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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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ruhigen Straße. Eine Windbö trieb einen Zeitungsfetzen am Rinnstein entlang. Er stieg aus und öffnete den Kofferraum. Kehrte zurück und drehte ein dünnes Metallrohr zwischen seinen Fingern – den Sucher seines Jagdgewehrs.
    Er setzte sich wieder hinter das Lenkrad und legte den Sucher auf den Beifahrersitz. Er zerknüllte das leere Sandwichpapier und warf es nach hinten. Eine Flasche Bier stand im Pappbecher und wurde vom schmelzenden Eis gekühlt. Er hob sie heraus, und ein Wassertropfen fiel auf Delacortes Pistolengriff.
    Er drehte den Verschluss ab, führte die Flasche zum Mund und trank. Es war nicht kalt, aber das Eis hatte wenigstens dafür gesorgt, dass es nicht mehr allzu warm war. Er stellte die Flasche ab und griff nach dem Sucher. Stellte ihn scharf. Als Erstes erblickte er ein Straßenschild: ARLINGTON BLVD. Die Buchstaben blau und unbewegt wie die Oberfläche eines Teiches an einem Hochsommertag.
    Er hielt den Sucher höher und bewegte ihn dann nach rechts, stellte wieder scharf und sah die Dachlinie des Hauses der Spencers. Alle Fenster im ersten Stock waren dunkel. Das Erdgeschoss war zum größten Teil verdeckt. Er drehte am Sucher, und die Szenerie klärte sich: Es war die östliche Fassade des Gartenhauses. Davor parkte Callie Spencers Ford.
    Lark spürte einen Luftzug durch das offene Fenster. Er nahm noch einen Schluck Bier. Der Schmerz hinter seinen Augen war abgeklungen. Als er seine Wohnung und Mira zurückgelassen hatte, war er sich einsam und verloren vorgekommen. Haltlos. Jetzt hatte er wieder Boden unter den Füßen.
    Callie Spencer war in ihrem Haus. Da war er sich sicher. Er richtete das Fadenkreuz des Suchers auf ein erleuchtetes Fenster und entdeckte einen schmalen Spalt zwischen den Vorhängen. Er hielt den Sucher darauf gerichtet, hätte sie am liebsten gezwungen, sich zu zeigen.
    Fünf Minuten später erhaschte er einen Blick auf ihr Profil. Eine ungebärdige Strähne fiel ihr in die Stirn. Sie trug ein leeres Glas. Dieser kurze Moment genügte. Er senkte den Sucher.
    Er brauchte einen Platz zum Schlafen. Brauchte einen Plan. Hierzubleiben wäre ideal. Er hatte nicht das Gefühl, dass er irgendein Problem damit hätte einzuschlafen, nicht, wenn Callie Spencer so nahe war. Aber es wäre leichtsinnig, im Wagen zu schlafen. Er musste sich etwas anderes überlegen.
    Zu seiner Linken bewegte sich etwas. Jemand kam den Gehsteig entlang, ein paar Dutzend Meter entfernt, auf der anderen Straßenseite. Eine Frau. Als sie die Stelle direkt gegenüber von Callies Haus erreicht hatte, verlangsamte sie ihren Schritt, trat an die Bordsteinkante, als wollte sie die Straße überqueren.
    Das Licht einer Straßenlaterne fiel auf sie. Lark hatte den Motor abgestellt, desgleichen die Scheinwerfer. Er hob den Sucher und drehte am Rädchen, um die Frau besser erkennen zu können. Er kannte sie. Kannte die blonden Strähnchen in ihrem braunen Haar. Sie war die Frau, die er an dem Abend gesehen hatte, als er hinter Sutton Bell hergelaufen war – die Frau aus dem Eightball Saloon.
    Er tauschte den Sucher gegen Delacortes Pistole. Er wusste nicht, was sie vorhatte, und wollte kein Risiko eingehen. Sollte sie die Straße überqueren, würde er aussteigen. Und sollte sie auf die Tür des Gartenhauses zugehen, würde er ihr eine Kugel verpassen.
    Sie war unmittelbar davor, auf die Straße zu treten. Lark hörte das Flüstern der Blätter, das elektrische Summen der Straßenlaterne. Sein Daumen berührte die Sicherung an Delacortes Pistole.
    Sie hielt inne und griff nach etwas an ihrer Hüfte. Nach einem Handy.

32
    Das Telefon auf meinem Schreibtisch klingelte ein paar Minuten vor Mitternacht. Ich hatte das Fenster geöffnet und ein Manuskript vor mir. Es war ebenjenes, das zu redigieren ich zuvor schon angefangen hatte – die Geschichte vom korrupten Detektiv und der Erbin.
    Ich nahm den Hörer ab. »Gray Streets.«
    »Ich verschwende meine Zeit«, sagte Lucy Navarro.
    »Wo sind Sie?«
    »Was glauben Sie denn? Hören Sie mal, ich komme überhaupt nicht voran. Ich brauche einen neuen Plan. Können wir uns treffen?«
    »Wissen Sie, wie spät es ist, Lucy?«
    »Ich gebe Ihnen einen aus«, sagte sie. »Die Bars sind doch noch geöffnet, oder?«
    Ich tippte mit meinem Bleistift an die Tischkante. »Die, die noch geöffnet haben, sind nicht die, in denen Sie jetzt sitzen, nachdenken und Pläne schmieden möchten.«
    »Dann kommen Sie in mein Hotel«, sagte sie. »Ich habe eine Minibar im Zimmer und ein

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