Bell ist der Nächste
Überfall beteiligt waren. Dass Sie vereinbart hatten, im richtigen Moment wegzuschauen.«
»Das ist keine sehr glaubwürdige Theorie«, sagte Spencer, »wenn man bedenkt, wie die Geschichte ausgegangen ist.«
»Stimmt. Ich glaube, ich habe eine bessere. Ich weiß einiges, was Bell nicht weiß. Zum Beispiel, dass Floyd Lambeau behauptet hat, Callies leiblicher Vater zu sein. Das hat er Terry Dawtrey erzählt.«
Spencers Kopf fuhr herum. »Unsinn.«
»Ich weiß«, sagte ich. »Callie hat erklärt, warum das unmöglich ist – die ganze Sache mit den Blutgruppen. Aber Lambeau hat die Behauptung aufgestellt. Vielleicht war das nur hohle Angeberei. Oder vielleicht hat er auch nur geglaubt, dass es stimmt oder hätte stimmen können. Haben Sie eine Waffe?«
Der plötzliche Themenwechsel brachte Spencer zum Lachen. Ein tiefes Lachen, wie seine Stimme. »Warum fragen Sie?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Neulich hat mir der Senator erzählt, dass Sie immer eine Waffe griffbereit halten. Wenn Sie eine Waffe haben, sollte ich mich vielleicht vorsehen, wenn ich die Vermutung anstelle, dass Ihre Frau möglicherweise eine Affäre mit Floyd Lambeau hatte.«
Spencer rieb sich das Kinn. »Das sollten Sie wohl besser. Aber angenommen, die Vorstellung schockiert mich nicht.«
»Wenn sie eine Affäre gehabt haben, würde das einiges erklären«, sagte ich. »Lambeau hat Sie vielleicht als Rivalen betrachtet. Als er beschloss, eine Bank zu überfallen, hat er möglicherweise nicht zufällig eine in Sault Sainte Maire ausgewählt. In Ihrem Vorgarten sozusagen. Es war eine Demonstration seiner Verachtung für Sie. Er legte es darauf an, dass Sie ihn, sobald Sie ihm über den Weg liefen, in einem Café zum Beispiel, zur Rede stellen würden.«
In Spencers Augen blitzte etwas auf. »Da könnten Sie recht haben.«
»Das erklärt, was Bell gesehen hat«, sagte ich. »Es erklärt auch noch etwas anderes. Ich habe über den Bankraub bei der Great Lakes Bank einiges gelesen, und mich hat die Vorstellung, dass Sie an jenem Tag zufällig dort aufgetaucht sind, nie überzeugt. Es heißt, dass Sie dort waren, um ein Konto zu eröffnen.«
»Und das ist in Ihren Augen ein zu großer Zufall, Mr Loogan?«
»Ich glaube, Sie haben an jenem Morgen Lambeaus Hotel überwacht. Nachdem Sie erfahren hatten, dass er in der Stadt war, wollten Sie ihn im Blick haben. Vermutlich haben Sie gesehen, wie er in den schwarzen Geländewagen gestiegen ist – er und die vier anderen. Vermutlich sind Sie dem Wagen zur Great Lakes Bank gefolgt.«
Spencer nickte. »Das ist eine plausible Geschichte.«
»Ich könnte sie noch ein bisschen ausschmücken, wenn ich zynisch wäre«, sagte ich. »Angenommen, Sie wussten im Voraus, was sie geplant hatten –«
»Woher hätte ich das denn wissen sollen?«
»Die Bankräuber waren allesamt Amateure. Vielleicht hat einer von ihnen mit irgendjemandem geredet, vielleicht ist Ihnen etwas zu Ohren gekommen –«
»Und wenn ich im Voraus etwas gewusst habe, warum habe ich das Ganze dann nicht früher gestoppt? Warum sollte ich warten, bis sie in der Bank sind?«
Ich hob eine Augenbraue. »Das war doch schrecklich verlockend, oder? Floyd Lambeau hat mit Ihrer Frau geschlafen. Wenn Sie den Bankraub einfach geschehen lassen, können Sie ihn am Tatort erschießen. Und kommen ungeschoren davon.«
Wieder lachte Spencer, das gleiche tiefe Lachen wie zuvor. »Alan Beckett hat mir schon erzählt, dass Sie eine lebhafte Fantasie haben.« Er warf mir einen offenen Blick zu. »Ich gebe zu, das wäre verlockend gewesen. Aber so ist es nicht gelaufen.«
»Schön und gut«, sagte ich. »Es ist auch nicht wirklich entscheidend. Bell hat Sie mit Lambeau gesehen. Das ist an sich schon peinlich genug. Wenn es ans Licht käme, würden Sie erklären müssen, woher Sie ihn kannten und worüber Sie an jenem Tag im Café mit ihm gesprochen haben. Vielleicht könnten Sie mit einer überzeugenden Lüge aufwarten. Vielleicht aber würden die Leute herausfinden, dass der Mann, der mit Ihrer Frau geschlafen hat, einen Bankraub direkt vor Ihrer Nase geplant hat.«
Der Wind bewegte die Trauben, die an der Laube rankten. »Also wollten Sie, dass ein Deal mit Bell gemacht wird, damit er den Mund hielt«, fuhr ich fort. »Aber nur der Staatsanwalt konnte diesen Deal machen. Sie mussten ihn beeinflussen – oder jemand anderen. Jemanden mit der Macht, einen Staatsanwalt beeinflussen zu können. Wie Senator Casterbridge. Und ich glaube, der Senator hatte
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