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Bella und Edward, Band 4: Biss zum Ende der Nacht

Bella und Edward, Band 4: Biss zum Ende der Nacht

Titel: Bella und Edward, Band 4: Biss zum Ende der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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kriegen.
    Ich fand den Riegel am Sitz und schob mich zurück, während ich mit dem Fuß das Pedal runterdrückte. Das Auto machte einen Satz nach vorn, es schien zu fliegen.
    In Sekundenschnelle raste ich über die schmale gewundene Auffahrt. Der Wagen reagierte, als würden meine Gedanken lenken und nicht meine Hände. Während ich aus dem grünen Tunnel auf den Highway sauste, sah ich flüchtig Leahs graues Gesicht, das ängstlich durch das Farngewächs spähte.
    Ganz kurz überlegte ich, was sie sich wohl dachte, dann merkte ich, dass es mir egal war.
    Ich fuhr Richtung Süden, weil ich heute nicht den Nerv hatte für Fähren oder dichten Verkehr oder irgendwas, was mich dazu gezwungen hätte, den Fuß vom Gaspedal zu nehmen.
    Paradoxerweise hatte ich an diesem Tag ein Riesenglück. Wenn Glück bedeutete, dass man einen belebten Highway mit über dreihundert Sachen entlangfährt und keinen einzigen Bullen auch nur von ferne sieht, nicht mal in den Ortschaften, in denen nur fünfzig erlaubt ist. Schade eigentlich. Eine kleine Verfolgungsjagd wäre vielleicht ganz nett gewesen, außerdem hätten sie dann das Kennzeichen und der Blutsauger würde Schwierigkeiten kriegen. Er würde sich natürlich freikaufen, aber ein kleines bisschen Ärger würde es doch bedeuten.
    Der einzige Hinweis darauf, dass mir jemand nachspürte, war ein dunkelbrauner Pelz, der ab und zu im Wald südlich von Forks aufblitzte, während er ein paar Kilometer parallel zu mir lief. Sah aus wie Quil. Er musste mich auch erkannt haben, denn nach einer Weile verschwand er, ohne Alarm zu schlagen. Wieder fragte ich mich fast, was er sich wohl dachte, ehe mir einfiel, dass es mir egal war.
    Ich raste über den langen U-förmigen Highway, die größte erreichbare Stadt als Ziel. Das war der erste Teil meines Plans.
    Die Fahrt kam mir endlos vor, wahrscheinlich, weil ich immer noch die Rasierklingen spürte, in Wirklichkeit dauerte es keine zwei Stunden, bis ich Richtung Norden in die wuchernden Vorstädte fuhr, die teils zu Tacoma gehörten, teils zu Seattle. Jetzt drosselte ich das Tempo, denn ich hatte nicht vor, irgendwelche unschuldigen Leute umzubringen.
    Das war ein bescheuerter Plan. Er würde nicht funktionieren. Aber als ich meinen Kopf nach irgendetwas durchforstet hatte, was den Schmerz lindern könnte, waren plötzlich Leahs Worte aufgetaucht.
    Mit der Prägung würde das aufhören, weißt du. Dann müsstest du ihretwegen nicht mehr leiden.
    Vielleicht war es doch nicht das Schlimmste auf der Welt, wenn einem die Entscheidung abgenommen wurde. Vielleicht war es das Schlimmste auf der Welt, wenn es einem so ging wie mir jetzt.
    In La Push, im Makah-Reservat und in Forks hatte ich alle Mädchen gesehen. Ich musste mein Jagdrevier erweitern.
    Aber wie sucht man in einer Menschenmenge nach einer zufällig verwandten Seele? Zunächst einmal brauchte ich eine Menschenmenge. Also kurvte ich herum und suchte nach einem geeigneten Ort. Ich kam an einigen Einkaufszentren vorbei, wo ich bestimmt Mädchen in meinem Alter hätte treffen können, aber ich konnte mich nicht dazu durchringen, dort anzuhalten. Wollte ich auf ein Mädchen geprägt werden, das seine Tage im Einkaufszentrum verbrachte?
    Ich fuhr weiter nach Norden und es wurde immer voller. Schließlich kam ich zu einem großen Park mit lauter Jugendlichen und Familien und Skateboards und Rädern und Drachen und Picknicks und so weiter. Erst jetzt fiel mir auf, dass es ein schöner Tag war. Sonnig und so. Alle waren draußen und genossen das gute Wetter.
    Ich parkte auf zwei Behindertenparkplätzen – ich schrie geradezu nach einem Strafzettel – und stürzte mich in die Menge.
    Ich lief stundenlang herum, so kam es mir jedenfalls vor. Solange, dass die Sonne von der einen Seite des Himmels zur anderen wanderte. Ich starrte jedem Mädchen ins Gesicht, das in meine Nähe kam, zwang mich, genau hinzusehen, registrierte, welche Mädchen hübsch waren, welche blaue Augen hatten, welchen die Zahnspange gut stand und welche viel zu stark geschminkt waren. Ich versuchte, an jedem Gesicht etwas Interessantes zu entdecken, damit ich wusste, dass ich es wirklich versucht hatte. So was wie: Die hat eine sehr gerade Nase; die sollte sich die Haare aus den Augen streichen; die könnte Werbung für Lippenstift machen, wenn der Rest ihres Gesichts so

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