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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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die Tasche.
    »Was sie damit sagen will«, sagte ich zu ihm, »ist, dass du dir nicht die Schuld für das geben sollst, was mit Terry passiert ist. Das ist nicht deine Schuld. Und wenn du darüber reden willst –«
    Ich sah, wie seine Lippen zitterten, wie er seine Wut kaum mehr zügeln konnte. Seine dunklen Augen starrten mich finster an. »Sind Sie jetzt der Sozialarbeiter, Mann? Sie wollen, dass ich über meine Gefühle rede? Es tut mir nicht leid, was ich für Terry getan habe. Sie kapieren gar nichts. Sie wollen mir helfen? Finden Sie heraus, warum sie ihn getötet haben.«
    Ich schüttelte traurig den Kopf. »Sie haben ihn getötet, weil er fliehen wollte.«
    »Das sagen Sie unentwegt.« Er drehte sich zu Elizabeth um. »Sie sind hierhergekommen, um ein paar Fragen zu stellen, ja? Haben Sie schon mit Sam Tillman gesprochen?«
    Ich hatte Tillman beinahe vergessen. Er war der andere Deputy, der Terry Dawtrey bewacht hatte. Paul Rhiners Partner.
    Elizabeth schüttelte den Kopf. »Ich habe noch nicht mit ihm gesprochen.«
    »Ich habe sein Haus beobachtet«, sagte Nick. »Hat er Ihnen das erzählt?«
    »Das habe ich ihr erzählt«, sagte ich. »Aber ich dachte, du hättest damit aufgehört. Ich habe dich gebeten, damit aufzuhören.«
    Nick ignorierte mich. »Sam hat in den letzten zwei Wochen auf seiner Couch geschlafen. Dann, am Donnerstag, hat ihn seine Frau verlassen. Sie hat die Kinder und den Hund mitgenommen. Hat einen Haufen Zeug ins Auto gepackt.«
    Elizabeth beobachtete ihn aufmerksam. »Stimmt das?«
    »Gestern ist der Priester zu ihm gekommen«, sagte Nick. »Sie sind hineingegangen und haben eine Stunde lang miteinander gesprochen. Was sie gesagt haben, konnte ich nicht hören.«
    »Wenn Tillmans Ehe gefährdet ist«, sagte sie, »dann haben sie vielleicht darüber gesprochen.«
    Frustriert schloss Nick die Augen. »Vielleicht haben sie auch gebetet, dass es regnet. Aber ich denke, wenn ein Priester in dein Haus kommt, dann tut er das vielleicht, weil du etwas zu beichten hast.« Seine Augen öffneten sich wieder. »Paul Rhiner ist derjenige, der Terry erschossen hat. Also was hat Sam Tillman dann zu beichten?«
    Zunächst sagte Elizabeth gar nichts. Sie zog sich ihre Halskette nachdenklich über das Kinn.
    »Ich will, dass du dich von Sam Tillmans Haus fernhältst«, sagte sie schließlich.
    »Ja«, sagte er. »Den Satz habe ich auch schon mal gehört.«
    »Du hast recht, wütend zu sein«, sagte sie zu ihm. »Ich habe mich Terrys Tod noch nicht ausreichend gewidmet. Aber das werde ich jetzt tun, das verspreche ich dir. Und ich fange mit Tillman an. Ich werde mit ihm reden.«
    »Das wird aber auch Zeit.«
    »Deshalb musst du dich auch von ihm fernhalten. Und da ist noch etwas.«
    »Ja?«
    »Ich muss mehr über Terrys Fluchtplan wissen«, sagte sie. »Wessen Idee es war, wie ihr das arrangiert habt, alle Einzelheiten.«
    Er sah sie misstrauisch an. »Ich werde es Ihnen sagen, aber ich möchte mitkommen, wenn Sie mit Tillman sprechen.«
    Ich rechnete damit, dass sie seinen Wunsch abschlug, aber sie nickte. »Du kannst mitkommen«, sagte sie. »Aber du musst tun, was ich sage. Wir werden morgen hinfahren. Bis dahin hältst du dich von ihm fern.«
    »Warum können wir nicht sofort fahren?«
    »Ich brauche Zeit zur Vorbereitung. Es geht erst morgen.«
    Skeptisches Schweigen. Dann: »In Ordnung.«

54
    Elizabeth und ich brachen etwa um zwanzig nach neun auf. Ich lauschte auf das Rollen der Kiesel unter den Reifen, als wir über die Einfahrt auf die Straße fuhren. Ich hatte mein Fenster heruntergelassen.
    »Ich war überrascht, als du Nick sagtest, er könne morgen mitkommen«, sagte ich.
    Elizabeth lenkte den Wagen durch eine weite Kurve. »Bist du empört, David?«
    »Ein bisschen. Das war so eine dreiste Lüge.«
    Sie lächelte, aber das Lächeln war freudlos. »Meinst du, er hat es geglaubt?«
    »Ich denke schon.«
    Ich wusste, dass sie den Jungen nicht gern täuschte, aber sie konnte ihn nicht mitnehmen, wenn sie Tillman befragte. Aber es hatte auch keinen Sinn, mit ihm darüber zu streiten.
    »Dann warten wir also auch nicht bis morgen?«, sagte ich und streckte die Hand aus, um ihr Haar zu berühren.
    Sie lehnte den Kopf zurück. »Ich dachte, wir fahren jetzt.«
    Wir fuhren Richtung Norden, und als wir die zweispurige Landstraße erreicht hatten, beschleunigte Elizabeth. Ich schloss mein Fenster. Auf beiden Seiten der Straße wischten dunkle Baumreihen vorüber.
    »Was halten wir von Madelyn

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