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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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nach innen auf. Im letztmöglichen Augenblick sah Lark an sich hinunter und merkte, dass er immer noch Delacortes Waffe in der linken Hand hielt. Gerade noch rechtzeitig versteckte er sie hinter seinem Rücken.
    Da stand sie und sah ihn offenherzig an. Etwas Rechteckiges in ihrer Hand. Ein iPod. Einen der Ohrstöpsel noch in ihrem Ohr, der andere zwischen zwei Fingern.
    Sie lächelte ihn an. Sie hatte schöne Zähne. Das Lächeln wurde breiter, als sie einen Schritt zurücktrat, um ihn hereinzulassen. Es war so schön, so wundersam wie das Lächeln von Callie Spencer.
    Er blieb neben der Tür stehen.
    »Was hören Sie denn?« Nicht das, was er hatte sagen wollen. Er hatte gar nicht überlegt, was er sagen wollte.
    Als Antwort steckte sie ihm den Ohrstöpsel ins Ohr. Ihre Finger strichen ihm über die Wange, als sie die Hand wieder zurückzog. Die Musik war laut und dynamisch: donnerndes Schlagzeug und wüstes Gitarrenspiel. Er lauschte ein paar Sekunden lang und gab ihr dann den Ohrstöpsel zurück. Sie nahm ihren auch aus dem Ohr und stellte ihren iPod ab.
    »Sie wollten doch erst morgen kommen«, sagte sie.
    Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Das wollte ich Ihnen gerade erzählen. Ich schaffe es morgen nicht. Ich werde eine Weile unterwegs sein.«
    Ihr Lächeln verschwand. »Alles in Ordnung? Sind diese Männer zurückgekommen?«
    »Mir geht’s gut. Machen Sie sich keine Sorgen um mich.«
    Etwas Dringliches lag in ihrer Stimme. »Was ist passiert? Erzählen Sie’s mir.«
    Sie hat keine Ahnung, dachte Lark. Sie hat nicht das Geringste gehört.
    »Nichts Wichtiges«, sagte er. »Sie sind noch mal gekommen, aber ich hab das alles geregelt gekriegt.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ich seh doch völlig okay aus, oder?«
    Sie musterte sein Gesicht. »Sie sehen, ehrlich gesagt, ein bisschen rot im Gesicht aus.«
    »Na, dann sollten Sie mal die anderen beiden sehen.«
    Darüber musste sie lachen, und wieder trat ein strahlendes Lächeln auf ihr Gesicht.
    »Mir geht’s gut«, wiederholte er. »Ich muss eine Weile weg, aber ich wollte nicht gehen, ohne auf Wiedersehen zu sagen.« Er sah auf seine Schuhe hinunter. »Ich weiß nicht mal, wie Sie heißen«, sagte er.
    Als er aufsah, hatte sie ihm die Hand hingestreckt.
    »Ich bin Mira.«
    Er nahm ihre Hand. »Ich heiße Anthony«, sagte er.

    Die Nacht war warm, es wehte ein milder Wind. Larks Wagen stand noch immer neben den Müllcontainern – der Motor lief, und die Fahrertür war offen. Niemand hatte ihn gestohlen. Die meisten Menschen sind im Grunde gut.
    Er fuhr Richtung Süden. Rhiners Pistole hatte er im Handschuhfach verstaut, Delacortes Waffe lag neben ihm auf dem Beifahrersitz. Er war noch keine zwei Minuten unterwegs, da hörte er schon die Sirenen. Rhiner hatte offenbar all seine Kräfte zusammengenommen und den Notruf gewählt.
    Lark fuhr weiter, vorbei an der Auffahrt zur I-94. Er entdeckte ein Fast-Food-Restaurant, das so spät noch aufhatte, und bestellte sich am Drive-In-Schalter eine Cola. »Viel Eis«, sagte er.
    Dann fuhr er weiter, bis er zu einem Kino kam, auf dessen Parkplatz Dutzende von Autos standen. Er schüttete die Cola weg, lehnte sich zurück und hielt sich den Pappbecher mit Eis an die Stirn.
    Er dachte an das, was er zurückgelassen hatte. Kleidung, Bücher. Seine Dose mit Sumatriptan – die Tabletten gegen seine Kopfschmerzen. Er brauchte sie dringend, aber ein Zurück gab es unter gar keinen Umständen.
    Aber er hatte noch welche – ein Fläschchen aus der Apotheke, in der er auch das Cephalexin erpresst hatte. Er erinnerte sich daran, wie er das Fläschchen auf den Rücksitz geworfen hatte.
    Er stellte den Becher ab und drehte sich um. Er fand das Fläschchen auf dem Fußboden und spülte eine Tablette mit dem geschmolzenen Wasser aus dem Becher hinunter. Nachdem er sich noch eine Weile das Eis an die Stirn gehalten hatte, schliffen sich die scharfen Kanten in seinem Kopf ein wenig ab. Er merkte, dass er Hunger hatte, und dachte an das Sandwich, das er gekauft hatte, und an das Bier.

    Um halb zwölf hatte Elizabeth Larks Adresse bekommen – eine Wohnung an der State Street. Sie vereinbarte mit Carter Shan, sich dort zu treffen.
    Auf dem Eisenhower Boulevard merkte sie, dass etwas nicht stimmte. Auf der linken Spur raste ein Streifenwagen an ihr vorbei. Sie hegte keinen Zweifel daran, wohin der fuhr. Sie glaubte nicht an Zufälle.

    Zwanzig Minuten vor Mitternacht. Lark fuhr vom Kino aus in nordwestlicher Richtung und parkte an einer

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