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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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aufgefordert, reinzukommen und zu frühstücken.»
    Cathy legte die Hand auf die Brust und tätschelte sich. «Ich weiß nicht, wie Eddie es übers Herz gebracht hat, mir zu verzeihen, denn er ist ein so stolzer Mann, aber ich bin dankbar, dass er es getan hat. Zu wissen, dass er mir etwas derart Schreckliches verzeihen konnte, dass er mich auch noch lieben konnte, nachdem ich ihn zutiefst verletzt hatte, ebendas machte meine Liebe zu ihm nur noch stärker.» Sie lächelte. «Aber ich besaß ja natürlich eine Geheimwaffe.»
    «Und die war?»
    «Du.»
    «Ich?»
    Cathy streichelte Saras Wange. «Ich traf mich wieder mit deinem Vater, aber die Situation war angespannt. Nichts war wie zuvor. Dann wurde ich mit dir schwanger, und plötzlich war
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    das Leben lebenswert. Ich glaube, weil du zu uns kamst, hatte dein Vater wieder eine Perspektive. Dann kam Tessie, dann kamt ihr beide zur Schule, dann wart ihr erwachsen und gingt aufs College.» Wieder lächelte sie. «Es braucht einfach Zeit.
    Liebe und Zeit. Und wenn man eine kleine rothaarige Göre hat, der man ständig hinterherrennen muss, ist das eine gute Ablenkung.»
    «Na ja, ich werd jedenfalls nicht schwanger», konterte Sara, sich ihres scharfen Tons durchaus bewusst.
    Cathy schien ihre Antwort zu bedenken. «Manchmal muss man das Gefühl durchleben, etwas verloren zu haben, damit einem klar wird, welchen Wert es wirklich besaß», sagte sie.
    «Sprich nur nicht mit Tessie darüber.»
    Sara versprach es mit einem Kopfnicken. Sie stand auf und stopfte ihr T-Shirt in die Jeans. «Ich hab es ihm gesagt, Mama», sagte sie. «Ich hab ihm die Protokollabschrift hingelegt.»
    Cathy fragte: «Das Gerichtsprotokoll?»
    «Ja», sagte Sara und lehnte sich gegen die Kommode. «Ich weiß, dass er es gelesen hat. Ich hab es im Bad für ihn hingelegt.»
    «Und?»
    «Und», sagte Sara, «er hat noch nicht mal angerufen. Er hat den ganzen Tag kein Wort mit mir gesprochen.»
    «Na ja», sagte Cathy, die allem Anschein nach ihr Urteil gefällt hatte. «Dann zum Teufel mit ihm. Ein Dreckskerl ist er.»

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    ZWEIUNDZWANZIG

    Jeffrey fand die Nummer 633 in der Ashton Street ohne Schwierigkeiten. Es handelte sich um ein verfallenes Haus, von dem nicht viel mehr übrig war als ein Quadrat aus
    Schlackenbetonsteinen. Die Fenster schienen erst im Nachhinein eingebaut worden zu sein und waren alle von verschiedener Größe. Auf der vorderen Veranda befand sich ein
    Keramikkamin, neben dem Papier und Zeitschriften aufgestapelt waren, die man wahrscheinlich als Anzündmaterial benutzte.
    Er sah sich in der Umgebung des Hauses um und versuchte, möglichst unauffällig zu wirken. Da er Anzug und Krawatte trug und einen weißen Town Car fuhr, passte Jeffrey nicht so recht in diese Gegend. Die Ashton Street war zumindest in dem Teil, wo Jack Wright wohnte, heruntergekommen und verwahrlost. Die meisten Häuser in der Nachbarschaft waren mit Brettern vernagelt, und gelbe Plakate wiesen warnend auf ihre Baufälligkeit hin. Kinder, deren Eltern nirgends zu sehen waren, spielten im Schmutz der Hinterhöfe. Ein bestimmter Geruch lag über der Gegend, nicht gerade der von Abwasser, doch irgendwie nicht sehr anders. Jeffrey fühlte sich erinnert an eine Fahrt entlang der städtischen Müllhalde im Außenbezirk von Madison. An einem schönen Tag stieg einem der Gestank von verfaulendem Müll selbst bei Gegenwind in die Nase. Sogar bei geschlossenen Scheiben und laufender Klimaanlage.
    Auf dem Weg zum Haus atmete Jeffrey ein paar Mal ein, um sich an den Geruch zu gewöhnen. Vor der Tür befand sich ein Schutz aus dichtem Drahtgeflecht, der mit einem
    Vorhängeschloss gesichert war, und die Tür selbst hatte drei Riegel und ein Schloss, das aussah, als könne man es nur mit einem Puzzle-Teil öffnen und nicht mit einem Schlüssel. Jack Wright hatte einen großen Teil seines Lebens im Gefängnis
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    verbracht und war offenbar ein Mann, der seine Privatsphäre schätzte. Jeffrey sah sich um, bevor er an eines der Fenster trat.
    Es war ebenfalls mit Drahtgeflecht und einem schweren Schloss gesichert, aber das Fensterfutter war alt und mürbe. Mit ein paar festen Stößen war der gesamte Rahmen ausgehebelt. Jeffrey sah sich um, bevor er das Fenster einschließlich Futter und allem herausnahm und ins Haus einstieg.
    Das Wohnzimmer war dunkel und schmuddelig. Überall
    waren Papier und Müll verstreut. An einer orangen Couch schien eine dunkle Substanz hinuntergetropft zu sein. Jeffrey vermochte

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