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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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nicht.
    Als wir zu Hause ankamen, lag Sarah auf dem Sofa und sah ebendiesen Reporter in den Zehn-Uhr-Nachrichten. Sie wollte ganz genau hören, was da passiert war, und während Elizabeth ihr berichtete, ging ich nach oben.
    Auf der Kommode im Schlafzimmer fand ich eine Nachricht für mich. Sarahs Handschrift. Lucy Navarro hat angerufen. Habe ihr deine Handynummer gegeben. Irgendeine Verwandtschaft mit E. L. Navarro?
    Ich schaltete mein Handy an, und bevor ich mich noch fragen konnte, wer E. L. Navarro war, begann es schon zu vibrieren. Ich klappte es auf. Sie gab mir gar keine Chance, hallo zu sagen.
    »Loogan, Sie sind ein Zauberer.«
    »Wie geht’s, Lucy?«
    »Ich habe Antwort von Callie Spencer bekommen. So geht’s. Sie ist bereit, mit mir zu sprechen. Sie sagte, Sie hätten sie angerufen und überredet.«
    »Tja, ich komme mit Menschen eben gut zurecht.«
    »Was haben Sie ihr denn erzählt?«
    »Ich habe ihr die Wahrheit erzählt. Hab ihr gesagt, dass Sie die Schnapsidee hätten, Floyd Lambeau sei ihr Vater.«
    »Das war alles?«
    »Das war alles. Wenn sie sich jetzt mit Ihnen treffen will, dann weil sie wahrscheinlich denkt, dass sie Sie von etwas anderem überzeugen kann.«
    »Wir werden sehen. Ich habe einen Termin, das ist das Entscheidende. Morgen um zwei bei den Spencers. Ich will, dass Sie das wissen, für alle Fälle.«
    »Was meinen Sie damit?«
    Diffuses Schweigen. Dann: »Sie wissen, was ich damit meine, Loogan.«
    Ich wusste es. Weil sich ihre Stimme verändert hatte. Sie klang ernst.
    Mir fiel wieder ihre Theorie ein – dass die Spencers vielleicht den Mann im karierten Hemd angeheuert und dafür gesorgt hatten, dass Terry Dawtrey getötet worden war.
    »Ach was«, sagte ich. »Sie glauben, Sie stellen die falsche Frage, und dann – was? – lassen die Spencers Sie verschwinden?«
    »Ich kann es nicht ausschließen«, sagte Lucy.
    »Doch, ich glaube, das können Sie.«
    »Wir werden sehen. Ich werde Sie anrufen und Ihnen erzählen, wie es gelaufen ist. Wenn Sie nichts von mir hören, dann tun Sie bitte, was Sie für richtig halten. Falls ich verschwinden sollte, können Sie mich vielleicht wiederfinden.«
    Ihre Stimme klang jetzt sorglos und leicht, aber ich glaubte, immer noch einen ernsten Unterton hören zu können.
    »Und wenn Sie mich nicht finden können«, sagte sie, »hätte ich nichts dagegen, wenn Sie mich rächen.«

24
    Alle Menschen streben von Natur aus nach Wissen. Das sagt Aristoteles in seiner Metaphysik , wie ich in einem Philosophieseminar am College vor zwanzig Jahren gelernt habe, in ebenjenem Seminar, in dem ich auch die Bedeutung von Ockhams Skalpell und noch ein paar andere, halbwegs nützliche Brocken der Weisheit erklärt bekommen habe.
    Alle Menschen streben von Natur aus nach Wissen. Das erklärt, warum Eltern in den Tagebüchern ihrer Kinder schnüffeln, warum Leute langsamer fahren, um Unfälle auf dem Highway anzuglotzen, und warum ich mit Lucy Navarro zu ihrer Verabredung mit Callie Spencer gefahren bin.
    Und obwohl ich eigentlich nicht glaubte, dass Lucy in Gefahr war, gehörte auch das dazu. Ich dachte an die Kugeln, die jemand vor unseren Hotelzimmern in Sault Sainte Marie hinterlassen hatte.
    Ich holte Lucy um Viertel vor zwei ab, und wir erreichten das Haus der Spencers pünktlich. Callie spazierte gerade in der Sonne draußen auf dem Rasen vor der geschwungenen Einfahrt herum. Ihre Eltern waren den Nachmittag über außer Haus, und ihr Mann war zurück nach Lansing gefahren.
    Sie führte uns durch das Haus, durch das Atelier ihres Vaters und durch den Garten ihrer Mutter. Als wir über den Rasen hinter dem Haus zum Gästehäuschen gingen, plauderte sie über einen Gesetzentwurf, mit dem die Kostenübernahme für die Gesundheitsversorgung von Kindern, die in Armut lebten, vorgesehen war und der dem Parlament von Michigan zur Abstimmung vorlag. Ein sanfter Wink, wie erfolgreich sie für die Regierung des Bundesstaates arbeitete und was sie im Senat leisten könnte.
    Reben rankten sich an den braunen Backsteinmauern des Häuschens empor. Daneben auf dem Kies parkte ein silberner Ford der Mittelklasse. Ziergras wuchs entlang des Weges, der zur Haustür führte. Die Tür öffnete sich in einen großen hohen Raum. Auf der Rechten die Küche mit allerlei Geräten aus rostfreiem Stahl, links kastenförmige Ledersofas in einer Art Sitzlandschaft.
    Callie Spencer führte uns an den Sofas vorbei zu einem Schreibtisch mit einer Glasplatte neben einem Fenster, das auf

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