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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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das Haupthaus ging. Sie bat uns, auf zwei Polsterstühlen Platz zu nehmen. Unsere Besichtigungstour war vorüber.
    »Sie wollen über Floyd Lambeau sprechen«, sagte sie ohne Umschweife und mit Blick auf Lucy Navarro.
    Lucy legte ihre Sonnenbrille auf dem Schreibtisch ab und holte einen Notizblock aus der Tasche.
    »Richtig.«
    »Sparen Sie sich die Zeit«, sagte Callie. »Sie wollen wissen, ob Lambeau mein Vater ist? Das ist er nicht. Es ist ein Gerücht, das schon vor Jahren von einem fiesen politischen Gegner in die Welt gesetzt worden ist. Da ist nichts dran.«
    »Ich habe es nicht von einem Ihrer politischen Gegner gehört«, sagte Lucy. »Ich habe es von Terry Dawtrey gehört, der behauptete, er habe es von Lambeau selbst.«
    Callie setzte sich auf einen Drehstuhl hinter dem Schreibtisch. »Das ist eine neue Variante«, sagte sie, »aber es ändert nichts. Die Geschichte ist nicht wahr. Es gibt einen guten Grund, warum keine Zeitung das je gedruckt hat.«
    Ich sah, wie sie sich in ihrem Stuhl zurücklehnte, eine Anwältin, die sich ihrer Sache ganz sicher war.
    »Floyd Lambeaus Blutgruppe war AB. Sie können das in seinem Autopsiebericht nachlesen. Es ist eine öffentlich zugängliche Akte. Meine Blutgruppe ist 0. Das ist auch bekannt. Ich habe einmal eine Kampagne für das Rote Kreuz gemacht, um Menschen dazu zu ermuntern, ebenfalls Blut zu spenden. Lambeau ist nicht mein Vater, weil jemand mit der Blutgruppe AB keine Kinder mit Blutgruppe 0 zeugen kann. Das ist unmöglich. Ein Mensch mit Blutgruppe 0 muss dieses Gen von beiden Elternteilen vererbt bekommen. Ein Mensch mit Blutgruppe AB hat kein 0-Gen, das er weitergeben könnte.«
    Lucy machte sich Notizen. Da ich neben ihr saß, konnte ich gut lesen, was sie aufgeschrieben hatte. Meine Hochachtung für sie stieg.
    »Ich bin froh, dass Sie bereit waren, mit mir zu sprechen«, sagte sie zu Callie. »Wenn ich diese Geschichte so abgegeben hätte, hätte ich ja sehr dumm ausgesehen.«
    Glaubt sie, ich hätte Lambeaus Autopsiebericht nicht gelesen? , stand auf ihrem Schreibblock. Meint sie, ich hätte nie ihre Blutgruppe recherchiert?
    »Vielleicht sind Sie ja bereit, auch noch ein paar andere Dinge für mich zu klären«, fuhr sie fort.
    Entschuldigen Sie, dass ich nicht ganz ehrlich war, Loogan, stand auf dem Block. Verzeihen Sie mir?
    Callie nickte, und Lucy sprach weiter. »Ich habe im Frühjahr im Gefängnis mit Terry Dawtrey gesprochen. Er behauptete, die Identität des fünften Bankräubers zu kennen – des Fahrers beim Great-Lakes-Bankraub. Überrascht Sie das?«
    Callie sah sie skeptisch an. »Was meint er denn, wer es war?«
    »Er kam nicht mehr dazu, es mir zu erzählen. Aber er hat ein paar Andeutungen gemacht. Ich gehe ihnen gerade nach.«
    »Klingt, als wollte er Sie ordentlich zappeln lassen.«
    »Sie wussten also nicht, dass er das behauptet hat?«
    Callie hob die Schultern und senkte sie wieder. »Wie sollte ich?«
    »Ist das ein Nein?«, fragte Lucy.
    »Das ist ein Nein.«
    »Kommt es Ihnen seltsam vor, dass Ihr Vater den fünften Räuber nie identifizieren konnte?«
    Das führte zu einem leichten Stirnrunzeln bei Callie. »Ich bin nicht sicher, ob ich Sie richtig verstehe.«
    »Ihr Vater hat den Fahrer draußen vor der Bank gesehen«, sagte Lucy, »und trotzdem konnte er den Mann nicht beschreiben.«
    Ich dachte, einen Anflug von Ungeduld in Callies Antwort zu hören.
    »Mein Vater wurde an jenem Tag in den Rücken geschossen«, sagte sie. »Er musste sich einer stundenlangen Operation unterziehen. Ich glaube, es ist verzeihlich, wenn er eine Erinnerungslücke hat.«
    »Das war überhaupt nicht als Kritik gemeint.« Lucy wischte das Thema achselzuckend weg. »Haben Sie Floyd Lambeau je getroffen?«
    Callie drehte sich in ihrem Stuhl zur Seite und legte die Hand auf die Glasplatte. »Er hat einmal, als ich Jura studierte, einen Vortrag an der University of Michigan gehalten. Ich habe mir den Vortrag angehört. Aber auch das ist bereits geklärt. Da gibt es keine Story.«
    »Sie sind Lambeau bei keiner anderen Gelegenheit begegnet?«, fragte Lucy.
    »Nein.«
    »Wenn mir also jemand erzählen würde, er hätte Sie beide zusammen gesehen, dann wäre das eine Lüge?«
    »Hat Terry Dawtrey Ihnen das erzählt?«
    Lucy schüttelte den Kopf. »Das hat mir Henry Kormoran erzählt.«
    Diese Antwort überraschte mich, und ich dachte, sie hätte Callie Spencer auch überraschen müssen. Aber sie sagte: »Dann hat Henry Kormoran gelogen. Oder er hat sich

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