Bella und Edward, Band 4: Biss zum Ende der Nacht
fassungslos starrte er auf Kate und Garrett im Schnee. Auch Aro schaute ungläubig zu den beiden. Er wusste, wozu Kate im Stande war. Er hatte ihre Kräfte durch Edwards Erinnerungen gespürt.
Begriff er, was in diesem Moment geschah â sah er, dass mein Schild an Kraft und Raffinesse weit über das hinausgewachsen war, was Edward kannte? Oder dachte er, Garrett hätte sich selbst eine Art Immunität angeeignet?
Die Wachen der Volturi standen jetzt nicht mehr stramm â in geduckter Haltung warteten sie auf unseren Angriff, bereit zum Gegenschlag.
Hinter ihnen schauten dreiundvierzig Zeugen zu, sie sahen ganz anders aus als zu Beginn. Sie wirkten nicht mehr verwirrt,sondern misstrauisch. Die rasend schnelle Vernichtung Irinas hatte sie alle erschüttert. Was hatte sie verbrochen?
Ohne den Blitzangriff, mit dem Caius gerechnet hatte und der alle von seiner übereilten Tat abgelenkt hätte, mussten sich die Zeugen der Volturi fragen, was hier vorging. Ich sah, wie Aro sich schnell umschaute, und ganz kurz verriet ihn der Verdruss auf seinem Gesicht. Er hatte sich keinen Gefallen damit getan, so viele Zuschauer mitzubringen.
Ich hörte, wie Stefan und Wladimir voller Schadenfreude über Aros unglückliche Lage sprachen.
Aro war offenbar sehr darauf bedacht, als der Gute dazustehen, wie die Rumänen es ausgedrückt hatten. Doch ich glaubte nicht daran, dass die Volturi uns in Ruhe lassen würden, nur um ihren guten Ruf zu retten. Wenn sie mit uns fertig waren, würden sie einfach ihre Zeugen niedermetzeln. Plötzlich empfand ich Mitleid mit den vielen Fremden, die uns beim Sterben zusehen sollten. Demetri würde sie jagen, bis auch sie ausgelöscht waren.
Für Jacob und Renesmee, für Alice und Jasper, für Alistair und für diese Fremden, die nicht gewusst hatten, welchen Preis sie für den heutigen Tag zahlen sollten, musste Demetri sterben.
Aro berührte Caius leicht an der Schulter. »Irina wurde dafür bestraft, dass sie gegen dieses Kind falsch ausgesagt hat.« Das sollte also die offizielle Begründung sein. Er fuhr fort: »Vielleicht sollten wir jetzt zu der aktuellen Angelegenheit zurückkehren?«
Caius straffte sich, seine Miene wurde undurchdringlich. Er starrte vor sich hin, ohne etwas zu sehen. Sein Gesicht erinnerte mich auf eigenartige Weise an jemanden, der gerade degradiert worden ist.
Aro schwebte nach vorn, und Renata, Felix und Demetri folgten ihm automatisch.
»Nur der Vollständigkeit halber«, sagte er, »würde ich gern mit einigen eurer Zeugen sprechen. Reine Routine.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
Da passierten zwei Dinge gleichzeitig. Caius richtete den Blick auf Aro und das kleine gemeine Lächeln kehrte zurück. Und Edward zischte, er ballte die Hände so fest zu Fäusten, dass es aussah, als würden seine Knöchel durch die diamantharte Haut brechen.
Ich hätte ihn am liebsten gefragt, was los war, aber Aro war so nah, dass er den leisesten Atemhauch gehört hätte. Ich sah, wie Carlisle Edward besorgt anschaute, dann wurde seine Miene ebenfalls hart.
Während Caius mit haltlosen Anschuldigungen versucht hatte, einen Kampf zu provozieren, hatte Aro offenbar eine weit wirkungsvollere Taktik.
Aro schwebte durch den Schnee bis zum westlichen Ende unserer Linie. Etwa zehn Meter vor Amun und Kebi blieb er stehen. Die Wölfe, die ganz in der Nähe waren, sträubten wütend das Fell, hielten jedoch ihre Stellung.
»Ah, Amun, mein Nachbar im Süden!«, sagte Aro herzlich. »Du hast mich so lange nicht mehr besucht.«
Amun war regungslos vor Angst, Kebi neben ihm eine Statue. »Zeit bedeutet wenig, ich merke nie, wie sie vergeht«, sagte Amun mit unbewegten Lippen.
»Wie wahr«, sagte Aro. »Doch vielleicht gab es einen anderen Grund für dein Fernbleiben?«
Amun sagte nichts.
»Es kann furchtbar zeitraubend sein, Neuzugänge in einen Zirkel einzugliedern. Ich kenne das gut! Ich bin froh, dass ich andere habe, die sich dieser undankbaren Aufgabe annehmen. Es freut mich, dass deine Neuzugänge sich so gut eingefügt haben. Ich hätte sie zu gern kennengelernt. Gewiss hattest du vor, mich in Bälde zu besuchen.«
»Natürlich«, sagte Amun so ausdruckslos, dass man unmöglich sagen konnte, ob Angst oder Sarkasmus in seiner Bemerkung lag.
»Nun ja, jetzt sind wir ja alle beisammen. Ist das nicht
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