Bella und Edward, Band 4: Biss zum Ende der Nacht
die durch meine Lippen kamen.
Ich konnte die leisen, regelmäÃigen Atemzüge irgendwo dicht neben mir zählen. Auf sie konzentrierte ich mich, weil sie am langsamsten gingen. Durch sie verging die meiste Zeit. Mehr noch als das Pendel einer Uhr trugen diese Atemzüge mich durch die brennenden Sekunden bis zum Ende.
Ich wurde immer kräftiger und meine Gedanken wurden immer klarer. Als neue Geräusche auftauchten, konnte ich zuhören.
Leise Schritte waren zu hören, der Lufthauch von einer sich öffnenden Tür. Die Schritte kamen näher und ich spürte einen Druck am Puls. Die Kühle der Finger spürte ich nicht. Das Feuer hatte alles Kühle weggebrannt.
»Immer noch keine Veränderung?«
»Nichts.«
Ein ganz leichter Druck, ein Hauch an meiner versengten Haut.
»Von dem Morphium ist keine Spur mehr zu riechen.«
»Ich weiÃ.«
»Bella? Kannst du mich hören?«
Ich wusste ganz sicher, dass ich, wenn ich meine Zähne löste, die Fassung verlieren würde â ich würde schreien und kreischen, mich winden und um mich schlagen. Wenn ich die Augen öffnete, wenn ich auch nur einen Finger krümmte â die kleinste Veränderung würde das Ende meiner Selbstbeherrschung bedeuten.
»Bella? Bella, Liebste? Kannst du die Augen öffnen? Kannst du meine Hand drücken?«
Druck an meinen Fingern. Nicht auf seine Stimme zu antworten, war schon schwerer, doch ich blieb in meiner Starre. Ich wusste, dass der Kummer in seiner Stimme noch harmlos war im Vergleich zu dem, den er empfinden würde, wenn er nicht mehr nur fürchtete , dass ich litt.
»Vielleicht ⦠Carlisle, vielleicht war es zu spät.« Seine Stimme klang gedämpft, bei dem Wort spät versagte sie.
Einen Augenblick lang geriet meine Entschlossenheit ins Wanken.
»Horch auf ihr Herz, Edward. Es ist sogar noch stärker, als Emmetts Herz war. Noch nie habe ich etwas so Lebendiges gehört. Es wird ihr nichts fehlen.«
Ja, ich hatte Recht gehabt, mich still zu verhalten. Carlisle konnte ihn beruhigen. Er brauchte nicht mit mir zu leiden.
»Und ihre ⦠ihre Wirbelsäule?«
»Ihre Verletzungen waren nicht so viel schlimmer als Esmes. Das Gift wird sie heilen, wie es auch Esme geheilt hat.«
»Aber sie ist so reglos. Ich muss irgendetwas falsch gemacht haben.«
»Oder richtig, Edward. Mein Sohn, du hast alles getan, was ich auch getan hätte, und noch mehr. Ich weià nicht, ob ich die Beharrlichkeit gehabt hätte und das Vertrauen, das es brauchte, um sie zu retten. Lass die Selbstvorwürfe. Es wird ihr gutgehen.«
Ein gebrochenes Flüstern. »Sie muss Höllenqualen leiden.«
»Das wissen wir nicht. Sie hatte so viel Morphium im Körper. Wir wissen nicht, welchen Einfluss es auf ihr Empfinden hat.«
Ein schwacher Druck in meiner Armbeuge. Noch ein Flüstern. »Bella, ich liebe dich. Bella, es tut mir leid.«
Ich hätte ihm so gern geantwortet, aber ich wollte ihm nicht noch mehr Schmerz bereiten. Nicht solange ich die Kraft hatte, mich still zu verhalten.
Währenddessen tobte das Feuer weiter durch meinen Körper. Doch jetzt war so viel Raum in meinem Kopf. Raum, um über ihr Gespräch nachzudenken, Raum, mich zu erinnern, was geschehen war, Raum, um in die Zukunft zu blicken, und dann war immer noch endloser Raum für meinen Schmerz übrig.
Und Raum für Sorgen.
Wo war meine kleine Tochter? Warum war sie nicht hier? Warum sprachen sie nicht über sie?
»Nein, ich bleibe hier«, flüsterte Edward als Antwort auf einen unausgesprochenen Gedanken. »Sie werden das schon lösen.«
»Eine interessante Situation«, antwortete Carlisle. »Und ich dachte, ich hätte schon fast alles gesehen.«
»Ich kümmere mich später darum. Wir kümmern uns darum.« Etwas drückte leicht auf meine brennende Hand.
»Ich bin mir sicher, dass es uns zusammen gelingt, jedes BlutvergieÃen zu vermeiden.«
Edward seufzte. »Ich weià nicht, zu wem ich halten soll. Am liebsten würde ich sie beide verprügeln. Nun ja, später.«
»Ich bin gespannt, wie Bella darüber denkt â zu wem sie halten wird«, sagte Carlisle nachdenklich.
Ein leises, gezwungenes Kichern. »Ich bin sicher, sie wird mich überraschen. Das tut sie immer.«
Carlisles Schritte entfernten sich wieder, und ich war enttäuscht, dass keine
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