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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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ihm beinahe.
    Beinahe. »Sie haben die Leiche vielleicht begraben.«
    »Gerade sagten Sie noch, sie sei in der Kühltruhe. Was denn nun?«
    »Ich sagte, ich will sie sehen. Sie drehen mir die Worte im Mund herum.«
    Wieder mit leiser Stimme sagte Kenneally: »Was, wenn wir jetzt in die Garage gehen und ich Ihnen zeige, dass der Kleinbus keineswegs blau ist? Er ist grau.«
    Lark verspürte einen Anflug von Zweifel, schüttelte ihn dann aber wieder ab. »Sie könnten ihn umlackiert haben.«
    »Ich werde dieses Spiel nicht weiter betreiben, Anthony«, sagte der Arzt und stand langsam auf. »Ich kann Ihnen nicht helfen, wenn Sie für vernünftige Argumente nicht zugänglich sind.«
    In diesem Moment blies ein Windstoß die kaputte weiße Tür auf.
    Lark stand auf und holte die Waffe unter seinem Jackett hervor. »Ich will Ihre Hilfe nicht.« Er schnappte Kenneally sein Notizbuch aus der Hand und schob es sich wieder in die Tasche.
    Kenneally breitete die Arme aus. »Sie wollen mich töten? Wie viele Leute haben Sie schon getötet, Anthony? Was hat es Ihnen gebracht?«
    Die Waffe wog schwer. »Sie wollten, dass sie tot sind.«
    »Hören Sie eigentlich, was Sie da sagen? Sie können sich der Verantwortung nicht entziehen. Sie müssen selbst für Ihre Taten einstehen.«
    Lark trat einen Schritt zurück und hob die Waffe. »Ich bin es leid, Ihnen zuhören zu müssen.«
    Er legte den Finger an den Abzug, aber er fühlte sich schwer und bleiern an, als wäre das Metall ineinander verschmolzen.
    Irgendwo im Haus läutete eine Klingel.
    Kenneally drehte die Handflächen nach außen. »Sehen Sie? Sie wollen mich in Wirklichkeit doch gar nicht töten.«
    »Doch, das will ich«, sagte Lark und entsicherte mit dem Daumen die Waffe.

    Elizabeth erinnerte sich folgendermaßen daran: Die Sonne scheint warm auf ihren Nacken. Shan steht neben ihr und hat die Marke hervorgeholt. Er streckt die Hand aus, um ein zweites Mal auf den Klingelknopf zu drücken, aber die Tür schwingt nach innen auf, bevor er den Knopf erreicht hat.
    Kochgerüche. Fleisch, das in einer Pfanne gebraten wird. Eine Frau mit welligem braunem Haar, die sich die Hände an einer Papierserviette abwischt. Shan, der sie beide vorstellt und fragt, ob Matthew Kenneally hier wohne.
    »Matt hat gerade einen Patienten da«, sagte die Frau.
    Dann der Schuss. Man hätte beinahe glauben können, dass das Geräusch von spritzendem Fett in der Pfanne stammte. Die Frau blickt verwirrt über ihre Schulter nach drinnen. Dann rennt sie los. Elizabeth ruft ihr zu, sie solle warten. Aber sie bleibt nicht stehen. Elizabeth zieht ihre Neun-Millimeter. Shan hat seine Waffe schon gezogen, er ist der Frau dicht auf den Fersen.
    Zeichentrickpinguine im Fernsehen. Ein kleines Mädchen, das sich vom Sofa erhebt. Elizabeth sagt ihr, sie solle sich auf den Boden legen. Die Frau mit dem welligen Haar rennt einen Flur entlang, wirft sich gegen eine verschlossene Tür. Shan folgt ihr auf dem Fuß. Ihr Schrei kommt wie ein zweiter Schuss.
    Elizabeth bleibt in der Tür stehen und verschafft sich ein Bild des Ganzen. Zwei Sessel in der Mitte des Raumes. Ein Mann, der auf einem der Sessel sitzt. Blut, das sein Hemd tränkt. Die Brille schief im Gesicht.
    Shan an einer Seite neben ihm. Die Frau mit dem welligen Haar auf der anderen. Sie greift nach seiner rechten Hand, der Zeigefinger ist in einem unmöglichen Winkel gebogen. Shan reißt dem Mann das Hemd auf. Blasse Brust, blasser Bauch. Keine Wunde.
    »Er hat versucht, mich zu erschießen«, sagte Kenneally verstört.
    Elizabeth, die das Zimmer durchquert, sieht die Waffe auf dem Boden liegen. Sie sieht die halb geöffnete weiße Tür. Blutige Schlieren auf dem Türknauf.
    »Ich habe auf ihn geschossen«, sagt Kenneally. Du hinterlässt eine Spur, dachte Lark.
    Er rannte um das Boot seines Vaters herum, streckte eine Hand aus, um sich abzustützen. Ein blutiger Abdruck seiner Hand prangte jetzt dort auf dem weißen Fiberglas zwischen den Schattenblättern.
    Blutstropfen auch auf dem Gehsteig. Er blieb nicht stehen, um sie zu betrachten, aber er wusste, sie waren da – winzige Kreise auf dem Boden.
    Seltsam, wie lebendig er sich fühlte, die Luft, die seine Lungen füllte, sein Herz, das raste. Der Gehsteig unter ihm hämmerte. Er verspürte keinen Schmerz, in keinem Körperteil.
    Kenneally hatte ihn überrascht, als er nach der Waffe griff – das Entschlossenste, das er je von dem Arzt gesehen hatte. Sie wollen mich in Wirklichkeit doch gar nicht

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