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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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eingehen.
    Sie hatte im Bootshaus angelegt und benutzte die elektrische Winde, um das Boot aus dem Wasser zu ziehen, als ihre Mutter von der Rückseite des Hauses auftauchte.
    «Mist», murmelte Sara und drückte auf den roten Knopf, um die Winde anzuhalten.
    «Ich hab in der Klinik angerufen», sagte Cathy. «Nelly sagte, du nimmst dir morgen frei.»
    «Stimmt», antwortete Sara. Dabei zog sie an der Kette, um die Tür hinter dem Boot herunterzulassen.
    «Deine Schwester hat mir von eurem Streit gestern Abend erzählt.»
    Sara zog mit einem Ruck an der Kette, sodass die
    Metallkonstruktion schepperte. «Wenn du hier bist, um mir wieder zu drohen, kann ich nur sagen: Der Schaden ist bereits angerichtet.»
    «Soll heißen?»
    Sara ging an ihrer Mutter vorbei. «Soll heißen, er weiß Bescheid», sagte sie, stemmte die Hände in die Hüften und wartete darauf, dass ihre Mutter hinterherkam. «Ich hab ihm das Protokoll gezeigt.»
    «Was hat er gesagt?»
    «Darüber kann ich nicht sprechen», antwortete Sara und wandte sich dem Haus zu. Ihre Mutter folgte ihr über den Rasen, blieb aber dankenswerterweise stumm.
    Sara schloss die Hintertür auf und ließ sie für ihre Mutter offen stehen. Sie ging in die Küche und merkte zu spät, dass eine furchtbare Unordnung herrschte.
    Cathy sagte: «Also wirklich, Sara, du müsstest doch mal die Zeit finden, hier sauberzumachen.»
    -324-
    «Ich hatte sehr viel zu arbeiten.»
    «Das ist keine Entschuldigung», dozierte Cathy. «Du musst dir nur sagen: ‹Ich werde jeden zweiten Tag eine Ladung Wäsche machen. Und ich werde alle Sachen wieder an den Platz zurücklegen, von dem ich sie genommen habe.› Dann hast du auch ruck, zuck alles im Griff.»
    Sara ignorierte den inzwischen vertrauten Rat und ging ins Wohnzimmer. Sie prüfte die Rufnummernbox, aber es waren keine Anrufe registriert worden.
    «Wir hatten Stromausfall», sagte ihre Mutter und drückte auf die Knöpfe am Herd, um die richtige Zeit einzustellen. «Die Unwetter richten das reine Chaos an. Dein Vater hat gestern Abend fast einen Herzschlag gekriegt, als er Jeopardy sehen wollte und nichts als Schnee auf dem Bildschirm hatte.»
    Irgendwie war Sara erleichtert. Vielleicht hatte Jeffrey ja doch angerufen. Höhere Gewalt hatte eingegriffen. Sie ging zum Waschbecken und füllte den Teekessel. «Möchtest du auch einen Tee?»
    Cathy schüttelte den Kopf.
    «Ich auch nicht», murmelte Sara und ließ den Kessel im Becken stehen. Sie ging nach hinten ins Haus und zog auf dem Weg ins Schlafzimmer zuerst ihr Hemd und dann den Rock aus.
    Cathy folgte ihr und ließ die Tochter nicht aus den mütterlich trainierten Augen.
    «Streitest du dich wieder mit Jeffrey?»
    Sara zog ein T-Shirt über den Kopf. «Ich streite mich doch immer mit Jeffrey, Mutter. So sind wir nun mal.»
    «Und vor lauter Lust auf solche Streitereien kannst du nicht mal in der Kirche stillsitzen?»
    Sara biss sich auf die Lippe und merkte, dass sie rot wurde.
    Cathy fragte: «Was ist denn diesmal passiert?»
    «Mein Gott, Mama. Ich möchte wirklich nicht darüber reden.»
    -325-
    «Dann erzähl mir was über diese Sache mit Jeb McGuire.»
    «Da gibt es keine ‹Sache›. Wirklich nicht.» Sara schlüpfte in ein Paar Trainingshosen.
    Cathy setzte sich aufs Bett und glättete das Laken mit der flachen Hand. «Das ist gut. Der ist nämlich überhaupt nicht dein Typ.»
    Sara lachte. «Wie ist denn mein Typ?»
    «Jemand, der es mit dir aufnehmen kann.»
    «Vielleicht mag ich Jeb ja», erwiderte Sara, der nicht entging, wie gereizt ihr Tonfall war. «Vielleicht gefällt es mir, dass er vorhersagbar ist und nett und ausgeglichen. Er hat weiß Gott lange genug gewartet, bis er einmal mit mir ausgehen kann.
    Vielleicht sollte ich mich öfter mit ihm treffen.»
    Cathy sagte: «Du bist nicht so böse auf Jeffrey, wie du denkst.»
    «Oh, tatsächlich?»
    «Du bist nur verletzt, und das macht dich zornig. Du öffnest dich anderen Menschen nur sehr selten», fuhr Cathy fort. Sara bemerkte, dass die Stimme ihrer Mutter besänftigend, aber doch auch entschieden klang, als wolle sie ein gefährliches Tier aus seinem Versteck locken. «Ich weiß noch, dass du schon als kleines Mädchen sehr sorgsam darauf geachtet hast, mit wem du dich anfreunden wolltest.»
    Sara setzte sich aufs Bett, um die Socken anzuziehen. Sie sagte: «Ich hatte massenhaft Freundinnen.»
    «O ja, du warst beliebt, aber du hast nur sehr wenige an dich herangelassen.» Sie strich Sara das Haar hinters Ohr.

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