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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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sich.«
    »Dann will er jetzt also gestört werden?«
    »Kaum. Aber Sie werden ihn nicht stören, da bin ich mir ganz sicher.«
    Ich stand da und lauschte auf das Plätschern des Brunnens. »Er ist nicht hier, oder?«
    »Nein, Sir.«
    »Was, wenn ich Ihnen sage, dass ich Ihnen kein Wort glaube?«
    »Ich wäre tief gekränkt.«
    »Ganz gewiss«, sagte ich. »Aber ich muss mich selbst davon überzeugen, ob er da ist.«
    Er winkte mich durch. »Fahren Sie ruhig hinauf.«
    Ich fuhr bis ganz nach oben. Die Tür zur Eigentumswohnung des Senators stand halb offen. Drinnen schob eine Frau in Zimmermädchenuniform einen Staubsauger über den Teppich. Sie stellte ihn gerade so lange ab, dass es reichte, mir zu sagen, der Senator sei weg und sie wisse nicht, wann er wiederkommt.
    »Wissen Sie, wo er hingefahren ist?«, fragte ich.
    Sie musterte mich und war offenbar nicht beeindruckt. »Das geht mich nichts an«, sagte sie. »Und Sie auch nicht.«

    Ein paar Minuten nach eins fuhren Elizabeth und ich von der Interstate herunter und erreichten eine Stadt namens Grayling, an dem Fluss Au Sable gelegen. Wir fuhren an einem Kanuverleih und an einer Kneipe namens Spike’s vorbei und fanden ein Café mit einem geschnitzten Elch über der Tür. Wir kauften Sandwiches und Äpfel und aßen sie an einer schattigen Stelle am Fluss, auf einer Decke, die wir auf dem Gras ausgebreitet hatten.
    Elizabeth schlenderte zum Wasser hinunter, und ich saß mit gekreuzten Beinen auf dem Boden und studierte eine Straßenkarte. Eine weiße Motte flatterte über das Gras. Nach einer Weile faltete ich die Karte wieder zusammen, sammelte unseren Abfall ein und legte die Decke zusammen. Elizabeth kam vom Wasser zurück.
    »Hast du herausgefunden, wie wir fahren müssen?«
    Sie sagte es amüsiert, weil wir beide die Strecke ganz genau kannten. Nicht nötig, auf die Karte zu schauen.
    »Woran denkst du?«, fragte sie.
    Ich sah weg auf das glitzernde Wasser. »An den Senator«, sagte ich. »Er hat ein Haus in Grosse Pointe und eine Wohnung in Lansing –«
    »Das liegt beides nicht so richtig auf unserem Weg.«
    » – und einen Bungalow in Saint Ignace. Wir fahren direkt daran vorbei.«
    »Glaubst du, er ist dort?«
    »Könnte sein.«
    Sie berührte mich an der Schulter. »Was wirst du zu ihm sagen, wenn du ihn findest?«
    »Das werde ich mir überlegen, wenn wir dort sind«, sagte ich. »Das Problem ist, den Ort zu finden. Es soll direkt am See sein, aber ich habe keinen Straßennamen.«
    Ich sah, wie sie lächelte. Das war etwas, das sie beheben konnte. Sie holte ihr Handy heraus und klappte es auf.
    »Halt dich an mich«, sagte sie.

    Saint Ignace lag hundertfünfzig Kilometer nördlich von Grayling, auf der anderen Seite der Mackinac Bridge. Es ging inzwischen auf vier Uhr zu. Wir hatten die Fenster heruntergelassen, und kühle Luft strömte vom Lake Huron herein. Der Himmel war verwaschen blau. Als die Straße zu Ende war, bogen wir nördlich auf die State Street und erhaschten Blicke aufs Wasser hinter den Häusern und Bäumen.
    Der Bungalow des Senators hatte ein Dach mit dunklen Schindeln, die Mauern waren weiß. Ein Briefkasten auf einem Pfahl an der Einfahrt. Kein Name, weder auf dem Briefkasten noch an der Tür. Wir wären vielleicht vorbeigefahren, wenn wir nicht einen vertrauten Wagen neben dem Haus erblickt hätten, halb im Schatten einer Weißeiche. Lucy Navarros gelben Beetle.

52
    Wir ließen unseren Wagen in der Einfahrt stehen und gingen einen Weg entlang zur Rückseite des Hauses. Von dort bahnte sich Elizabeth ihren Weg über den steinigen Boden zum See hinunter. Ich stieg einige Holzstufen hinauf zu einer geschützten Veranda, wo ich Lucy an einem Holztisch vorfand, mit einem Laptop vor sich und Manuskriptseiten, die sie um sich herum ausgebreitet hatte.
    Sie grinste wie ein Kind, das bei irgendwelchem Unfug erwischt wird. »Hallo, Loogan.«
    Ich setzte mich auf einen Stuhl ihr gegenüber und warf einen kleinen Gegenstand auf den Tisch. Glatt und kühl, fast goldfarben. Es war eine der zusätzlichen Kugeln für den Revolver, den Bridget mir gegeben hatte. Die Waffe selbst war dort, wo ich sie gelassen hatte, im Handschuhfach des Wagens.
    Die Kugel landete auf einem Stapel ausgedruckter Seiten und rollte in einem kleinen Halbkreis aus.
    »Ich hab das auf der Treppe gefunden«, sagte ich.
    Lucy nahm sie in die Hand und schloss die Finger darum. Ihre Augen strahlten, und sie sah gut erholt aus. Sie trug kein Make-up, nichts, um die

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