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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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das?«
    »Geraten. Ihre Beine sind gebräunt, und Sie zeigen sie gerne her. Sie vermitteln Selbstvertrauen, obwohl Sie gar nicht so genau wissen, was Sie da eigentlich machen. Wie lange sind Sie schon Reporterin?«
    »Noch nicht so lange.«
    »Besonders gut ausgebildet sind Sie nicht.«
    Sie lächelte. »Merkt man das?«
    »Wenn man jemanden als Quelle benutzen will, sagt man ihm das normalerweise nicht ins Gesicht. Warum sind Sie denn nach Michigan geschickt worden?«
    »Um über Callie Spencer zu berichten.«
    »Bringen Sie keine Storys mehr über Elvis und Außerirdische?«
    »Der National Current ist eine seriöse Zeitung.«
    »Schön, wie Sie das sagen, ohne eine Miene zu verziehen.«
    Ihre Augen funkelten. »Ich habe geübt.«
    »Hat der Current vor, Callie Spencers politische Laufbahn zu ruinieren?«
    Lucy zuckte mit den Schultern. »Ich denke, sie hätten nichts dagegen, wenn es Auflage bringt. Aber ich habe vor, an der Story dranzubleiben, wo auch immer das hinführt. Nicht mehr und nicht weniger.«
    Eine Andeutung von Berufsehre lag jetzt in ihrer Stimme.
    »Wo, glauben Sie denn, führt sie hin?«, fragte ich.
    »Im Moment – zurück zu Terry Dawtrey. Wussten Sie, dass seine Großmutter vor ein paar Jahren gestorben ist? Damals wollte der Gefängnisdirektor des Kinross Prison ihn nicht zur Beerdigung rauslassen. Diesmal hat er es getan.«
    »Vielleicht ist der Direktor milder geworden«, mutmaßte ich.
    »Vielleicht wollte diesmal jemand, dass Dawtrey rauskommt«, sagte Lucy. »Was wissen Sie über den Überfall auf die Great Lakes Bank?«
    »Ich weiß das Wesentliche.«
    Sie begann die Bankräuber an ihren Fingern abzuzählen. »Der Mann, der das ganze Ding geplant hat, Floyd Lambeau, ist tot. Der Fahrer konnte entkommen. Von den dreien, die geschnappt wurden, hat Dawtrey die mit Abstand höchste Gefängnisstrafe erhalten. Kormoran saß bloß sechs Jahre, Bell weniger als drei.«
    »Das ist doch logisch«, sagte ich. »Dawtrey ist derjenige, der auf Harlan Spencer geschossen hat.«
    »Das stimmt schon, aber die anderen sind mit ziemlich milden Strafen davongekommen. Dawtrey hat die ganze Zeit im Gefängnis gesessen, und als ihm eine kurze Unterbrechung gewährt wurde – für die Beerdigung seines Vaters –, war er am Ende tot. Das löst bei mir doch Zweifel aus, ob alles so ist, wie es scheint. Was ist wirklich mit Terry Dawtrey geschehen? War es geplant, dass er für ein paar Stunden aus dem Gefängnis rauskommt? Hat jemand seinen Tod geplant? Das sind die Fragen, die ich gern Detective Waishkey stellen würde, wenn ich nur davon ausgehen könnte, dass sie sie beantwortet.«
    Ich zeigte ihr meine leeren Hände. »Ich werde sie auch nicht beantworten.«
    »Kommen Sie, Loogan«, sagte sie. »Geben Sie mir irgendwas. Was haben Sie heute auf dem Hügel über dem Friedhof gemacht?«
    Ich lauschte auf das Gemurmel aus dem Fernseher und schwieg.
    »Was ist mit Sheriff Delacorte?«, fragte sie. »Detective Waishkey und Sie haben sich heute Morgen mit ihm getroffen. Was hat er Ihnen erzählt?«
    Ich drückte meinen Daumennagel in den Styroporbecher.
    »Gefällt es ihm, dass Detective Waishkey hierherkommt und Fragen stellt? Hat er versucht, sie von weiteren Nachforschungen in diesem Fall abzuhalten?«
    Das war eine neue Idee. Ich musste überlegen und runzelte die Stirn. »Niemand hat versucht, sie von weiteren Nachforschungen abzuhalten«, sagte ich.
    Neugierig neigte sie den Kopf. »Sagen Sie mir die Wahrheit?«
    »Warum sollte ich lügen?«
    Das Geräusch aus dem Fernseher ebbte ab, und ich sah, wie Lucy Navarro in ihre Hemdtasche griff und ein zusammengefaltetes Papiertaschentuch herausholte.
    »Wir sind auf demselben Stockwerk untergebracht«, sagte sie. »Ich muss an Ihrem Zimmer vorbei, wenn ich zum Fahrstuhl gehe. Heute Abend habe ich im Flur vor meiner Tür etwas entdeckt. Wollen Sie raten, was das war?«
    Ich griff nach meinem Apfel, biss hinein. Wartete.
    »Eine Kugel«, sagte sie. »Neun Millimeter, glaube ich.«
    Sie legte das Papiertaschentuch auf den Tisch und faltete es auseinander. Darin lagen zwei Kugeln.
    »Vor Ihrer Tür habe ich auch eine gefunden«, sagte sie. »Sind Sie sicher, dass niemand Sie davon abhalten will, weiter in dem Fall zu ermitteln?«

14
    Die Zeitschriften, die im Wartezimmer lagen, waren mit Adressaufklebern versehen, und auf jedem stand derselbe Name: DR. MATTHEW KENNEALLY.
    Anthony Lark hatte ein Exemplar der U. S. News in seinem Schoß liegen. Seine linke Hand fühlte

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