Belisla Piraten 01: Piratenjunge
Kriminalpolizei... Wer ich bin? Kommissar Pfennig, Polizei Deutschland.« Der Angerufene war vermutlich verwirrt, wie er selbst. »Wer ich bin? Nein, nicht Präsident! Kommissar... Äh, ja, gute Idee: Präsident Pfennig aus Deutschland. Ja, der Präsident von Deutschland.« Wenn es dann dem Zweck diente. Pfennig schielte auf das eingerahmte Foto der Bundespräsidentin, welches neben Bürgermeister und Bundeskanzler hing. »Ich hätte gerne Gouverneur Patricks gesprochen.... Sagen sie ihm bitte, es geht um die Affäre Johannes Gordon. Ja, ich warte.«
Die Gordons ließen sich noch einige Details von Richard erzählen und dann kam irgendwann Richards Mutter und holte ihren Sohn ab. Mama und Papa verbrachten weitere drei lange Stunden in der Kantine und hatten schon das Gefühl, dass sie der merkwürdige Kommissar vergessen hatte. Brote gab es dann irgendwann ohnehin nicht mehr. Aber dann kam Kommissar Pfennig mit müden Augen in die Kantine, zog sich einen Kaffee aus der Maschine und setzte sich zu den beiden.
»Ihre Tochter Amelia ist vermutlich bereits auf hoher See. Wir können mit Wahrscheinlichkeit sagen, dass sie auf einem Schiff namens ‚Kronprinzessin Josefine‘ ist. Ein panamesischer Frachter, der Tropenholz und Kokosnüsse nach Deutschland gebracht hat und nun auf Kurs Karibik ist.«
Mama und Papa sahen Kommissar Pfennig erstaunt an. »Woher wissen sie das, wie haben sie das so schnell herausbekommen?«, stotterte Papa Gordon.
Kommissar Pfennig schaute auf Herrn Gordon. »Ich sagte ihnen bereits, ich bin ermittelnder Polizist. Und es ist nicht so schwer so etwas herauszubekommen: der Gouverneur hat mir die Geschichte um Johannes bestätigt und mir etwas Hintergrundmaterial gegeben. Die Piraten operieren am liebsten - was zu erwarten war - auf See. Daher vermuten wir, dass Amelia zu einem nahen Hafen gebracht wurde: neben unserer Stadt sind die nächsten Häfen zwei bis drei Autostunden entfernt. Die Ostsee fällt vermutlich aus, da das Kattegat zwischen Dänemark und Schweden leicht zu kontrollieren ist. Holland ist mit sieben Stunden zu weit entfernt.«
»Beim Flugverkehr wird zu viel kontrolliert«, ergänzte Papa.
»Genau, Pass mit Lichtbild, viele Leute um einen herum. Keine gute Idee dann jemanden zu entführen.« Kommissar Pfennig trank einen Schluck. »Drei Häfen in unmittelbarer Nähe, inklusive unser eigener Hafen. Laut der Hafenunterlagen wurden in den letzten 24 Stunden in den drei Häfen insgesamt 45 Boote gelöscht. Davon sechs Kreuzfahrtschiffe, die ähnlich streng kontrolliert werden wie Flugzeuge.«
»Bleiben 39 Schiffe übrig«, rechnete Mama.
»Einen westlichen Kurs Richtung Karibik nahmen nur sieben davon, der Rest ging Richtung Asien, um Afrika herum oder durch den Suez Kanal oder hoch nach Skandinavien.«
»Und wie kommen sie dann auf die »Prinzessin Josefine«?
»Ein Anruf im Schiffsregister der Versicherungen. Die ‚Kronprinzessin Josefine‘ hat bei weitem den schlechtesten Ruf und die meisten Überfälle durch Piraten zu verzeichnen. Die Vermutung eines Detektivs im New Yorker Büro einer Schiffsversicherung, den ich noch erreichen konnte, ist, dass die Besatzung mit Piraten kooperiert, um die Versicherungsprämie zu kassieren. Scheint wohl eine übliche Masche zu sein: als Besatzung auf einem Frachter anzuheuern, die Piraten von der Ladung in Kenntnis setzen, sich überfallen lassen, eine Prämie kassieren und dann unschuldiges Opfer heucheln. Wenn dann die Reederei kurz vor der Pleite steht, da sie die Versicherungsprämien nicht mehr zahlen kann, springt die Mannschaft ab und heuert mit neuen Papieren auf dem nächsten Kahn an. Und so weiter....«
»Und das haben sie alles in der kurzen Zeit herausbekommen?«
»Halten sie mich für einen Trottel?« Kommissar Pfennig sah Mama und Papa an, die diplomatisch schwiegen. »Müssen sie jetzt nicht beantworten, war rein rhetorisch!«
»Und was passiert jetzt, wie bekommen wir unsere Tochter wieder?«
»Hier wird es etwas schwieriger. Die ‚Josefine‘ ist auf dem Weg nach Venezuela und hat Maschinenteile geladen. Die Reise dauert ungefähr sieben Tage mit einem kurzen Zwischenstopp für das Abladen eines Teils der Ladung auf den Azoren in drei Tagen. Ihre Tochter kann entweder auf den Azoren oder später beim Durchsegeln der Karibik ‚umgeladen‘ werden.«
»Es ist doch kein Problem, ein Schiff anzuhalten und zu durchsuchen.«
»Hier beginnen die wahren Herausforderungen«, meinte Pfennig mit sorgenvollem
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