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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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Radio noch Fernseher, nirgendwo war ein Buch oder eine Zeitung zu sehen. Eine ungeöffnete Bierflasche stand auf dem Couchtisch, aber sie konnte schon eine Weile dort gestanden haben. Es war zumindest kein Kondenswasser sichtbar.
    »Ich habe nicht getrunken«, sagte Tillmann, als er sah, wie ich die Flasche musterte.
    »Nein?«
    »Früher schon«, sagte er. »Hab es aufgegeben, mit der Heirat. Darlene mochte es nicht – das ist meine Frau.« Die Worte kamen langsam und monoton. »Sie hatte ihre Gründe. Ihr Vater war ein übler Trinker gewesen. Der kleinste Vorfall konnte ihn in Wut versetzen. Er hat ihr einmal den Arm ausgekugelt, als sie zehn war. Sie machte ihm Frühstück und hat ihm dabei seinen Toast verbrannt.«
    Er saß aufrecht da. Sein Ehering glitzerte im Licht der Stehlampe neben dem Sessel.
    »Deshalb hat sie mich gemocht«, sagte er. »Ich war immer so ausgeglichen. Zuverlässig. ›Wenn du außerdem nicht trinken würdest, wärst du perfekt‹, sagte sie immer. Also habe ich aufgehört.« Er zeigte auf die Flasche. »Die hab ich im Kühlschrank gefunden, als sie gefahren ist. Sie muss da drin gewesen sein, seit wir das letzte Mal Gäste hatten. Ich dachte, die würde mir vielleicht guttun.«
    »Warum haben Sie Ihre Meinung geändert?«, fragte Elizabeth.
    »Ich dachte, es ist bloß eine Flasche. Es ist nicht genug, um das zu ertränken, was auf dem Friedhof passiert ist.« Er drehte den Ring an seinem Finger. »Deshalb sind Sie doch hier, oder?«
    »Erzählen Sie, was auf dem Friedhof passiert ist«, forderte Elizabeth ihn auf.
    »Ist das nicht offenkundig?«, sagte Tillman und rieb über das Flaschenetikett. »Ich habe Terry Dawtrey ermordet.«

    Das Pendel der Standuhr schlug hin und her. Ein Windzug bewegte die dünnen Vorhänge, die vor dem Fenster hinter Tillmans Sessel hingen.
    »Paul Rhiner hat Dawtrey erschossen«, sagte Elizabeth.
    Tillman schüttelte den Kopf. Das Licht der Lampe verlieh seinen lockigen Haaren einen bronzenen Farbton. »Paul hatte nur zufällig den Finger am Abzug.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass Sie beide sich verschworen haben, um ihn zu töten?«
    »Es gab eine Verschwörung«, sagte Tillman, »aber Paul hatte damit nichts zu tun. Er war anständig. Ich glaube nicht, dass er mitgemacht hätte. Ich weiß, dass Walt anderer Meinung war.«
    »Walter Delacorte? War es seine Idee, Dawtrey zu töten?«
    Tillman senkte den Blick. »Er hat mich gefragt, ob ich es tun könnte. Und ich frage mich seither dauernd, warum er mich ausgewählt hat. Ich war seit zwölf Jahren bei der Polizei. Manche Typen mögen die Gewalt in diesem Job, aber ich gehöre nicht dazu. Wenn ich jemandem die Hände auf den Rücken drehen muss, damit ich ihm Handschellen anlegen kann, dann tu ich es. Aber es macht mir keinen Spaß. Und es gibt Leute, mit denen ich zusammenarbeite, denen das Spaß macht. Von denen hat Walt keinen angesprochen.«
    Er sah wieder auf. »Ich werde Ihnen sagen, warum ich glaube, dass er mich genommen hat. Er wollte jemanden, der zuverlässig ist, berechenbar. Er wusste nicht, ob ich ja sagen werde. Aber er wusste, dass er mich fragen konnte, ohne dass ich mich darüber aufregen würde. Er wusste, dass er mir vertrauen konnte, dass ich ihm keinen Ärger machen würde, auch wenn ich nein sage.«
    Elizabeth beugte sich auf dem Sofa vor. »Erzählen Sie mir, was er Ihnen gesagt hat.«
    »Er rief mich in sein Büro. Er hatte mit dem Gefängnisdirektor gesprochen. Sie ließen Terry Dawtrey zur Beerdigung seines Vaters aus dem Gefängnis. Walt wies mir einen Job bei der Eskorte zu, und ich akzeptierte das. Er erinnerte mich daran, dass Dawtrey auf Harlan Spencer geschossen hatte und dieser seither gelähmt war.
    ›Es gibt keinen Spielraum für Fehler‹, sagte Walt.
    ›Es wird keine Fehler geben‹, versicherte ich ihm.
    ›Wenn Dawtrey versucht zu fliehen, erschießt du ihn. Hast du damit ein Problem?‹
    ›Nein.‹
    ›Wenn du mich fragst, dann hätte er schon vor langer Zeit erschossen werden sollen‹, sagte Walt. ›Er verdient es nicht, dieselbe Luft zu atmen wie zivilisierte Menschen.‹
    ›Wenn er auch nur einen Mucks macht, wird er es bereuen.‹
    Walt sah mich eindringlich an. ›Gut so, gut so. Denn soweit ich weiß, plant er tatsächlich irgendetwas.‹
    Mit einem seltsamen kleinen Lächeln im Gesicht wartete er ab, ob ich begriff, was er gesagt hatte.
    ›Was willst du damit sagen, Walt?‹
    Das Lächeln verschwand. ›Ich will damit sagen, dass Terry Dawtrey den

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