Bell ist der Nächste
aber die alte war im Frühjahr gegangen, und ich hatte sie noch nicht wieder ersetzt. Eine Zeitlang waren alle Praktikanten Studenten der englischen Fakultät der hiesigen Universität gewesen, aber in letzter Zeit hatte ich das ausgeweitet. Ein Praktikant studierte Informatik. Eine junge Frau studierte Geschichte und wollte Dramatikerin werden. Ich schickte beide mit einer ganzen Ladung voller Einsendungen vom Stapel mit den unverlangt eingesandten Manuskripten nach Hause. Vielleicht entdeckten sie ja eine Perle darunter. Wahrscheinlich nicht.
Als sie gingen, hatte der Glaser, den ich beauftragt hatte, die zerbrochene Scheibe in der Eingangstür der Redaktion zu ersetzen, gerade seine Arbeit beendet. Ich schrieb ihm einen Scheck über eine Summe aus, bei der ich ins Grübeln kam, ob ich nicht vielleicht doch in der falschen Branche gelandet war, und er packte sein Werkzeug zusammen und zog ab.
Ich verließ Gray Streets , ging in einen Bioladen und kaufte gegrillte Krabben, roten Pfeffer und Zucchini. Ich war gerade dabei, alles im Ofen aufzuwärmen, als Elizabeth nach Hause kam. Wir waren allein, Sarah war zum Abendessen zu einer Freundin gegangen.
Wir aßen im Garten, hatten es uns auf unseren Gartenstühlen bequem gemacht und sahen zu, wie sich die Wolken am Himmel golden färbten. Später holten wir die Gartenscheren und beschnitten eine Glyzinie, die begonnen hatte, Ranken über den Zaun und in den Garten der Nachbarn wuchern zu lassen. Danach widmeten wir uns den Hecken auf beiden Seiten des Hauses, und bald war der Boden mit Ästen übersät, die in Säcke gepackt und an den Bordstein gestellt werden mussten.
Ich ging in die Garage, um nach Säcken zu schauen, und als ich zurückkam, hatte Elizabeth ihr Handy am Ohr. Sie sagte etwas, das ich nicht verstand, und dann: »Ich muss los.«
Ich sah, wie sie ihr Handy zuklappte. »Arbeit?«, sagte ich.
»Verkehrsunfall.«
»Und dafür brauchen sie dich? Wie schlimm ist es denn?«
»Es geht nicht darum, wie schlimm es ist, sondern, wer es ist.«
Senator John Casterbridge saß im Gras unter einer Eiche. Beine gekreuzt, die Unterarme auf den Knien. Sein Wagen, ein Mercury Grand Marquis, stand nur wenige Schritte entfernt, quer auf der Straße. Third Street, nahe der Kreuzung zur Jefferson.
Elizabeth parkte einen halben Block entfernt. Sie stellte den Motor ab, ließ die Fenster offen. »An sich solltest du hierbleiben«, sagte sie, ohne sich zu mir zu drehen.
Sie stieg aus, und ich lief hinter ihr her. Mitten auf der Kreuzung stand ein Streifenwagen, dessen Blaulichter sich geräuschlos drehten. Als sie sich ihm näherte, trat ein Polizist in Uniform vor, um sie in Empfang zu nehmen. Ein junger Mann namens Fielder.
Sie sprachen einen Augenblick lang darüber, was genau passiert war. Der Senator war auf der Third Street in südlicher Richtung unterwegs gewesen. Ein anderer Autofahrer – ein Zwanzigjähriger mit einem Jeep – war in östlicher Richtung auf der Jefferson entlanggefahren. Die Kreuzung war von allen vier Seiten mit einem Stoppschild versehen. Der Senator war als Erster auf die Kreuzung gefahren, aber der Jeep war einen Moment später einfach durchgefahren und hatte den hinteren Kotflügel vom Mercury des Senators touchiert und den Wagen dabei um hundertachtzig Grad gedreht.
Der Jeep stand ein Stück weiter am Straßenrand.
»Wir haben Zeugen«, sagte Fielder und zeigte auf ein junges Pärchen in der Nähe. Die Frau schob einen Kinderwagen vor und zurück und versuchte, ein Kleinkind mit lockigen roten Haaren bei Laune zu halten.
»Familie beim Spaziergang«, sagte Fielder. »Der Mann hat nicht aufgepasst, aber die Frau sagt, sie hat gesehen, dass der Wagen des Senators gehalten hat, bevor er auf die Kreuzung gefahren ist. Sagt, der Typ im Jeep ist einfach weitergerast.«
»Jemand verletzt?«, fragte Elizabeth.
»Der Fahrer des Jeeps hat Schürfwunden von seinem Airbag. Die Sanitäter haben ihn ins Krankenhaus gebracht. Der Senator hat sich geweigert, sich untersuchen zu lassen. Sagt, es geht ihm gut. Er wirkt auch so – körperlich zumindest.«
Elizabeth hob die Augenbrauen und wartete darauf, dass Fielder eine Erklärung dazu lieferte.
»Er will weiterfahren«, sagte Fielder. »Sagt, er habe etwas zu erledigen. Es gehe um Leben und Tod. Ich habe versucht, mehr aus ihm herauszukriegen, aber er sagt, es sei absolut geheim und ich müsse das nicht wissen.«
»Glauben Sie, er hat getrunken?«, fragte Elizabeth.
Fielder schüttelte den
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