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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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gute Gründe, Ihnen einen Gefallen zu tun.«
    »Sie lassen sich wieder von Ihrer Fantasie aufs Glatteis führen«, sagte Spencer. »Callie hat mir von Ihrer Theorie erzählt: dass Jay der fünfte Räuber war und ich dazu den Mund gehalten habe, weil der Senator mich darum gebeten hat.«
    Ich beugte mich in meinem Stuhl vor. »Als ich mit Callie gesprochen habe, sagte sie, Sie würden nie dazu beitragen, etwas zu vertuschen. Dafür wären Sie viel zu integer. Aber sie wusste nichts von Sutton Bell. Sie wusste nicht, dass Sie einen Grund hatten, diesen Deal zu wollen. Sie würden vergessen, dass Sie Jay vor der Great Lakes Bank gesehen hatten, und der Senator würde dafür sorgen, dass Bell vergaß, dass er Sie und Lambeau zusammen gesehen hat.«
    »Sie erzählen da eine schöne Geschichte, Mr Loogan. Aber es ist nur eine Geschichte. Jay Casterbridge war nicht der fünfte Bankräuber.«
    Ich zuckte mit den Schultern und lehnte mich auf dem Stuhl zurück. »Ich sage Ihnen, was ich auch Alan Beckett gesagt habe: Mir ist vollkommen egal, wer vor siebzehn Jahren eine Bank überfallen hat. Mich interessiert, was mit Lucy Navarro geschehen ist. Bislang habe ich das nicht herausfinden können. Vielleicht können Sie es.«
    Spencer hob fragend die Hand. »Und wie stellen Sie sich das vor?«
    »Hören Sie sich um«, sagte ich. »Ich denke, wer auch immer sie entführt hat, war jemand, den Sie kennen. Vielleicht Beckett. Glauben Sie, er ist dazu fähig?«
    Er dachte über die Frage nach. »Ich glaube, er könnte über so eine Idee nachdenken. Ich weiß nicht, ob er sie wirklich umsetzen würde.«
    »Wenn nicht er, dann vielleicht Jay Casterbridge.«
    »Ich sagte Ihnen schon, Jay ist nicht der fünfte Bankräuber …«
    Ich wischte seine Ungeduld mit einer Geste weg. »Gut. Aber wer auch immer der fünfte Bankräuber war – es lohnt sich bestimmt, Nachforschungen anzustellen. Und erzählen Sie mir nicht, Sie wüssten nicht, wer es war. Den Teil Ihrer Geschichte fand ich auch noch nie überzeugend.«
    Darauf reagierte er nicht, höchstens die Furchen auf seiner Stirn wurden noch ein klein wenig tiefer. Einen Moment lang schwiegen wir beide, dort im Schatten der Laube, in der Wärme des Spätnachmittags.
    »Gehen wir mal davon aus, dass ich mich bereit erkläre, herumzufragen«, sagte er schließlich, »und gehen wir davon aus, dass ich mit leeren Händen zurückkomme.«
    »Dann muss ich Sutton Bells Geheimnis lüften.«
    »Die Presse würde Ihnen nicht glauben, außer Sie bringen Bell dazu, zu reden.«
    Ich machte eine Kopfbewegung in Richtung Gästehaus.
    »Ich fange an, indem ich es Callie erzähle«, sagte ich.
    Da blickte mich Harlan Spencer finster an, seine Augen verdunkelten sich, sein Mund bildete eine hässliche Linie, und mir fuhr in den Sinn, dass ich es, allem Anschein zum Trotz, mit einem gefährlichen Mann zu tun hatte. Ich war in dem Glauben hergekommen, ich hätte nichts zu verlieren. Dass ich sein Geheimnis kannte, hieß, dass ich Oberhand gewonnen hatte. Er bekam mich buchstäblich nicht zu fassen, denn er konnte sich nicht aus seinem Rollstuhl erheben. Wenn der Senator recht hatte, trug er eine Waffe bei sich, aber selbst die würde ihm nichts nützen, es sei denn, er beschloss, mich am helllichten Tag zu erschießen.
    All das ging mir durch den Kopf, während ich auf seine Antwort wartete. Wenn ich mich jetzt daran erinnere, denke ich, dass er kurz davor war, zuzustimmen, worum ich ihn gebeten hatte. Nämlich Nachforschungen über Lucy Navarro anzustellen. Aber es war ihm gleichzeitig zuwider und er hat mich dafür gehasst.
    Ich denke, er hätte zugestimmt, aber ich habe seine Antwort nie bekommen. Ich beobachtete ihn aufmerksam und wartete. Aber er sah an mir vorbei auf die Straße.
    »Nehmen Sie die Waffe«, sagte er, und ich sah ihn vollkommen verdutzt an.
    Er muss sie in seinem Rollstuhl gehabt haben. Eine Neun- Millimeter. Ich hätte schwören können, dass ich ihn keinen Moment aus den Augen gelassen hatte, aber es war mir entgangen, dass er sie gezogen hatte. Jetzt hielt er sie mir hin, mit dem Griff in meine Richtung.
    Hinter mir quietschten die Bremsen eines Autos.
    Ich stand auf und drehte mich um. Sah einen Wagen, der über die Bordsteinkante der Bedford Road fuhr und auf dem Rasen zum Halten kam. Ich kannte ihn schon vom Parkplatz des Winston Hotels. Larks Chevrolet.
    »Ist Callie im Gästehaus?«, sagte ich.
    »Ja, verdammt noch mal«, sagte Harlan Spencer. »Nehmen Sie die Waffe.«
    Ich nahm sie

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