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Belisla Piraten 01: Piratenjunge

Belisla Piraten 01: Piratenjunge

Titel: Belisla Piraten 01: Piratenjunge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Bernhard
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für ein paar Momente, seufzte dann und legte den Hörer auf den Tresen neben das Telefon.  
    Er sah auf seinen einzigen Gast an diesem späten Nachmittag und winkte ihn heran. Der Gast war ein massiger kleiner Mann ohne jegliche Haare auf dem Kopf, keine Augenbrauen, kein Bart, nichts. Eine lange Narbe lief vom linken Ohr über die Wange bis unters Kinn, den Mund um Zentimeter verfehlt. Und das, was der Gastwirt durch die geöffneten Hemdenknöpfe seines Gastes sehen konnte, war auch ziemlich haarlos.
    Der Gastwirt nickte auf den Hörer und sah, dass sein Gast zögerte, diesen aufzuheben. Der Wirt nahm erneut den Hörer, hielt ihn demonstrativ an sein Ohr, die Muschel über dem Mund und die Schnur nach unten baumelnd. Er kannte seine Pappenheimer.
    »Einen Moment. Geht gleich los«, sprach er in den Hörer. Der massige Mann ohne Haare sah aus, als ob er eine dreimastige Galeone einhändig im Orkan um die Weltmeere segeln konnte und dabei eine Horde Hottentotten mit einer Hand abwehrte. Aber mit einem Telefonapparat war er überfordert. Der Gastwirt drückte dem Mann den Hörer in die rechte Hand und führte diese dann zu Ohr und Mund.
    »Jetzt reden und zuhören«, flüsterte der Gastwirt.
    »Hallo?«, sprach der massige Mann ohne Haar. »Unterwegs? Per Boot? Per Flugmaschine! Tortuga, dann Nassau.« Er beendete das Gespräch ohne Höflichkeitsfloskeln.
    Dann hielt er den Hörer unsicher und wusste nicht wohin damit. Diese modernen Dinge störten ihn zutiefst. Der Gastwirt nahm ihm vorsichtig mit zwei Fingern den Hörer aus den Händen und hängte diesen auf die Gabel.  
    Der massive Mann ohne Haar hieß Fetter Pudel und war der erste Offizier des Roten Bukanier, dem schnellsten und gefährlichsten Piratenschiff der Karibik. Der Name Fetter Pudel kam nicht von seiner massigen Körperfigur, dies traute keiner dem Fetten Pudel ins Gesicht zu sagen. Aber als Fetter Pudel noch Leif Petterson hieß und ein junger dicklicher Seemann war, trug er einen riesigen Haufen lockiger Haare auf dem Kopf. Bei einem Landgang auf Curacao fing ein Barbesucher Streit mit ihm an und zog als Provokation einen Pudel-Vergleich wegen der Locken. Der Streithahn und seine fünf Freunde fingen laut an zu lachen und lachten lauter, als der beleidigte junge Seemann mit hochrotem Kopf unter seiner blonder Lockenpracht die Bar verließ. Das Lachen erstarb dann allerdings, als der junge Seemann wieder in die Bar kam, im Arm einen Pudel. Die Seemänner fingen wieder an zu lachen, wurden dann aber mit dem Pudel windelweich geprügelt, dass den Streithähnen hören und sehen vergingen und sie mehrere Wochen im Krankenhaus verbringen mussten. Von diesem Moment an war der alte Name des jungen Seemanns unwichtig; alle Inseln der Karibik erinnerten sich an den Kampf mit der Pudelkeule gegen sechs Matrosen gleichzeitig. Sein neuer Name, gesprochen mit Respekt, wie man es einem gefürchteten Piraten entgegen bringt, war von diesem Moment an: Fetter Pudel. Dies änderte sich auch nicht, als er sich die Haare auf dem Kopf täglich rasierte.
    Was aus dem Pudel geworden war, ist übrigens nicht überliefert.

    Fetter Pudel bezahlte sein Getränk, ging aus der Bar hinunter zum Hafen. Das Flugzeug des Gouverneurs kam nach kurzer Zeit angeflogen, drehte eine Runde über der Bucht von Tortuga Island und landete kurz hinter der Hafenausfahrt im Schutz der Mole. Es tuckerte dann ein paar Minuten auf und ab. Fetter Pudel hatte gute Augen und konnte auch ohne Fernglas erkennen, dass keiner das Wasserflugzeug verließ oder bestieg. Merkwürdig.  
    Nach ungefähr zehn Minuten startete das Flugzeug wieder, hob ab und verschwand hinter den Inselbergen von Tortuga Island.  
    Wo war der Junge? Stieg er doch erst in Nassau an Bord? Oder war es ein Bluff?
    Fetter Pudel seufzte. Zum Glück hatte er vorgesorgt. Aber leider bedeutete es wieder Kontakt mit einer Menge moderner Dinge. Athenas Anweisungen waren eindeutig für Fetter Pudel gewesen, und sie war Kapitän und Hauptmann in einer Person. Er sollte die Familie des Falken-Sohnes beschatten und, falls notwendig, verfolgen. Egal wohin die Familie ging. Vielleicht bekamen sie auf diese Weise heraus, wo der Junge war. Und bekamen am Ende eine Spur zum Schatz des alten Adam.

    Eine Stunde später sah Fetter Pudel nicht mehr aus wie ein Pirat. Er trug Turnschuhe, Jeans und Polohemd, alles kratzte und zwickte an diversen Stellen. Unmöglich sich dabei frei zu bewegen, kein Vergleich zu den weiten und lockeren Piratenkleidern.

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