Bell ist der Nächste
angelassen hatte. Wie sind Sie hereingekommen?«
Lark machte eine Kopfbewegung in Richtung der weißen Tür. »Ich musste einbrechen«, sagte er.
Kenneally runzelte die Stirn, die erste echte Reaktion. »Das ist schlechter Stil.«
»Nicht das Schlimmste, was ich getan habe.«
»Unerlaubtes Betreten eines Grundstücks oder Hauses ist auch ein Vertrauensbruch. Wir haben darüber gesprochen, wie wichtig Vertrauen ist, Anthony.« Kenneally nahm seine Brille ab und rieb sich über den Nasenrücken. »Aber lassen wir das mal beiseite«, sagte er. »Es ist gut, dass Sie hergekommen sind. Ich habe mir Sorgen um Sie gemacht. Sie brauchen Hilfe.«
»Sie sind heute schon der Zweite, der mir das sagt.«
»Wer war denn der Erste?«
»Jemand, der mir wirklich helfen wollte.«
Kenneally runzelte wieder die Stirn und setzte seine Brille auf. Vom Flur war eine Stimme zu hören: »Wo bist du hin, Matt? Mit wem redest du?« Eine Frauenstimme. Kenneallys Frau.
Der Arzt trat auf den Flur hinaus. »Ich habe hier einen Patienten, Liebling.«
»Jetzt? Ich wusste nicht, dass du eine Sitzung hast.«
»Es tut mir leid. Ich hab’s vergessen. Es dauert nicht lange.«
Sie sagte ihm, sie werde sich dann schon mal um das Abendessen kümmern, und Kenneally kam wieder herein und schloss die Tür. Er setzte sich Lark gegenüber und schlug ein Bein über das andere. Er wischte sich ein paar Fussel von der Hose. Er sagte nichts. Das war einer seiner Tricks: nichts zu sagen.
Lark sagte etwas ins Schweigen hinein. »Ich habe die Kopfschmerzen unter Kontrolle.«
»Wirklich?«, sagte Kenneally. »Das ist gut.«
»Finden Sie?«
Kenneally schlang die Finger ineinander. »Merken Sie, was Sie da tun, Anthony? Sie haben bereits nahegelegt, dass ich Ihnen nicht wirklich helfen will, und jetzt unterstellen Sie mir, dass ich insgeheim möchte, dass Sie Kopfschmerzen haben. Warum sollte ich das wollen?«
»Genau das habe ich mich auch gefragt«, sagte Lark und schob seinen Füller in die Jacketttasche. »Darf ich Ihnen etwas zeigen?«
Ohne auf eine Antwort zu warten, hielt er ihm sein Notizbuch hin, das auf einer Seite aufgeschlagen war, auf der er die Namen Terry Dawtrey, Sutton Bell und Henry Kormoran notiert hatte. Jetzt hatte er noch einen hinzugefügt.
Kenneally griff nach dem Notizbuch. »Was ist das?«
»Das sind die Männer, die den Überfall auf die Great Lakes Bank verübt haben.«
Der Arzt betrachtete die Seite. »Sie haben meinen Namen mit auf diese Liste gesetzt.«
»Da gehört er auch hin, oder?«, sagte Lark und lehnte sich in dem Sessel zurück. »Sehen Sie, wie sich die Namen bewegen, wie sie auf der Seite atmen?«
»Das hatten wir alles schon, Anthony.«
»Können Sie sehen, wie rot sie sind?«
Kenneally schüttelte traurig den Kopf. »Sie leiden an einer Synästhesie, Anthony. Die Wörter sind eigentlich nicht rot. Sie bewegen sich eigentlich nicht.«
»Können Sie sehen, dass Ihr Name anders aussieht? Die anderen sind rot, aber Ihrer ist pechschwarz. Er ist in eine Million Bruchstücke zerbrochen, und die Bruchstücke kriechen übereinander.«
Kenneally seufzte. »Und was, glauben Sie, bedeutet das?«
»Es bedeutet, dass Sie schlimmer sind als die anderen drei«, sagte Lark. »Können Sie das nicht sehen?«
»Da ist nichts, woran man das sehen könnte, Anthony. Hier ist nichts als ein paar Namen, die Sie auf eine Seite geschrieben haben. Der Rest existiert nur in Ihrem Kopf.«
»Ach ja? Wo ist der Schlüssel zur Kühltruhe in Ihrer Garage?«
Diese Frage schien Kenneally nun doch zu überraschen. Er klappte das Notizbuch zu und tippte sich damit ans Kinn.
»Warum?«, fragte er.
»Ich würde gern sehen, was darin ist.«
»Was, glauben Sie, ist darin?«
»Eine Leiche«, sagte Lark. »Lucy Navarros.«
Er sah, wie Kenneally die Augenbrauen zusammenzog.
»Die verschwundene Reporterin? Warum sollte ihre Leiche in meiner Kühltruhe sein?«
»Ich war in jener Nacht dort«, sagte Lark. »Ich habe es gesehen. Sie wurde von jemandem mit einem blauen Kleinbus entführt. Genau wie Ihrer.«
Kenneally beugte sich vor. »Wir können jetzt auf der Stelle da rausgehen, Anthony. Ich werde es Ihnen zeigen. Da liegt keine Leiche in meiner Kühltruhe. Wenn ich Ihnen das zeige, werden Sie dann auch zugeben, dass Sie nicht mehr klar denken können und dass Sie Hilfe benötigen?«
Seine Stimme wurde leiser, bis sie gerade noch laut genug war, um den Abstand zwischen ihnen beiden zu überbrücken. Er klang ernsthaft. Lark glaubte
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