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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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Kopf. »Ich hab nichts gerochen. Aber irgendetwas stimmt da nicht. Die Zentrale versucht, seinen Sohn zu erreichen.«
    Elizabeth sah zum Senator hinüber, der im Gras saß. Die Blätter der Eiche flatterten in der Luft über ihm.
    »In Ordnung«, sagte sie. »Ich werde mit ihm reden.«
    Ich blieb mit Fielder beim Streifenwagen, während Elizabeth die Straße überquerte und sich zu dem Senator unter der Eiche gesellte. Er stand auf, als sie sich näherte. Er schien fest auf beiden Beinen stehen zu können.
    Der Himmel war inzwischen von einem dämmrigen Blauschwarz. Das pulsierende Blaulicht des Streifenwagens verlieh der ganzen Szene etwas Unwirkliches. Ein paar Leute traten auf ihre Veranden heraus. Das Paar mit dem Kinderwagen wurde allmählich ungeduldig, und Fielder ging zu ihnen, um mit ihnen zu sprechen.
    Nach einer Weile kehrte Elizabeth zurück. Das scharfe Geräusch ihrer Schritte störte die abendliche Ruhe. Der Senator hatte sich wieder ins Gras gesetzt.
    »Wie geht es ihm?«, fragte ich.
    Sie seufzte. »Er hat mir die gleiche Story erzählt wie Fielder. Er habe einen Auftrag. Als ich ihn um Einzelheiten bat, sagte er, er müsse seine Frau erreichen.«
    Der Satz hallte in unseren Ohren nach. Wir wussten beide, was daran nicht stimmte. Der Senator hatte keine Frau mehr, sie war schon vor Jahren gestorben.
    »Er braucht Hilfe«, sagte Elizabeth. »Ich muss schauen, ob in der Zwischenzeit jemand zu seinem Sohn vorgedrungen ist.«
    Sie ging zu Fielder hinüber. Ich dagegen schlenderte, mit den Händen in den Hosentaschen, über die Straße auf die Eiche zu und schaute mich dabei interessiert in der Gegend um.
    Als ich die Stelle erreichte, wo der Senator war, setzte ich mich zu ihm ins Gras. Die Ärmel seines cremefarbenen Anzughemds waren bis zu den Ellbogen aufgekrempelt. Die Hosenbeine waren hochgerutscht und entblößten seine Knöchel. Er trug Slipper und keine Socken.
    »Sind Sie jetzt dran?«, sagte er. »Hat man Sie hergeschickt, damit Sie mich befragen?«
    Ich sah zu dem Himmel aus Blättern und Ästen hinauf. »Ich geh bloß spazieren«, sagte ich. »Es hieß, entweder das hier oder zu Hause Gartenarbeit machen.«
    »Sie sind ein vernünftiger Mann. Es ist ein schöner Abend zum Spaziergehen.«
    »Könnte kühler sein.«
    Er lehnte sich zurück, stützte sich auf die Arme. Im Licht der Straßenlaterne konnte ich sehen, wie die Adern an seinen Handgelenken hervortraten.
    »Ich hatte nie was gegen die Hitze«, sagte er. »Haben Sie sich anständig benommen?«
    Ich zupfte an einem Grashalm. »Mehr oder weniger.«
    »Ich habe gehört, dass Sie meine Schwiegertochter angerufen haben.«
    Das stimmte. Ich hatte im Lauf des Tages Callie Spencer angerufen, weil ich es Lucy versprochen hatte. Callie hatte mich damit überrascht, dass sie Lucys Bitte um ein Interview nachgekommen war.
    Der Senator betrachtete mich ernst. »Sie müssen vorsichtig sein«, sagte er. »Sie ist vergeben.«
    »Ich weiß.«
    »Wir alle sind versucht.«
    Ich lauschte auf das Rascheln der Blätter. Der Senator war verstummt, obwohl es so aussah, als hätte er zum Thema Versuchung noch einiges zu sagen. Etwas hatte ihn abgelenkt. Ich bemerkte, wie er an meiner Schulter vorbeistarrte, während ihm Strähnen seines silbrigen Haars in die Stirn fielen. Plötzlich waren seine Augen hellwach.
    Ich drehte mich um und erblickte einen Lexus, der auf der anderen Seite der Third Street an den Bordstein fuhr. Die Fahrertür öffnete sich, und Alan Beckett hievte sich hinter dem Lenkrad hervor. Er trug einen Anzug ähnlich altmodisch wie der vom Vorabend und zupfte an seinem Hemdkragen, während er die Straße überquerte. Er bewegte sich schwerfällig. Die Luft schien auf ihm zu lasten. Er holte ein Taschentuch heraus, um sich den Schweiß vom kahlen Kopf zu wischen.
    »Senator«, sagte er. »So geht das nicht.«
    »Al ist ein Pykniker«, sagte John Casterbridge zu mir, als wären wir immer noch allein. »Das liegt an seinen Genen. Dafür kann er wirklich nichts.«
    »Senator – «
    »Deshalb schiebt er sich hier herum wie ein Walross.«
    Beckett ignorierte die Beleidigung. »Das haben wir alles doch schon so oft besprochen, Senator. Sie haben einen Fahrer. Wenn Sie irgendwohin wollen, dann fährt er sie.«
    »Al meint, man müsse mich wie Frachtgut herumkarren.«
    »Er fährt Sie«, sagte Beckett. »Und dann fährt niemand über irgendwelche Stoppschilder, und niemand wird verletzt.«
    Ich mischte mich ein. »Der Senator hat kein Stoppschild

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