Bell ist der Nächste
wunderbarer Mann«, sagte sie. »Er machte sich natürlich große Sorgen um seinen Sohn, war oft traurig. Anfangs tat er mir sehr leid. Ich wollte ihm helfen. Aber ich brauchte auch etwas von ihm. Ich war Witwe. Charlie und ich haben uns gegenseitig geholfen.«
»Aber Sie sind nicht zusammengeblieben«, sagte Elizabeth.
»Nein. Als Terry ins Gefängnis kam, brach es Charlie das Herz. Ich dachte, ich könnte etwas verändern, indem ich ihm noch ein Kind schenkte. Als Nick auf die Welt kam, wartete ich immer darauf, dass Charlie wieder glücklich wird. Aber manche Wunden heilen nicht.«
Madelyn sah nach draußen. Dort im Garten spielte ihr Sohn mit einem alten Autoreifen, der mit einem Seil am Ast einer Ulme festgebunden war.
»Charlie und ich haben uns scheiden lassen, und ich habe wieder geheiratet – Alden Turner, der mir geholfen hat, Nick großzuziehen. Er hat uns dieses Haus hinterlassen. Aber Charlie war immer fester Bestandteil im Leben seines Sohns, besonders, nachdem Alden gestorben war.«
»Und ist er auch Ihnen nahegeblieben?«, fragte Elizabeth.
»Charlie und ich haben uns von Zeit zu Zeit auf einen Drink getroffen und ein bisschen miteinander geplaudert. Im Laufe der Jahre war er weicher geworden. Wenn er wollte, konnte es sehr schön mit ihm sein.«
»Und an dem Abend, bevor Charlie gestorben ist, haben Sie sich auf einen Drink getroffen?«
»Genau.«
»Aber Kyle Scudder gefiel das nicht.«
Madelyn schürzte die Lippen. »Kyle neigt zur Eifersucht. Er kann sehr aufbrausend sein. Er hat das mit Charlie nicht kapiert. Und Charlie war auch nicht gerade hilfreich. Er hat Kyle nicht gemocht. Er fand, dass Kyle zu besitzergreifend war.«
»Ich habe heute Morgen mit Sheriff Delacorte gesprochen«, sagte Elizabeth. »Er hat mir erzählt, dass Sie Ihre Aussage darüber, was in jener Nacht geschehen ist, geändert haben. Zuerst haben Sie gesagt, dass Kyle Ihnen nach Hause gefolgt, aber nicht geblieben sei, dann haben Sie gesagt, dass er die Nacht hier verbracht habe.«
Über Madelyns Gesicht huschte ein Schatten. »Als ich das von Charlie gehört habe – « Ihre Stimme brach, und sie setzte noch einmal von Neuem an. »Nick hat mich angerufen, als er die Leiche gefunden hat, und ich bin hingefahren, und ich habe gesehen … das ist etwas, das ich nie mehr vergessen werde. Es waren erst ein paar Stunden vergangen, als der Sheriff mich wegen Kyle befragte, und ich hatte bereits etwas getrunken. Ich war wütend auf Kyle wegen der Art, wie er Charlie im Cozy Inn behandelt hatte. Ich war nicht mehr klar im Kopf. Aber die Wahrheit ist, dass Kyle die ganze Nacht hier gewesen ist. Er kann Charlie nicht getötet haben.«
»Er könnte aber dafür ins Gefängnis gehen«, wandte Elizabeth ein.
»Das kann ich nicht glauben. Man wird die Wahrheit herausfinden. Es muss doch Gerechtigkeit geben.«
»Was macht Sie da so sicher?«
»Kyle ist unschuldig. Das muss doch Grund genug sein. Finden Sie nicht?«
»Es wäre schön, wenn es immer so wäre«, sagte Elizabeth und griff in ihre Tasche, die neben ihr auf dem Sofa stand. »Ich glaube im Übrigen auch, dass er unschuldig ist.« Sie nahm eine Kopie von Sarahs Skizze des Mannes mit dem karierten Hemd heraus. »Haben Sie diesen Mann schon einmal gesehen?«
Madelyns Antwort konnte ich nicht verstehen, denn sie ging zu einem Schreibtisch in der Ecke und suchte nach ihrer Lesebrille. Ich sah hinaus in den Garten, sah Nick Dawtrey neben der Reifenschaukel stehen. Er schien zu mir hereinzustarren. Ich entschuldigte mich, gab vor, mir die Beine vertreten zu müssen.
Ich ging durch die Küche hinaus auf die Terrasse und von dort in den großen Garten. Nick hatte einen Arm durch die Reifenmitte geschlungen und schaukelte auf seinen Füßen hin und hier. Er trug ein loses Hemd und eine Jeans, die am Knie zerrissen war.
Gerade als ich auf ihn zuging, entdeckte ich in der Einfahrt Lucy Navarro. Sie stand neben ihrem Beetle und hatte einen Hund bei sich, halb Spaniel und halb sonst etwas. Das Tier japste verspielt und wedelte mit dem Schwanz. Lucy fütterte ihn mit Happen aus einer Fast-Food-Verpackung, warf einzelne Brocken in die Luft und sah zu, wie der Hund hochsprang, um sie zu schnappen.
»Kennen Sie sie?«, fragte Nick Dawtrey, der Lucy Navarro ebenfalls entdeckt hatte.
Irgendwann schien der Vorrat aufgebraucht, und Lucy legte die Schachtel ins Gras. Sie holte eine Flasche aus dem Wagen und goss Wasser in die Schachtel, sodass der Hund trinken konnte.
Neben mir
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