Belladonna
sie sich immer sicher gefühlt. Auch noch nach der Scheidung hatte Sara das Gefühl gehabt, dass Jeffrey vertrauenswürdig war. Als Polizist hatte er immer das Richtige getan. Er hatte alles in seiner Kraft Stehende unternommen, um sicherzustellen, dass die Menschen, denen er diente, in Sicherheit lebten.
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Als Sara vor zwölf Jahren zurück nach Grant gezogen war, konnten auch noch so vie le Beteuerungen ihres Vaters und ihrer Familie sie nicht davon überzeugen, dass sie in Sicherheit war.
Sara hatte gewusst, dass sich die Nachricht von einem Waffenkauf wie ein Lauffeuer verbreitet hätte. Mehr noch, sie wusste, dass sie zur Polizeiwache gehen musste, um die Waffe registrieren zu lassen. Ben Walker, vor Jeffrey Polizeichef, spielte jeden Freitagabend mit Eddie Linton Poker. Sara hätte keine Waffe kaufen können, ohne alle Verwandten und Bekannten in Alarmzustand zu versetzen.
Ungefähr zu der Zeit wurde ein Mitglied einer Jugendbande ins Krankenhaus von Augusta eingeliefert, weil man ihm beinahe den ganzen Arm weggeschossen hatte. Sara hatte um den Arm des Jungen gekämpft und ihn schließlich auch gerettet.
Der Junge war erst vierzehn. Als seine Mutter kam, hatte sie sofort mit ihrer Handtasche auf seinen Kopf eingeprügelt. Sara hatte das Zimmer verlassen, aber kurz darauf hatte die Mutter vor ihr gestanden. Die Frau hatte Sara die Waffe ihres Sohnes ausgehändigt und sie gebeten, darauf Obacht zu geben. Wäre Sara eine gläubige Christin gewesen, hätte sie dies Ereignis als Wunder bezeichnet.
Die Waffe befand sich jetzt, wie Sara sehr wohl wusste, in Jeffreys Schreibtischschublade. Sie blickte kurz über die Schulter, bevor sie die Schublade aufzog, nahm den Beutel mit der Ruger heraus und verstaute ihn in ihrer Aktentasche. Kurz darauf hatte sie auch schon das Zimmer verlassen.
Erhobenen Hauptes ging Sara zurück zum College. Ihr Boot lag vertäut vor dem Bootshaus. Mit einer Hand warf sie ihre Aktentasche hinein, während sie mit der anderen die Leine löste.
Ihre Eltern hatten ihr das Boot zum Einzug in ihr Haus geschenkt, und es war zwar alt, aber sehr robust. Der Motor war stark, und Sara war oft in seinem Schlepptau Wasserski gelaufen. Dabei war ihr Vater am Ruder gewesen und hatte immer wieder Gas weggenommen, weil er fürchtete, ihr sonst
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die Arme auszureißen.
Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass sie nicht beobachtet wurde, nahm Sara vorsichtig die Waffe aus der Aktenmappe und schloss sie samt Plastikbeutel im wasserdichten Handschuhfach vor dem Beifahrersitz weg. Sie hob ein Bein über die Reling und stieß das Boot mit dem Fuß vom Steg ab. Der Motor stotterte, als sie den Zündschlüssel drehte. Sie hätte den Motor prüfen lassen sollen, nachdem sie ihn den ganzen Winter über nicht benutzt hatte, aber sie hatte keine andere Wahl, weil ihr Wagen nicht vor Montag repariert sein würde. Ihren Vater zu bitten, sie zu fahren, wäre auf ein längeres Gespräch hinausgelaufen, und Jeffrey kam gar nicht in Frage.
Nachdem er eine Wolke übel aussehenden blauen Qualms ausgestoßen hatte, sprang der Motor an, und Sara legte leicht lächelnd ab. Sie war sich schon fast wie eine Verbrecherin vorgekommen, als sie sich mit der Waffe in ihrer Aktentasche fortgeschlichen hatte, aber sie fühlte sich jetzt sicherer. Was Jeffrey denken mochte, wenn er feststellte, dass die Waffe weg war, konnte Sara ziemlich egal sein.
Als sie die Mitte des Sees erreicht hatte, hüpfte das Boot schon beinahe übers Wasser. Ihr Gesicht schmerzte in der schneidenden Kälte des Fahrtwinds, und sie setzte die Brille auf, um die Augen zu schützen. Obwohl die Sonne vom Himmel brannte, war das Wasser noch kalt von den Niederschlägen, die es kürzlich in Grant County gegeben hatte. Es sah bereits so aus, als würde es auch an diesem Abend wieder ein Unwetter geben, aber wahrscheinlich erst lange nach Sonnenuntergang.
Sara zog den Reißverschluss ihrer Jacke ganz bis unters Kinn, um sich der Kälte zu erwehren. Doch als sie endlich ihr Haus sehen konnte, lief ihre Nase, und ihre Wangen fühlten sich an, als hätte sie den Kopf in einen Eimer mit Eiswasser getaucht.
Sie steuerte scharf nach links, um einer Gruppe von Felsen auszuweichen, die vom Wasser überspült waren. Es hatte eine Zeit gegeben, da war diese Stelle mit einem Warnschild
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markiert gewesen, aber das war schon vor Jahren verrottet. Nach den kürzlichen Regenfällen hatte der See zwar Hochwasser, aber Sara wollte kein Risiko
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