Bella und Edward, Band 4: Biss zum Ende der Nacht
er meine Hand nahm. Hand in Hand liefen wir kaum langsamer als einzeln.
»Sie ist unvergleichlich«, erzählte er, und wieder lag fast religiöse Anbetung in seiner Stimme.
Ich spürte einen Stich der Eifersucht. Er kannte sie und ich nicht. Das war ungerecht.
»Wie sehr ähnelt sie dir? Und wie sehr mir? Mir, wie ich war, meine ich.«
»Sie scheint von uns beiden gleich viel zu haben.«
»Sie hat warmes Blut«, erinnerte ich mich.
»Ja. Sie hat einen Herzschlag, ein wenig schneller als der eines Menschen. Auch ihre Temperatur liegt ein wenig höher. Und sie schläft.«
»Wirklich?«
»Sogar sehr gut für ein Neugeborenes. Die einzigen Eltern der Welt, die keinen Schlaf benötigen, und unser Kind schläft schon durch.« Er kicherte.
Es gefiel mir, wie er unser Kind sagte. Durch die Worte wurde sie realer.
»Sie hat genau deine Augenfarbe â die ist also doch nicht verlorengegangen.« Er lächelte mich an. »Sie sind so wunderschön.«
»Und was hat sie von einem Vampir?«
»Ihre Haut scheint ähnlich undurchdringlich zu sein wie unsere. Nicht, dass irgendjemand auf die Idee käme, das auszuprobieren.«
Ich blinzelte ihn leicht entsetzt an.
»Natürlich würde das niemand tun«, sagte er beruhigend. »Ihre Ernährung ⦠nun ja, am liebsten trinkt sie Blut. Carlisle versucht sie zu überreden, Milchnahrung zu kosten, doch sie ist recht ungnädig. Ich kann es ihr nicht verdenken â es riecht abscheulich, selbst für Menschenessen.«
Ich starrte ihn mit offenem Mund an. Das klang so, als ob sie sich mit ihr unterhielten. »Sie überreden?«
»Sie ist intelligent, erschreckend intelligent, und entwickelt sich enorm schnell. Obgleich sie nicht spricht â noch nicht â, kann sie mit uns kommunizieren.«
»Sie spricht noch nicht?«
Er lief langsamer, damit ich es verarbeiten konnte.
»Wie meinst du das, sie kann mit euch kommunizieren?«, wollte ich wissen.
»Ich glaube, das Einfachste wird sein, wenn du ⦠es mit eigenen Augen siehst. Es ist recht schwer zu beschreiben.«
Darüber dachte ich nach. Ich wusste, dass ich noch eine ganze Menge mit eigenen Augen sehen musste, bevor es real wurde. Ich war mir nicht sicher, wie viel mehr ich verkraften konnte, deshalb wechselte ich das Thema.
»Warum ist Jacob immer noch da?«, fragte ich. »Wie hält er das aus? Und warum will er das überhaupt?« Meine klingende Stimme zitterte leicht.
»Jacob geht es gut«, sagte er in einem seltsamen, veränderten Ton. »Obwohl ich nicht übel Lust hätte, diesen Zustand zu ändern«, fügte er mit zusammengebissenen Zähnen hinzu.
»Edward!«, zischte ich und hielt ihn an (und empfand prickelnde Genugtuung darüber, dass mir das gelang). »Wie kannst du so was sagen? Jacob hat alles aufgegeben, um uns zu beschützen! Was ich ihm angetan habe â¦!« Ich schauderte bei der schwachen Erinnerung an Scham und Schuldgefühle. Jetzt kam es mir merkwürdig vor, dass ich ihn damals so sehr gebraucht hatte. Das Gefühl, ihn zu vermissen, wenn er nicht da war, war verschwunden, es war wohl eine menschliche Schwäche gewesen.
»Du wirst noch sehr gut begreifen, wie ich so etwas sagen kann«, brummelte er. »Ich habe ihm versprochen, dass er es dir selbst erklären darf, doch ich bezweifle, dass du sehr viel anders darüber denkst als ich. Allerdings täusche ich mich ja oft über deine Gedanken, nicht wahr?« Er schaute mich mit geschürzten Lippen an.
»Was soll er mir erklären?«
Edward schüttelte den Kopf. »Ich habe es versprochen. Obgleich ich nicht mehr weiÃ, ob ich ihm überhaupt noch etwas schuldig bin â¦Â« Er knirschte mit den Zähnen.
»Edward, ich verstehe überhaupt nichts.« Allmählich wurde ich richtig ärgerlich.
Er streichelte meine Wange und lächelte zärtlich, als mein Gesicht sich wieder glättete; für einen Moment war mein Verlangen stärker als der Ãrger. »Es ist schwerer, als es bei dir aussieht, ich weiÃ. Ich erinnere mich.«
»Ich kann es nicht leiden, wenn ich nicht Bescheid weiÃ.«
»Ich weiÃ. Also lass uns jetzt nach Hause gehen, damit du es mit eigenen Augen sehen kannst.« Sein Blick wanderte über diespärlichen Reste meines Kleids, und er runzelte die Stirn. »Hmmm.« Er überlegte
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