Belladonna
schließen, an dem kaum etwas passiert war. Ein Bild, auf dem der Bürgermeister ein Ferkel auf dem Arm hielt, strahlte ihm entgegen. Dem Datum nach war die Zeitung älter als ein Jahr.
Auf der Suche nach weiteren Observer- Ausgabenöffnete er die anderen Schubladen. Einige fand er auch, aber in den meisten standen nur völlig harmlose Artikel. Jeffrey hielt es für sehr interessant, dass Jack Wright anscheinend den Grant County Observer abonniert hatte.
Er ging zurück in den Wohnraum und widmete sich den Papierstapeln auf dem Fußboden mit frisch gewecktem Interesse. Brenda Collins, eines von Wrights weiteren Opfern nach Sara, stammte aus Tennessee, wie sich Jeffrey erinnerte.
Ein Exemplar des Monthly Vols, eines Newsletters für Absolventen der University of Texas, steckte zwischen
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Zeitungen aus Alexander City in Alabama. In dem nächsten Stapel fand Jeffrey weitere Zeitungen aus
anderen
Bundesstaaten, alle aus Kleinstädten. Daneben lagen Postkarten, die verschiedene Ansichten Atlantas zeigten. Die Rückseiten waren leer und warteten darauf, beschriftet zu werden. Jeffrey konnte sich nicht vorstellen, was ein Mann wie Wright mit diesen Postkarten anfangen wollte. Er kam Jeffrey nicht gerade wie ein Mann vor, der viele Freunde hatte.
Jeffrey drehte sich um und überzeugte sich davon, dass er in dem randvollen Zimmer nichts übersehen hatte. Es gab da einen Fernsehapparat, der in den alten Kamin gezwängt worden war.
Er sah noch recht neu aus und wie einer von denen, die man auf der Straße für fünfzig Dollar kaufen konnte, wenn man nicht zu viele Fragen darüber stellte, woher er stammte. Oben auf dem Gerät stand eine Settop-Box fürs Kabelfernsehen.
Er ging zum vorderen Fenster zurück, blieb aber stehen, als er etwas unter der Couch sah. Mit dem Fuß kippte er die Couch auf die Seite, und massenweise hasteten Kakerlaken davon. Ein kleines schwarzes Keyboard lag auf dem Fußboden.
Die Settop-Box hatte einen Internetanschluss. Jeffrey schaltete das Gerät ein und drückte die Tasten auf dem Keyboard, bis der Receiver sich ins Internet eingeloggt hatte. Er setzte sich auf die Kante der umgekippten Couch, während er darauf wartete, dass das System die Verbindung herstellte. Auf dem Revier war Brad Stephens der Computerfachmann, aber dadurch, dass er den jungen Streifenpolizisten beobachtet hatte, war es Jeffrey gelungen, so viel zu lernen, dass er sich schon einigermaßen im Netz zurechtfand.
An Wrights E-Mails war leicht heranzukommen. Außer dem Ersatzteilangebot eines Chevy-Händlers und den
unvermeidlichen heißen Teenies, die Geld fürs College brauchten, also den E-Mails, die jeder bekam, war da noch ein langer Brief von einer Frau, die allem Anschein nach wohl Wrights Mutter war. Eine weitere Mail hatte als Anhängsel das
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Foto einer jungen Frau, die sich mit weit gespreizten Schenkeln präsentierte. Die E-Mail-Adresse des Absenders war eine Zahlenreihe. Wahrscheinlich gehörte sie einem
Gefängniskumpel von Wright. Jeffrey notierte sie sich trotzdem auf einem Zettel, den er in seiner Tasche fand.
Mit den Pfeiltasten manövrierte Jeffrey weiter. Außer diversen Porno- und Gewaltseiten fand Jeffrey ein Link zum Onlineangebot des Grant Observer. Er war über alle Maßen schockiert, denn auf dem Monitor war die heutige Titelseite der Zeitung zu sehen, auf der der Selbstmord von Julia Matthews am gestrigen Abend gemeldet wurde. Jeffrey drückte die Abwärts-Taste und überflog den Artikel nochmals. Danach klickte er sich ins Archiv der Zeitung und ließ nach Sibyl Adams suchen. Sekunden später erschien auf dem Bildschirm ein Artikel über den Berufsberatungstermin vom letzten Jahr.
Die Suche nach Julia Matthews förderte die heutige Titelseite zutage, aber sonst nichts. Über sechzig Artikel wurden aufgeführt, als er Saras Namen eintippte.
Jeffrey meldete sich ab und stellte die Couch wieder richtig hin. Draußen drückte er das Fenster zurück in das Loch, das er aufgestoßen hatte. Es wollte aber nicht halten, und daher sah er sich gezwungen, einen der Stühle vor das Fenster zu zerren, um es abzustützen. Von seinem Wagen aus hatte man nicht den Eindruck, dass jemand sich am Fenster zu schaffen gemacht hatte, aber sobald er seine Vorderveranda betrat, würde Jack Wright wissen, dass jemand in seinem Haus gewesen war.
Die Straßenlaterne über Jeffreys Wagen ging an, als er einstieg. Sogar in diesem Höllenloch von Straße bot die Sonne, die hinter der Skyline von Atlanta
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