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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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solche Aufschneiderei sie auch nicht weiterbrachte. «Ist er fällig für seinen dritten Treffer?», fragte er. In Georgia war wie in vielen anderen Bundesstaaten vor einiger Zeit ein ‹Third strike›-Gesetz verabschiedet worden, durch das ein Straftäter nach seiner dritten Verurteilung wegen eines Verbrechens, mochte es diesmal auch noch so geringfügig sein, sofort zurück ins Gefängnis geschickt wurde, möglicherweise lebenslänglich.
    «Sieht ganz so aus», antwortete Keith.
    «Wer ist sein Bewährungshelfer?»
    «Darum hab ich mich schon gekümmert», sagte Keith.
    «Wright trägt ein Armband. Sein Bewährungshelfer sagt, die letzten beiden Jahre ist er sauber geblieben. Er sagt auch, der Bursche würde sich eher den Kopf abhacken lassen, als wieder ins Gefängnis zu gehen.»
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    Jeffrey nickte. Jack Wright musste als Teil seiner Bewährung eine Überwachungsmanschette tragen. Wenn er das ihm zugeschriebene Aufenthaltsgebiet verließ oder zu einer bestimmten Zeit nicht wieder im Haus war, schrillte in der Überwachungsstation eine Alarmglocke. Im Stadtgebiet von Atlanta waren die meisten Bewährungshelfer in den jeweiligen Polizeibezirken stationiert, sodass man die Le ute, die ihre Auflagen nicht erfüllten, sofort wieder schnappen konnte. Es war ein gutes System, und obwohl Atlanta eine so große Stadt war, schlüpften nicht viele auf Bewährung Entlassene durch die Maschen.
    «Außerdem», sagte Keith, «bin ich auch zum Bank Building runtergegangen.» Er zuckte entschuldigend mit den Achseln, denn er wusste sehr wohl, dass er damit seine Befugnisse überschritten hatte. Das hier war Jeffreys Fall, aber Keith langweilte sich wahrscheinlich zu Tode, wenn er den ganzen Tag lang nur in Besuchertaschen nach Handfeuerwaffen kramte.
    «Ist schon okay», sagte Jeffrey. «Was hast du rausgefunden?»
    «Hab mir mal seine Stechkarten angesehen. Er ist jeden Morgen um sieben gekommen, ist mittags um zwölf raus, um halb eins wieder zurück und schließlich Feierabend um fünf.»
    «Könnte doch jemand anderes für ihn gestempelt haben.»
    Keith reagierte mit einem Achselzucken. «Seine Vorgesetzte hatte ihn nicht ständig im Auge, aber sie sagt, es hätte Beschwerden aus den Büros gegeben, wenn er nicht am Arbeitsplatz gewesen wäre. Anscheinend legen die feinen Herren Angestellten sehr viel Wert darauf, dass ihre Klos ständig auf Hochglanz geputzt sind.»
    Jeffrey deutete auf den weißen Briefumschlag, den Keith in der Hand hielt. «Was ist das?»
    «Zulassung», sagte Keith und reichte ihm den Umschlag. «Er fährt einen blauen Chevy Nova.»
    Jeffrey riss den Umschlag mit dem Daumennagel auf. Er fand
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    die Fotokopie von Jack Allen Wrights Pkw-Zulassung. Unter dem Namen stand auch eine Adresse. «Aktuell?», fragte Jeffrey.
    «Ja», antwortete Keith. «Nur - von mir hast du sie nicht bekommen.»
    Jeffrey wusste, was er meinte. Atlantas Polizeichefin leitete ihre Behörde straff und streng. Jeffrey kannte ihren Ruf und bewunderte ihre Leistung, aber er wusste auch, dass er sehr schnell einen zehn Zentimeter langen Stilettoabsatz im Nacken spüren würde, wenn sie meinte, dass ein Hinterwäldler-Cop aus Grant County ihr auf die Zehen trat.
    «Wenn du von Wright bekommst, was du brauchst», sagte Keith, «dann ruf beim APD an.» Er reichte Jeffrey eine Visitenkarte mit Atlantas aus der Asche aufsteigendem Phoenix.
    Jeffrey drehte sie um und las auf der Rückseite einen Namen und eine Telefonnummer.
    Keith sagte: «Das ist seine Bewährungshelferin. Ein gutes Mädchen, aber du musst schon was Handfestes vorzuweisen haben, wenn du ihr erklären willst, warum du es auf Wright abgesehen hast.»
    «Du kennst sie?»
    «Hab von ihr gehört», sagte Keith. «Ziemlich harter Brocken, also sei auf der Hut. Wenn du sie einbeziehen willst, ihren Jungen zu schnappen, und ihr nicht passt, wie du sie ansiehst, sorgt sie dafür, dass du ihn nie wieder zu Gesicht bekommst.»
    Jeffrey sagte: «Ich versuche, mich wie ein Gentleman zu benehmen.»
    Keith fügte noch hinzu: «Ashton liegt gleich an der Interstate.
    Ich werd's dir beschreiben.»

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    EINUNDZWANZIG

    Nick Sheltons Stimme dröhnte durchs Telefon: «He, Lady!»
    «He, Nick», entgegnete Sara und schloss ein Krankenblatt, das vor ihr auf dem Schreibtisch lag. Seit acht Uhr früh war sie schon in der Klinik und hatte bis um vier Uhr nachmittags ständig Patienten in der Sprechstunde gehabt. Sara kam es so vor, als sei sie den ganzen Tag durch Treibsand gelaufen.

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