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Bella und Edward, Band 4: Biss zum Ende der Nacht

Bella und Edward, Band 4: Biss zum Ende der Nacht

Titel: Bella und Edward, Band 4: Biss zum Ende der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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bewegen, zwang dieLuftblasen dazu, sich auf meiner Zunge in Flüstern zu verwandeln. Mit äußerster Willensanstrengung streckte ich meine tauben Hände aus.
    Â»Lass mich … gib sie mir.«
    Das Licht tanzte, brach sich an Edwards Marmorhänden. Die Funken schimmerten rötlich von dem Blut, das seine Haut bedeckte. Und noch mehr Blut in seinen Händen. Etwas Kleines, Zappelndes, blutverschmiert. Er hielt mir den warmen Körper in die schwachen Arme – so war es fast, als hielte ich sie selbst. Ihre nasse Haut war heiß – so heiß wie Jacobs.
    Jetzt konnte ich genauer hinschauen, plötzlich war alles vollkommen klar.
    Renesmee weinte nicht, doch sie atmete schnell und keuchend, als wäre sie erschrocken. Sie hatte die Augen offen und guckte so bestürzt, dass es fast zum Lachen war. Das runde Köpfchen war mit dicken, verfilzten, blutigen Locken bedeckt. Ihre Augen waren von einem vertrauten – aber überraschenden – Schokoladenbraun. Unter dem Blut sah ihre Haut blass aus, ein sahniges Alabaster. Abgesehen von ihren glühenden Wangen.
    Ihr winziges Gesicht war so vollkommen, dass es mich völlig überwältigte. Sie war noch schöner als ihr Vater. Unfassbar. Unmöglich.
    Â»Renesmee«, flüsterte ich. »So … wunderschön.«
    Plötzlich lächelte das unglaubliche Gesicht – ein strahlendes, bewusstes Lächeln. Hinter den muschelrosa Lippen kam ein vollständiger Satz Milchzähne zum Vorschein.
    Sie beugte den Kopf herab, lehnte ihn an meine Brust, vergrub sich in die Wärme. Ihre Haut war warm und seidig, doch sie gab nicht nach wie meine.
    Dann spürte ich wieder einen Schmerz – ein einziger warmer Schnitt. Ich keuchte.
    Dann war sie weg. Mein Baby mit dem Engelsgesicht war nicht mehr da. Ich konnte sie weder sehen noch spüren.
    Nein! , wollte ich rufen. Gib sie wieder her!
    Aber ich war einfach zu schwach. Einen Moment lang fühlten sich meine Arme wie leere Gummischläuche an und dann wie überhaupt nichts mehr. Ich spürte sie nicht mehr. Ich spürte mich nicht mehr.
    Die Dunkelheit legte sich jetzt noch dichter über meine Augen als vorhin. Wie eine dicke Augenbinde, schnell und fest. Sie bedeckte nicht nur meine Augen, sondern mich ganz und gar mit einem erdrückenden Gewicht. Es war anstrengend, sich dagegen zu wehren. Ich wusste, dass es so viel leichter sein würde aufzugeben. Mich von der Dunkelheit niederdrücken zu lassen, hinab, hinab zu einem Ort ohne Schmerz, Müdigkeit, Sorge und Angst.
    Wäre es nur um mich gegangen, hätte ich nicht lange kämpfen können. Ich war nur ein Mensch und hatte nur menschliche Kräfte. Ich hatte schon zu lange versucht, mit dem Übernatürlichen mitzuhalten, wie Jacob gesagt hatte.
    Aber hier ging es nicht nur um mich.
    Wenn ich jetzt den einfachen Weg ging und mich von dem schwarzen Nichts auslöschen ließ, dann tat ich ihnen weh.
    Edward. Edward. Mein Leben und seins waren zu einem einzigen Band verwoben. Durchtrennte man eines, durchtrennte man auch das andere. Wäre er tot, könnte ich nicht weiterleben. Und wenn ich tot wäre, würde er auch nicht weiterleben. Und eine Welt ohne Edward kam mir völlig sinnlos vor. Edward musste weiterleben.
    Jacob – der immer wieder von mir Abschied genommen hatte und doch immer wieder zurückgekommen war, wenn ich ihn brauchte. Jacob, den ich so oft verletzt hatte, dass es schon kriminell war. Würde ich ihn noch einmal verletzen, auf die bisherschlimmste Weise? Er war bei mir geblieben, trotz allem. Und jetzt verlangte er nur, dass ich bei ihm blieb.
    Aber es war so dunkel hier, dass ich keins von ihren Gesichtern erkennen konnte. Nichts erschien mir real. Das machte es schwer, nicht aufzugeben.
    Dennoch wehrte ich mich gegen die Dunkelheit, fast reflexartig. Ich versuchte nicht, sie aufzuheben. Ich wehrte mich nur. Ließ nicht zu, dass sie mich vollkommen erdrückte. Ich war nicht Atlas, und die Dunkelheit kam mir so schwer vor wie ein Planet; ich konnte sie nicht schultern. Alles, was ich tun konnte, war, mich nicht vollständig auslöschen zu lassen.
    Das war sozusagen das Muster meines Lebens – ich war nie stark genug, es mit dem aufzunehmen, was sich meinem Einfluss entzog, die Feinde anzugreifen oder vor ihnen wegzulaufen. Den Schmerz zu vermeiden. Schwach und menschlich, wie ich war, konnte ich immer nur weitermachen.

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