Bell ist der Nächste
leeres Glas abgab.
»David trinkt einen Scotch«, sagte sie. »Pur.«
Ich schüttelte den Kopf. »David trinkt eine Limonade.«
Die Kellnerin zog ab, und als sie zurückkam, hatte sich die Menge auf der Straße ein wenig verzogen – Leute gingen in südlicher Richtung, um einer Band zu lauschen, die Songs von Bob Dylan spielte.
Bridget ertappte mich dabei, wie ich auf die andere Straßenseite starrte. »Was ist denn los?«, fragte sie.
Ich trank einen Schluck von der Limonade. »Da ist er wieder.«
»Wer?«
»Sehen Sie ihn? Er trägt eine Sonnenbrille und einen Safarihut.«
Sie runzelte die Stirn. »David, die tragen alle Sonnenbrille und Safarihut.«
»Er steht unter der Markise des Souvenirladens, mit einer Wasserflasche in der Hand.«
»Sie haben alle eine Wasserflasche in der Hand.«
Ich wartete darauf, dass sie meinem Blick folgte. Er sah aus, als wäre er ungefähr dreißig Jahre alt. Breite Schultern, kurzer Hals, schmales Kinn. Er stand mit leicht gebeugtem Kopf da, so wie hochgewachsene Leute es manchmal tun, wenn sie nicht wollen, dass man merkt, wie groß sie sind. Aber er war normal groß. Er trug ein kariertes Hemd und Cargohosen.
»Was halten Sie von ihm?«, sagte ich zu Bridget.
»Na ja«, sagte sie, »sehr modebewusst ist er nicht.«
»Achten Sie darauf, wie er sich umsieht, alles in sich aufnimmt. Aber er schaut nicht hierher.«
Sie beschloss, mich bei Laune zu halten. »Das ist verdächtig.«
»Ich habe ihn schon mal gesehen. Im Laufe des Tages, vor dem Starbucks. Ich glaube, er ist mir gefolgt.«
»Er ist wahrscheinlich wegen des Marktes hier.«
»Ich mag seine Erscheinung nicht. Haben Sie eine Waffe?«
Ihre Handtasche, die auf dem Tisch lag, war ungefähr so groß wie eine Zigarettenschachtel.
»Wo sollte ich die hintun?«, sagte sie.
»Ich habe bloß ein Schweizer Armeemesser. Ich hätte lieber eine Schusswaffe.«
»Ich glaube nicht, dass Sie ihn erschießen müssen.«
»Wenn ich eine Waffe hätte, könnte ich sie ihn sehen lassen, und vielleicht würde er dann abziehen. Wenn ich ihm mein Taschenmesser zeige, weiß ich nicht, was mir das einbringt. Vielleicht eine Verdienstmedaille.«
»Er sieht harmlos aus, David.«
»Die sehen alle harmlos aus. Ich mag keine Cargohosen. Zu viele Stellen, an denen er eine Waffe verstecken kann. Ich würde gern rübergehen und ihn zwingen, seine Tasche zu leeren.«
»Ich finde, Sie sollten hier sitzen bleiben und Ihre Limonade trinken.«
Ich deutete mit dem Kopf auf den Eingang des Cafés. »Wenn er Anstalten macht, hier rüberzukommen, sollten Sie sich nach drinnen verdrücken.«
»Wir werden uns beide nach drinnen verdrücken. Aber er wird nicht rüberkommen.«
»Ich habe das Messer. Ich glaube, damit kann ich seine Oberschenkelarterie durchtrennen. Er würde in ungefähr einer Minute verbluten. Hört sich das gut an?«
»Ich würde es lieber nicht herausfinden wollen.«
Bridget trug wie alle anderen eine Sonnenbrille, aber jetzt nahm sie sie ab und beehrte mich mit einem besorgten Blick.
Ich lächelte, um ihr zu vermitteln, dass ich eigentlich nicht vorhatte, mir auf offener Straße einen Messerkampf zu liefern. Ich hatte nicht vor, jemandem die Oberschenkelarterie aufzuschlitzen. Und sie entspannte sich wieder, denn David Loogan mag zwar ab und zu mal ein paar abgefahrene Sachen sagen, aber er ist zuverlässig. Und die Sonne schien, und der Himmel war blau, und sie hatte recht, wenn sie meinte, dass ich bloß Spaß gemacht hatte. Zu neunzig Prozent.
Ich warf noch einen Blick auf den Mann in dem karierten Hemd und den Cargohosen. Er stand immer noch unter der Markise und blickte in Richtung der Band, die Dylan spielte. Ich strich mit den Fingern über die Tasche, um mich zu versichern, dass das Messer da war. Und ich korrigierte meine Einschätzung. Es würde nicht eine Minute dauern, bis er verblutet war. Vielleicht dreißig Sekunden.
Bridget und ich widmeten uns anderen Themen. Sie fragte nach Elizabeth, die einem Ring von Bücherdieben auf der Spur gewesen war: Schüler von der Highschool, die in der Universitätsbuchhandlung Lehrbücher gestohlen und sie dann an moderne Antiquariate weiterverkauft hatten. Die entscheidende Frage war, ob der Besitzer der Buchhandlung eingeweiht oder bloß dumm und achtlos gewesen war – und es war auch gar nicht mehr so sehr eine Frage, weil einer der Jugendlichen ihn bereits beschuldigt hatte. Aber das alles ruhe gerade, erzählte ich Bridget, weil Elizabeth aktuell einen Mordfall an
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