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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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«Hör mal, Schlampe -»
    Lena stand auf einmal direkt vor ihm, über den Tisch gebeugt.
    «Wo ist sie?»
    «Fick dich ins Knie!» Speichel sprühte aus seinem Mund.
    Mit einer einzigen schnellen Bewegung packte Lena den Ring, der an seiner Nase hing.
    «Aua, Scheiße», kreischte Gordon, als er weiter
    vornübergezogen wurde, mit der Brust auf dem Tisch aufschlug und die Arme hinter dem Rücken in die Luft streckte. «Hilfe!», schrie er. Die Scheibe vor Jeffrey vibrierte von dem Lärm.
    Lena flüsterte: «Wo ist sie?»
    «Vor ein paar Tagen hab ich sie noch gesehen», kriegte er mühsam zwischen zusammengebissenen Zähne hervor. «Um Gottes willen, lassen Sie doch bitte los.»
    «Wo ist sie?»
    «Das weiß ich nicht», brüllte er. «Bitte, ich weiß es nicht! Sie reißen den Ring noch raus.»
    Lena ließ den Ring los und wischte sich die Hände an der Hose ab. «Du mieser kleiner Loser!»
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    Ryan wackelte mit der Nase. Wahrscheinlich wollte er prüfen, ob sie noch da war. «Sie haben mir wehgetan», wimmerte er.
    «Das tat weh.»
    «Möchtest du, dass ich dir noch mehr wehtue?», erbot sich Lena und legte die Hand auf ihre Waffe.
    Gordon zog den Kopf ein. Er murmelte: «Die hat versucht sich umzubringen, weil ich sie verlassen habe. So sehr hat sie mich geliebt.»
    «Ich glaube, sie hatte überhaupt keinen Durchblick», entgegnete Lena. «Ich glaube, sie war absolut blauäugig, und du hast das ausgenutzt.» Sie beugte sich über den Tisch. «Und außerdem glaube ich, dass du nicht genug Mumm hast, auch nur einer Fliege was zuleide zu tun, geschweige denn einem Menschen, und sollte ich dich je» - Lena schlug mit beiden Händen auf die Tischplatte, und ihre Wut explodierte wie eine Granate -, «sollte ich dich je nochmal etwas über meine Schwester sagen hören, Ryan, auch nur einen Ton, dann bring ich dich um. Glaub mir, das würde mir nichts ausmachen. Nicht eine Sekunde würde ich nachdenken.»
    Gordons Lippen bewegten sich tonlos.
    Jeffrey war so vertieft in die Vernehmung, dass er das Klopfen an der Tür nicht hörte.
    «Jeffrey?», sagte Maria und streckte ihren Kopf durch die Tür. «Wir haben da einen Vorfall im Haus von Will Harris.»
    «Will Harris?», fragte Jeffrey. Das war eigentlich ein Name, den er an diesem Tag nicht mehr zu hören erwartet hatte. «Was ist denn passiert?»
    Maria trat ein und sagte mit gesenkter Stimme: «Jemand hat einen Stein durchs Vorderfenster seines Hauses geworfen.»

    Frank Wallace und Matt Hogan standen auf dem Rasen vor dem Haus von Will Harris, als Jeffrey vorfuhr. Er fragte sich,
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    wie lange sie wohl schon dort standen. Fragte sich auch, ob sie wohl wussten, wer das getan hatte. Matt Hogan gab sich keine große Mühe, mit seinen Vorurteilen hinterm Berg zu halten. Bei Frank andererseits war sich Jeffrey nicht so sicher. Er wusste, dass Frank gestern bei dem Gespräch mit Pete Wayne dabei gewesen war. Jeffrey spürte, wie seine Anspannung stärker wurde, als er den Wagen parkte. Es gefiel ihm überhaupt nicht, dass er nicht einmal seinen eigenen Leuten vertrauen konnte.
    «Was ist denn hier passiert, verdammt?», fragte Jeffrey, als er aus dem Auto stieg. «Wer war denn das?»
    Frank sagte: «Er ist vor ungefähr einer halben Stunde nach Hause gekommen. Sagte, er hätte bei der alten Miss Betty gearbeitet und ihren Garten vertikutiert. Kam dann nach Hause und sah das hie r.»
    «Es war ein Stein?»
    «Eigentlich ein Ziegel», sagte Frank. «Von der Sorte, wie man sie überall sieht. War eine Nachricht rumgewickelt.»
    «Und wie lautete die?»
    Frank blickte zu Boden und hob dann wieder die Augen.
    «Will hat sie.»
    Jeffrey betrachtete das Aussichtsfenster, in dem sich ein großes Loch befand. Die beiden Fenster links und rechts waren unbeschädigt, aber die Glasscheibe in der Mitte zu ersetzen würde ein kleines Vermögen kosten. «Wo steckt er denn?», fragte Jeffrey.
    Matt nickte in Richtung der Eingangstür. Er hatte denselben selbstgefälligen Gesichtsausdruck, den Jeffrey noch vor ein paar Minuten auch bei Ryan Gordon gesehen hatte.
    Matt sagte: «Im Haus.»
    Jeffrey ging auf die Tür zu, blieb dann aber stehen. Er griff in seine Brieftasche und zog einen Zwanziger heraus. «Besorg ein bisschen Sperrholz», sagte er. «Und bring es so schnell wie
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    möglich her.»
    Matt wollte protestieren, aber mit einem strengen Blick gebot ihm Jeffrey Einhalt. «Hast du mir etwas zu sagen, Matt?»
    Frank mischte sich ein: «Wir werden versuchen, ob wir eine

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