dass der Mann an der Rezeption uns gestern freundlich gegrüßt hat und heute eher so aussieht, als ob er uns schleunigst los werden möchte?«, fragte Amelia, als sie durch die Hotelhalle zum
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