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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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den Seiten. In die Tür geritzt war, wohl mit einem Schlüssel, das Wort FOTZE, wie Sara bei ihrer Aussage vor Gericht auch gesagt hatte. Es gab sowohl ein
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    ‹Vorher›- wie ein ‹Nachher›-Foto der Autotür, einmal ohne und einmal mit dem silbernen Klebeband. Jeffrey hatte ganz plötzlich Sara vor Augen, wie sie vor der Tür kniete und die Verunstaltung überklebte. Wahr scheinlich hatte sie sich dabei vorgenommen, wenn sie wieder einmal nach Grant käme, den Schaden von ihrem Onkel Al beheben zu lassen.
    Jeffrey warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Fünf Minuten waren schon verstrichen. Auf dem Monitor einer der
    Überwachungskameras sah er Keith. Er hatte die Hände tief in den Hosentaschen vergraben und quatschte mit den Wächtern am Eingang.
    Als er weiter hinten in der Akte blätterte, fand er den Bericht über die Festnahme von Jack Allen Wright. Wright war vorher bereits zweimal unter Verdacht in Gewahrsam genommen, aber nicht angeklagt worden. Beim ersten Vorkommnis hatte eine junge Frau in ungefähr dem Alter, in dem sich Sara bei dem Übergriff befunden hatte, die Beschuldigung zurückgezogen und war aus der Stadt weggezogen. In dem anderen Fall hatte die junge Frau sich das Leben genommen. Jeffrey rieb sich die Augen. Er dachte an Julia Matthews.
    Es klopfte an der Tür, und dann sagte Keith: «Die Zeit ist rum, Jeffrey.»
    «Yeah», sagte Jeffrey und schloss die Akte. Er mochte sie auch gar nicht mehr in den Händen halten. Er streckte sie Keith entgegen, ohne ihn anzusehen.
    «Hat's dir was geholfen?»

Jeffrey nickte und rückte seine Krawatte zurück. «Ein wenig», sagte er. «Konntest du rausfinden, wo der Typ steckt?»
    «Nur die Straße runter», antwortete Keith. «Arbeitet im Bank Building.»
    «Heißt das, zehn Minuten von der Uni entfernt? Und noch fünf mehr vom Grady?»
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    «Du sagst es.»
    «Und, was macht er?»
    «Ist wieder Hausmeister, wie im Grady», sagte Keith. Er hatte sich die Akte offenbar angesehen, bevor er sie Jeffrey gab. «All diese Studentinnen, und er ist nur zehn Minuten von ihnen entfernt.»
    «Weiß die Campus-Polizei Bescheid?»
    «Inzwischen ja», sagte Keith und sah Jeffrey bedeutungsvoll an. «Ist ja wohl keine große Gefahr mehr.»
    «Was soll das heißen?», fragte Jeffrey.
    «Teil seiner Bewährung», sagte Keith und deutete auf die Akte. «So weit bist du wohl nicht gekommen. Er nimmt Depo.»
    Unbehagen überkam Jeffrey. Depo-Provera war der neueste Trend in der Behandlung von Sexualverbrechern.
    Norma lerweise wurde es bei Frauen zur Hormonsubstitution eingesetzt, aber bei genügend hoher Dosis ließen sich damit auch die sexuellen Bedürfnisse eines Mannes einschränken.
    Wenn die Droge bei Sexualtätern eingesetzt wurde, sprach man von chemischer Kastration. Jeffrey wusste jedoch, dass die Droge nur so lange wirkte, wie der Täter sie auch nahm. Es handelte sich eher um ein dämpfendes Medikament als um ein Heilmittel.
    Jeffrey deutete auf den Aktenordner. Er durfte in diesem Raum Saras Namen nicht aussprechen. «Hat er hiernach nochmal jemanden vergewaltigt?»
    «Zwei andere Frauen hat er nach dieser Sache hier noch vergewaltigt», antwortete Keith. «Das war das Linton-Mädchen, ja? Auf sie hat er auch eingestochen, ja? Versuchter Mord, sechs Jahre. Hat wegen guter Führung frühe Bewährung bekommen, wurde auf Depo gesetzt, hat das Depo abgesetzt, ging los und hat noch drei weitere Frauen vergewaltigt. In einem Fall konnten sie ihn überführen, die anderen Frauen wollten nicht
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    aussagen. Man schickte ihn für drei weitere Jahre hinter Gitter, und jetzt ist er auf Bewährung frei und bekommt das Depo unter strenger Kontrolle verabreicht.»
    «Er hat sieben Frauen vergewaltigt und dafür nur zehn Jahre gesessen?»
    «Sie haben ihn nur in drei Fällen überführen können, und außer bei ihr» - er deutete auf Saras Akte - «waren die anderen Identifikationen ziemlich zweifelhaft. Er trug eine Maske. Du weißt ja, wie es ist, wenn diese Frauen im Zeugenstand sind. Sie werden unheimlich nervös, und ehe du dich versiehst, hat der gegnerische Anwalt sie so weit, dass sie sich fragen, ob sie überhaupt vergewaltigt wurden. Noch weniger können sie sich an den Täter erinnern.»
    Jeffrey biss sich auf die Lippen, aber Keith schien seine Gedanken zu lesen.
    «He», sagte er, «wenn ich diese Fälle bearbeitet hätte, wäre der Hundesohn auf den Stuhl geschickt worden. Du weißt doch, was ich meine?»
    «Ja», sagte Jeffrey, der fand, dass

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