Belisla Piraten 01: Piratenjunge
zeigte den Hauptmast hoch, wo an der Spitze das Krähennest thronte, welches Johannes bereits aus seinen Träumen kannte. Das Hochschauen war schwierig genug, da der Mast um einiges hin und her schwankte. Aber da hoch klettern?
Und so ging die Vorstellungsrunde weiter. Die meisten der Piraten waren herzlich zu Johannes und er hatte tatsächlich das Gefühl, dass er zu den Falken gehörte und einer von ihnen war. Fast jeder machte eine nette Bemerkung zu Johannes Großvater, zu seinen Fähigkeiten oder zu gemeinsamen Erlebnissen. Aber es waren dann doch zu viele Eindrücke und neue Gesichter, dass sich Johannes nach Sammy Santini keine Namen mehr merken konnte.
Um halb sechs Uhr abends kam Gurke Gateau an Deck und schlug mit einem Triangel zum Essen fassen. Der Teil der Besatzung, der keinen Dienst hatte, ging unter Deck in die Messe, dem größten Raum unter Deck, der aus zwei langen Bänken mit einem langgezogenen Tisch bestand. Unter der Decke, an vielen kleinen Haken, hingen die Becher und Löffel der Seeleute. Toto nahm Johannes mit zum Essen und gab ihm einen eigenen Löffel und Becher, beides aus Holz geschnitzt. In beide waren die Worte »Johnny« eingeritzt. Die Männer unterhielten sich laut und aßen mit großem Appetit den Meeres-Eintopf, angeblich Opa Adams Lieblingsgericht. Johannes war sich nicht sicher, ob er alles mochte, as darin schwamm. Besonders die kleinen Tintenfische sahen doch sehr stark nach echtem Tier aus, sehr weit entfernt von einem Fischstäbchen aus der Tiefkühltruhe. Aber da er sich den ganzen Nachmittag anhören musste, was für ein toller Pirat sein Großvater gewesen war, wollte er nicht als Waschlappen durchgehen. Erst löffelte Johannes taktisch links und rechts an dem kleinen Tintenfisch vorbei, dieser Teil der Suppe schmeckte sogar ganz gut. Dann nahm er sich ein Herz, nahm das kleine achtbeinige Tier in der Größe einer kleinen Kartoffel auf seinen Löffel und schob ihn in den Mund. Schmeckte etwas nach Fisch, fühlte sich aber gleichzeitig an wie ein weicher Gummibär. Tapfer kaute er den Oktopus, schluckte und spülte sicherheitshalber mit viel Wasser nach. Geschafft. Zumindest Tintenfisch Nummer Eins. Ein weiteres Löffeln brachte zwei weitere kleine Tintenfische zum Vorschein, aber er war jetzt ja Profi im Verspeisen von kleinen Seemonstern.
»Schmeckt es dir?«, fragte Bill mit vollem Mund, der ihm gegenüber saß.
Johannes nickte. »Ich habe nie so etwas gegessen, aber es schmeckt mir. Danke, Herr Bill.«
Bill lachte wieder sein schallendes Lachen, dass Johannes Trommelfelle zum schlackern brachte. »Es schmeckt mir, danke! Ha ha ha ha… Der höflichste Pirat der Welt. Herr Bill! Unser kleiner Lord!«
Und Ben der neben Johnny saß, ergänzte: »Und zahlt für die Kaper!«
Bill, Ben und einige andere Piraten lachten mit und Johannes wusste nicht, ob er mitlachen oder eingeschnappt sein sollte.
»Es sind ein paar raue Gesellen, denkt dran. Es sind Piraten«, erklärte Toto, der auf Johannes anderer Seite saß und schmunzelte. »Nehmt sie nicht zu ernst, sie treiben gerne Schabernack mit Neulingen.«
»Bin ich nicht auch Pirat?«, fragte Johannes.
»Ehrenhalber, vielleicht. Aber wir werden einen echten Piraten aus Euch machen. Wer weiß, wie lange unsere Schatzsuche gehen wird.«
»Was muss ich als Pirat alles können?«
Bill hatte diese Frage nach seinem Lachanfall endlich verstanden und sagte: »Na, segeln müsst Ihr können.«
»Und kämpfen! Fechten, schießen, Enterhaken werfen!«, ergänzte Ben.
Ein anderer Pirat lachte laut: »Und trinken muss ein Pirat auch können!«
Toto lachte auch. »Na, das mit dem Trinken stellen wir zurück. Sonst wächst unser Johnny nicht mehr. Aber kämpfen und segeln werden wir Euch beibringen, so wahr wir die Falken sind.« Dann hob er seinen Becher und brüllte: »Hoch den Falken!«
Und mit einer Bewegung hoben alle Piraten am Tisch gleichzeitig ihre Becher in die Höhe und brüllten aus voller Kehle in Chor: »Tod den Feinden!«
Und dann, wie ein Echo, kam es von der verbleibenden Mannschaft an Deck zurück: »Und unsere Segel voll Wind!«
Johannes bekam eine Gänsehaut.
Kapitel 17 – Transit
In Nassau brachte ihn der Pilot erst einmal in die Flughafenbar, wo Fetter Pudel fünf Rum hintereinander kippte. Seine Nervosität war deutlich größer als die Portionen. Auch hier gab es einen Helfer der Roten Bukanier Piraten, der in der Flughafenhalle auf ihn wartete und ihm mitteilte, dass die Gordons mit
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