Belisla Piraten 01: Piratenjunge
Eine Baseballmütze verdeckte und veränderte seinen Kopf. Vermutlich konnte kein vorbeigehender Passant später sagen, ob er eine Glatze hatte oder nicht.
Fetter Pudel musste sich in die moderne Welt begeben; ein Unterfangen, das ihn nervös machte. Dort gab es viele Dinge, die ihm unbekannt waren und die ihm gefährlich werden würden. Die rasenden Metallkutschen in den großen Städten, die fast lautlosen Stahlpferde mit ihren vornübergebeugten Reitern in den komischen Wurstpellen. Menschen, die ständig mit sich selbst redeten und dabei durch die Straßen hasteten. Und die misstrauischen Menschen, die bei jeder verdächtigen Handlung gleich die Garde riefen. Fetter Pudel seufzte als er von einem Gesinnungsgenossen der Bukanier zur kleinen wartenden Propellermaschine geführt wurde. Und dann natürlich der Flug, erst in diesem kleinen Gefährt, dann später in dem großen weißen Donnervogel. Einen ganzen Tag eng eingepfercht mit vielen unbekannten Leuten in einer dröhnenden Tonne aus Metall. Fetter Pudel war nie geflogen, hatte davon gehört und war bisher der Ansicht gewesen, auf dieses Erlebnis in seinem Leben gut verzichten zu können. Ein guter Kampf mit Enterhaken und Rapier war ihm lieber als all diese Dinge der modernen Welt.
Er trug eine moderne kleine Sporttasche bei sich mit einigen Ersatzkleidungsstücken, unter anderem eine schwere Jacke - es war angeblich kalt in Europa. Und ein Mobiltelefon mit einer Strichzeichnung, wie es zu bedienen war. Sein Kontakt hatte ihm versichert, dass es überall auf der Welt funktionierte und einen Probeanruf mit ihm gemacht. Fetter Pudel war sich ziemlich sicher, dass er damit alleine allerdings nicht klarkäme.
Der erste Flug dauerte zwei Stunden und in dieser Zeit in dem kleinen Sportflugzeug öffnete er die Augen nur drei Mal. Er hatte schon schlimme Sachen im Kampf erlebt, aber das Wackeln und das Dröhnen des Motors war zu viel für ihn. Und was viel schlimmer war: Fetter Pudel, der gefürchtete Pirat und Seemann, wurde vom Fliegen seekrank! Zum Glück reiste er allein und seine Mannschaftskameraden konnten ihn nicht sehen.
Kapitel 16 – Zur Falkenburg
Der Rest des Tages verging langsam. Nach dem ungeplanten Kaper für die Telefone und der Benachrichtigung der Familie Gordon, kehrte die Mannschaft wieder zum Tagesgeschäft zurück. Das Satellitentelefon hatte bereits den Geist aufgegeben — die Batterie war alle. An ein Ladegerät hatte Johannes natürlich nicht gedacht, und selbst wenn, hätte es auf dem Schiff keine Steckdose gegeben. Johannes starrte ärgerlich auf den unnützen Elektronikschrott und Toto zuckte mit den Achseln, hab’ ich es doch gesagt. Johannes ging zum Bug des Schiffes, um etwas allein zu sein.
Er hatte sich tatsächlich entschieden, mit den Falken-Piraten auf Schatzsuche zu gehen. Obwohl Johannes zu diesem Zeitpunkt keine Ahnung hatte, was das zu bedeuten hatte und was auf ihn zukommen könnte. Gefährliche Abenteuer vermutlich. Und vielleicht den Schatz seines Großvaters. Johannes dachte an Mama, Papa und Amelia. Ob sie tatsächlich seinen Ratschlag befolgt hatten und sich auf der Rückreise befanden?
»Johnny? Alles in Ordnung?«
Johannes drehte sich um und sah Sankt Steven hinter sich stehen. »Sie dürfen mich wieder in ein paar Tagen fragen, wenn wir den Schatz gefunden haben. Gibt es einen Plan für die Suche?«
Sankt Steven schmunzelte unter seinem grau-schwarzen Bart. »Es gibt ein Ziel, den Schatz zu finden. Und es gibt ein paar Zwischenziele. Eines davon haben wir erreicht, Ihr seid bei uns. Wir werden das nächste Ziel angehen und herausfinden, auf welcher Insel der Schatz versteckt ist.«
»Und dazu müssen wir auf die Falkenburg zurück?«
»Wir haben eine längere Kaperfahrt hinter uns. Die Mannschaft möchte ihre Heimat wieder sehen und sich ein paar Tage erholen. Wir haben unsere Familien auf der Falkenburg und die benötigen einiges an Handelswaren und Lebensmitteln. Und der Falke muss wieder beladen und aufmunitioniert werden.« Sankt Steven wies über das Deck. »Folgt mir, Junger Johnny. Ich möchte Euch die Mannschaft vorstellen. Alle kennen Euch, aber Ihr kennt nur wenige von uns.«
Johannes sprang auf und folgte dem geschickt humpelnden Sankt Steven auf das Hauptdeck. Steven stellte sich auf die Holztreppe zum Steuerdeck und wies Johannes mit einer Handbewegung an seine Seite, dass jeder ihn sehen konnte. Der größte Teil der Mannschaft hatte sich versammelt und Johannes sah in viele dunkle,
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