Belisla Piraten 01: Piratenjunge
wie grobes Sandpapier: »Erster, Leinen los, Segel dicht.«
»Aye, Leinen los! Kurs Nord-Nord-Ost.« Totos Stimme.
Johannes schlief wieder ein, das Rauschen und Schlagen der Wellen eine konstante Musik im Hintergrund; dazu die vereinzelten Kommandos der Piraten.
Kapitel 11 – Zurück am Strand
Der Rest der Familie Gordon verbrachte einen schlechten Abend und eine schlechte Nacht. Zwar hatten sie die Aufmerksamkeit der Polizisten, da den Gordons nicht nur die Brieftaschen und Uhren, sondern auch das Kind geraubt worden war. Alle mussten ihre Version der Geschichte mit dem Piratenüberfall erzählen und Papa Gordon hatte das Gefühl, dass die Polizisten zwar eifrig die Geschichte aufschrieben, aber nicht sonderlich schockiert oder erstaunt waren.
Das Hotel hatte diverse Schäden, aber die meisten Zimmer waren nach etwas Aufräumen wieder bewohnbar. Der Weg durch die zerstörte Lobby war gesperrt, rein und raus ging es durch den Seitenausgang. Später gab es dann im Nachbarhotel ein Abendessen und der Gouverneur kam auch vorbei.
»Er trägt seine Betroffenheitsmiene«, murmelte Amelia aus dem Mundwinkel und Mama fasste sich ans Ohrläppchen - das Geheimzeichen für »Ja« bei den Gordons.
»Sie können mir glauben, wir werden alles tun, um ihren Sohn wohlbehalten wieder aufzufinden«, versuchte Gouverneur Patricks die Gordons zu beruhigen.
»Hatten sie so etwas nicht schon vor ein paar Tagen versichert, als mein Sohn bereits einmal entführt werden sollte. Damals wegen eines Familienproblems?« Papa legte mit seinen Fingern virtuelle Anführungszeichen um das letzte Wort.
Gouverneur Patrick sah Papa verständnisvoll an, wobei Amelia dachte, dass es einstudiert wirkte. »Glauben sie mir, dieser Überfall mit diesem Maß an Gewalt und den Kanonen war für uns nicht vorhersehbar. Wir haben die Küstenwache alarmiert und alle Schiffe im Belisla Archipel um Mithilfe bei der Suche nach dem Piratenboot gebeten. Wir tun alles.«
»Herr Patricks«, meinte Papa trocken — mit dem Weglassen des Titels machte er deutlich, dass er den Fähigkeiten des Gouverneurs nicht viel Bedeutung beimaß — »Warum haben wir das Gefühl, dass die Sache mit den Piraten ein bekanntes Problem in ihrem Inselreich ist?«
Das Gouverneursgesicht legte sich in sorgenvolle Falten, die in jeden Wahlspot passten. »Wir haben einige Überfälle auf Boote erlebt, das stimmt. Was wir beobachten ist: die Piraten werden frecher und dreister. Aber es ist eine Frage der Zeit bis wir ihnen das Handwerk legen!«
Es fehlte nur das »Glauben sie mir!« Amelia fühlte sich wie in einem Gottesdienst und hätte dem Gouverneur mit seiner gelackten Art am liebsten eine verpasst. Statt dessen stand sie auf und ging auf die Terrasse und dann hinüber auf den Strand zum Anleger, während sie im Hintergrund hörte wie Mama loslegte und den Gouverneur zur Schnecke machte.
Das Meer wurde vom gerade aufgegangenen Mond angeschienen, das Licht spiegelte sich tausendfach im Wasser und zog einen milchigen Schleier vom Horizont bis zum Strand. Amelia sah hinaus und hoffte, dass ihr kleiner blöder Bruder keine echten Schwierigkeiten hatte und dass es ihm gut ging. Amelia musste ein paar Tränen herunterschlucken, der Kloß im Hals wurde dicker.
»Amelia, ach da bist du! Ich hatte Angst, dass du auch weg bist.«
Amelia sah sich zu Papa um. Er setzte sich zu ihr in den Sand.
»Und jetzt?«
»Von unser Seite gibt es nicht viel, was wir hier auf Belisla ausrichten können. Hoffentlich tut der Gouverneur wirklich alles was er kann, aber ganz glauben können wir ihm das wohl nicht.«
Amelia nickte. »Er hat das Gleiche vor ein paar Tagen gesagt. Und sonst?«
»Ich rufe nachher die Deutsche Botschaft an, die ist auf den Bahamas, aber für Belisla zuständig. Wenn ein deutsches Kind entführt wird, können die sicherlich Druck auf den Gouverneur machen. Morgen früh werden wir dann mit der Zeitung reden, ein Bild von Johannes reinsetzen, damit die Inselbewohner wissen wie er aussieht. Viel mehr fällt mir aber nicht ein.«
»Bleiben wir hier, wenn Johannes bis übermorgen nicht wieder da ist?« In zwei Tagen wäre der Rückflug fällig gewesen.
»Klar! Wir kehren nicht ohne deinen Bruder heim, das kannst du mir glauben.« Papa legte den Arm um Amelia und beide sahen auf das Meer und hofften, dass ihre Blicke irgendwo hinter dem Horizont auf Johannes trafen.
Kapitel 12 – Woher bekommen Piraten ein Handy auf hoher See?
Johannes wurde von
Weitere Kostenlose Bücher