Bella und Edward, Band 4: Biss zum Ende der Nacht
war nicht ganz so durchdringend wie die der anderen. »Ich weiÃ, dass die Vorstellung ⦠unappetitlich für dich ist, hier zu essen, wo es so unangenehm riecht. Doch ich wäre sehr beruhigt, wenn du ein wenig Essen mitnehmen würdest. Ich weiÃ, dass du nicht nach Hause kannst, unseretwegen. Bitte â erleichtere mein Gewissen ein wenig. Nimm etwas zu essen.« Sie hielt mir den Teller hin, ihre Miene weich und bittend. Ich wusste nicht, wie sie es anstellte, denn sie sah nicht älter aus als Mitte zwanzig und sie war kalkweià wie die anderen, aber irgendetwas an ihr erinnerte mich plötzlich an meine Mutter.
Himmel.
»Hm, ja, klar«, murmelte ich. »Warum nicht. Vielleicht hat Leah ja noch Hunger oder so.«
Ich nahm den Teller mit einer Hand und hielt ihn auf Armeslänge von mir. Ich würde das Zeug unter einen Baum kippen oder so. Ich wollte sie nicht vor den Kopf stoÃen.
Da fiel mir Edward ein.
Wehe, du sagst irgendwas! Lass sie im Glauben, dass ich es gegessen hab.
Ich schaute ihn nicht an, um zu sehen, ob er einverstanden war. Ich wollte es ihm geraten haben. Der Blutsauger war mir etwas schuldig.
»Danke, Jacob«, sagte Esme und lächelte mich an. Wie zum Teufel konnte ein Gesicht aus Stein Grübchen haben?
»Ja, danke«, sagte ich. Mein Gesicht fühlte sich heià an â heiÃer als sonst.
Das war das Problem, wenn man so viel mit Vampiren zusammen war â man gewöhnte sich an sie. Auf einmal sah man die Welt mit anderen Augen. Sie fühlten sich an wie Freunde.
»Kommst du nachher noch mal, Jake?«, fragte Bella, als ich mich gerade davonstehlen wollte.
»Hm, weià ich noch nicht.«
Sie presste die Lippen zusammen, als ob sie sich ein Lächeln verbeiÃen müsste. »Bitte? Vielleicht fange ich wieder zu frieren an.«
Ich holte tief Luft und merkte zu spät, dass das keine gute Idee war. Ich zuckte zusammen. »Mal sehen.«
»Jacob?«, sagte Esme. Ich ging zur Tür, während sie sprach, sie lief mir ein paar Schritte hinterher. »Auf der Veranda steht ein Korb mit Kleidern. Sie sind für Leah. Sie sind frisch gewaschen â ich habe sie so wenig angefasst wie möglich.« Sie zog die Stirn in Falten. »Könntest du sie ihr bringen?«
»Mach ich«, murmelte ich, und dann huschte ich zur Tür hinaus, bevor sie mich noch mehr beschämen konnten.
T ick, tack, tick, tack, tick, tack
Hey, Jake, du hast doch gesagt, du brauchst mich gegen Abend. Wieso hast du Leah nicht gesagt, sie soll mich wecken, bevor sie einpennt?
Weil ich dich doch nicht brauchte. Bin immer noch fit.
Er nahm sich bereits die nördliche Hälfte der Runde vor. Irgendwas Neues?
Nee. Rein gar nichts.
Warst du auf Erkundungstour?
Er war am Ausgangspunkt einer meiner Abstecher angelangt. Er folgte dem neuen Weg.
Ja â ich bin ein paar Abzweigungen abgelaufen. Nur sicherheitshalber. Falls die Cullens auf die Jagd gehen â¦
Gute Idee.
Seth kehrte zur eigentlichen Runde zurück.
Mit ihm konnte ich besser laufen als mit Leah. Obwohl sie sich Mühe gab â groÃe Mühe â, lag doch immer etwas Widerspenstiges in ihren Gedanken. Sie wollte nicht hier sein. Sie wollte nicht spüren, wie meine Haltung gegenüber den Vampiren nachgiebiger wurde. Und Seths Freundschaft mit ihnen war für sie erst recht kaum erträglich, eine Freundschaft, die immer enger wurde.
Trotzdem komisch, ich hätte gedacht, dass ich das gröÃte Problem für sie sein würde. Damals in Sams Rudel waren wiruns immer auf die Nerven gegangen. Doch jetzt war sie mir gegenüber gar nicht feindselig, nur gegenüber den Cullens und Bella. Ich fragte mich, woran das lag. Vielleicht war sie ganz einfach dankbar, dass ich sie nicht wegschickte. Vielleicht auch, weil ich ihre abweisende Haltung jetzt besser verstand. Warum auch immer, Leah war gar nicht so übel, wie ich gedacht hatte.
Natürlich war sie nicht so viel lockerer geworden. Die Kleider, die Esme ihr geschickt hatte, waren schon im Fluss gelandet und das Essen ebenso. Auch nachdem ich meinen Teil gegessen hatte â nicht weil es, abgesehen von dem brennenden Vampirgestank, unwiderstehlich roch, sondern um Leah ein gutes Beispiel selbstloser Toleranz zu geben â, hatte sie es abgelehnt. Der kleine Wapiti, den sie gegen Mittag erlegt hatte, konnte ihren Hunger kaum gestillt haben. Dafür hatte
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