Belladonna
tauschte mit Buddy einen Blick. «Ich kann meine Zeit nicht mit so was verschwenden. Wir schicken ihn einfach in den Knast nach Atlanta und ersparen uns die ganze Arbeit.»
«Um was für Fragen handelt es sich denn?», fragte Buddy.
Jeffrey ließ die Katze aus dem Sack. Buddy hatte damit gerechnet, wieder einmal einen College-Studenten in einer simplen Drogensache zu verteidigen. Jeffrey gab sich Mühe, möglichst sachlich zu klingen, als er sagte: «Fragen zum Tod von Sibyl Adams und zur Vergewaltigung von Julia Matthews.»
Buddy wirkte leicht schockiert. Sein Gesicht wurde
kreidebleich, sodass seine schwarze Augenklappe umso auffälliger wirkte. Er fragte Gordon: «Weißt du irgendwas darüber?»
Frank antwortete für ihn. «Er war der Letzte, der Julia Matthews in der Bibliothek gesehen hat. Und er war ihr Freund.»
Gordon legte wieder los. «Ich hab doch schon gesagt, dass es nicht meine Hose war. Scheiße, holen Sie mich hier raus.»
Buddy fixierte Gordon: «Du solltest denen hier lieber erzählen, was geschehen ist, wenn du nicht demnächst deiner Mama Briefe aus dem Gefängnis schreiben willst.»
Gordon kreuzte wütend die Arme. «Ich denke, Sie sind mein Anwalt?»
«Und ich denke, du bist ein menschliches Wesen», entgegne te Buddy und nahm seine Aktentasche zur Hand. «Diese Mädchen wurden zusammengeschlagen und umgebracht, Sohn. Du
könntest einer Anklage wegen Drogenbesitzes entgehen, wenn du jetzt einfach das tust, was du gleich hättest tun sollen. Und wenn du damit ein Problem hast, dann musst du dir einen anderen Anwalt suchen.»
Buddy stand auf, aber Gordon hielt ihn zurück. «Sie war in der Bibliothek, okay?»
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Buddy setzte sich wieder, behielt aber seine Aktentasche auf dem Schoß.
«Auf dem Campus?», fragte Frank.
«Jawohl, auf dem Campus», blaffte Gordon. «Ich bin ihr nur übern Weg gelaufen, okay?»
«Okay», antwortete Jeffrey.
«Also hab ich mit ihr geredet, ist doch klar? Sie wollte mich zurück. Das hab ich sofort geschnallt.»
Jeffrey nickte, obwohl er sich vorstellen konnte, dass Julia Matthews sehr bestürzt gewesen war, Gordon in der Bibliothek zu treffen.
«Jedenfalls haben wir geredet, so 'n bisschen auf
Lippeneinsatz gemacht, wenn Sie verstehen, was ich meine.
«Haben dann verabredet, dass wir uns später noch treffen.»
«Und danach was?», fragte Jeffrey.
«Dann ist sie gegangen. Sag ich doch. Sie ist einfach abgehauen, hat sich ihre Bücher geschnappt und hat gesagt, bis später dann, und ist abgedüst.»
Frank fragte: «Hast du gesehen, dass ihr jemand gefolgt ist?
Jemand Verdächtiges?»
«Nö», antwortete er. «Sie war allein. Mir wär doch
aufgefallen, wenn jemand sie beobachtet hätte. Sie war mein Mädchen. Ich hatte immer ein Auge auf sie.»
Jeffrey sagte: «Du kannst dir niemanden vorstellen, den sie vielleicht gekannt hat, nicht einen Fremden, bei dem sie vielleicht ein unbehagliches Gefühlt hatte? Vielleicht hat sie sich ja auch mit jemandem getroffen, nachdem ihr Schluss gemacht habt?»
Gordon sah ihn an, wie man einen begriffsstutzigen Hund ansieht. «Sie hat sich mit niemandem getroffen. Sie war in mich verliebt.»
«Du kannst dich nicht entsinnen, irgendwelche fremden Autos
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auf dem Campus gesehen zu haben?», fragte Jeffrey. «Oder Lieferwagen?»
Gordon schüttelte den Kopf. «Nichts hab ich gesehen, okay?»
Frank sagte: «Kommen wir zu eurer Verabredung. Du solltest sie also später treffen?»
Gordon gab sich mitteilsam: «Sie wollte sich um zehn mit mir hinter dem Landwirtschaftsgebäude treffen.»
«Aber sie erschien nicht?», fragte Frank.
«Nein», antwortete Gordon. «Ich hab noch gewartet,
verstehen Sie? Dann wurde ich irgendwann sauer und ging sie suchen. Ich bin auch in ihr Zimmer gegangen, um zu sehen, was anlag, aber da war sie auch nicht.»
Jeffrey räusperte sich. «War Jenny Price dort?»
«Die Nutte?» Gordon winkte ab. «Die war doch bestimmt unterwegs und hat das halbe Naturwissenschaftsseminar gevögelt.»
Jeffrey merkte, wie der Ärger in ihm aufstieg. Mit Männern, die in allen Frauen Huren sahen, hatte er sein Problem, und zwar nicht zuletzt deswegen, weil diese Haltung gewöhnlich einherging mit Gewalttätigkeit gegenüber Frauen. «Also, Jenny war nicht da», fasste Jeffrey zusammen. «Und was hast du danach gemacht?»
«Bin zurück in mein Wohnheim.» Er zuckte mit den Achseln.
«Und ins Bett gegangen.»
Jeffrey lehnte sich zurück. «Was verschweigst du uns, Ryan?», fragte er. «So
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