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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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eine Stiftung stehe.
    »Ich wusste nicht, dass das notwendig ist«, sagte ich.
    Wir blieben weitere dreißig Minuten beim Thema, und ich erfuhr alles über die Steuervorteile von gemeinnützigen Stiftungen. Als wir uns schließlich vom Tisch erhoben, hatte ich den Namen eines Anwalts, der eine Stiftung für mich gründen konnte. Dann würde ihre Stiftung meiner Stiftung eine Spende zukommen lassen, und wir wären nicht mehr zu stoppen.
    Ein paar Wolken waren hoch oben am Himmel aufgetaucht, als wir das Restaurant verließen. Sie sagte mir, sie habe ihren Wagen in einem Parkhaus in der Nähe abgestellt. Wir spazierten zusammen hin und machten dabei gesellige Konversation. Im Fahrstuhl des Parkhauses gelang es mir schließlich, ihr die Frage zu stellen, die mich schon die ganze Zeit umgetrieben hatte. »Ms Copeland«, begann ich.
    »Amelia«, sagte sie.
    »Ich frage mich, Amelia, wie Sie auf Gray Streets gekommen sind. Hat jemand Sie gebeten, Kontakt zu mir aufzunehmen?«
    Amelia Copeland sah mir in die Augen. »Wenn Sie genug wissen, um diese Frage zu stellen«, sagte sie, »dann müssen Sie ja auch eine Vorstellung von der Antwort haben.«
    »Alan Beckett.«
    »Alan Beckett, natürlich. Nun, da ist etwas, das ich mich ebenfalls frage. Was haben Sie getan, um ihn so zu verärgern?«
    Die Türen glitten auf, und wir traten hinaus. »Habe ich etwas getan, um ihn zu verärgern?«, sagte ich.
    »Etwas hat dazu geführt, dass er seine Meinung über Sie geändert hat. Vor zwei Wochen hatte er nur Gutes über Sie zu sagen, aber jetzt hält er Sie für einen sehr unsympathischen Mann.«
    Ich hatte ein paar Ideen dazu, warum er seine Meinung geändert hatte, aber die behielt ich für mich.
    »Er muss seine Gründe haben«, sagte ich. »Aber wenn das der Fall ist, warum haben Sie mich heute angerufen?«
    Ich sah, wie sich ihr Blick verfinsterte. »Alan Beckett ist ein besserer Botenjunge«, sagte sie. »Ich nehme keine Anweisungen von ihm an.« Ihr Gesichtsausdruck hellte sich wieder auf. »Außerdem irrt er sich, was Sie anbelangt.«
    Wir waren an einer Reihe von Fahrzeugen vorbeigegangen. »Da wären wir«, sagte sie und blieb stehen.
    Über ihre Schulter hinweg konnte ich ein knallrotes Cabrio sehen, eine zeitgemäße Version des Sportwagens, in dem ich sie in meiner Vorstellung hatte fahren sehen. Ich stellte mir vor, wie sie damit dahinbrauste, während der Wind ihr graues Haar zerzauste und die Enden ihres langen Schals hinter ihr herflatterten.
    Sie lächelte und sagte, dass es ein Vergnügen gewesen sei, zusammengesessen zu haben, und ich stimmte ihr zu.
    »Melden Sie sich?«, fragte sie, und ich bejahte.
    Dann nickte sie knapp, ging an dem Cabrio vorbei und stieg in das Fahrzeug, das daneben parkte.
    In einen blauen Kleinbus.

51
    Als ich nach Hause kam, sah ich Elizabeth auf der Veranda vor dem Haus auf mich warten. Entspannt saß sie auf einem Terrassenstuhl, während ihre Füße auf dem Geländer ruhten. Sie trug eine am Knie aufgerissene Jeans und eines meiner weißen Hemden, deren Ärmel sie bis zu den Ellbogen aufgekrempelt hatte. Sie wirkte still und ruhig, aber ihre Augen blitzten und blinkten. Sie hatte also Neuigkeiten.
    »Die ganze Zeit haben wir die falschen Fragen gestellt«, sagte sie prompt, als ich mich neben sie setzte.
    Ein Schmetterling landete auf dem Geländer neben ihren Füßen. Ich wartete.
    »Man muss sich bloß einmal die Zeitleiste anschauen«, sagte sie. »Der Banküberfall vor siebzehn Jahren. Floyd Lambeau starb. Matthew Kenneally kam davon. Die anderen drei wurden verhaftet – Terry Dawtrey, Sutton Bell und Henry Kormoran. Sehen wir dann mal fast ein Jahr weiter: Terry Dawtrey wurde in Sault Sainte Marie vor Gericht gestellt. Sein Vater Charlie Dawtrey war jeden Tag da. Während der Pausen verbrachte er Zeit im Park nebenan.«
    »Dort hat er Madelyn Turner kennengelernt – Nicks Mutter«, sagte ich.
    »Genau. Madelyn war vierzig. Charlie Dawtrey ging auf die sechzig zu. Er hatte sein ganzes Leben lang einen Hilfsjob nach dem anderen gemacht. Aber ein paar Wochen nach dem Prozess waren sie verheiratet. Warum? Das ist die Frage, die ich schon die ganze Zeit hätte stellen sollen. Selbst Walter Delacorte hat das gesehen. Weißt du noch?«
    Ich wusste es noch. Delacorte, der uns in einem Imbiss in Sault Sainte Marie gegenübergesessen hatte. Elizabeth hatte ihn gefragt, warum Madelyns Ehe mit Charlie Dawtrey gescheitert sei. Sie sollten besser fragen, warum sie überhaupt geschlossen worden

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