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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Job noch Jeffrey, nicht Hank Norton und ganz gewiss nicht sie selbst.
    Julia Matthews war tot, ebenso wie Sibyl. Lena hatte sie beide im Stich gelassen.
    Das Wasser wurde langsam kalt, die feinen Spritzer prickelten auf ihrer Haut. Lena machte die Dusche aus und trocknete sich mit einem Handtuch ab. Sie war gar nicht bei der Sache, und sie kam sich noch immer schmutzig vor, obwohl sie in den vergangenen fünf Stunden zweimal geduscht hatte. Außerdem hatte sie einen seltsamen Geschmack im Mund. Lena war sich nicht sicher, ob es nur Einbildung war oder ob ihr tatsächlich etwas in den Mund geflogen war, als Julia abgedrückt hatte.
    Bei dem Gedanken daran erschauerte sie.
    «Lee?» Hank rief vor der Badezimmertür nach ihr.
    «Bin in einer Minute unten», antwortete Lena und drückte Zahnpasta auf die Zahnbürste. Sie betrachtete sich im Spiegel, während sie versuchte, sich den Geschmack aus dem Mund zu bürsten. Die Ähnlichkeit mit Sibyl war heute verschwunden.
    Von ihrer Schwester war nichts mehr übrig.
    Lena ging im Hausmantel und in Pantoffeln hinunter in die Küche. Vor der Küchentür stützte sie sich mit der Hand an der Wand ab, weil ihr schwindlig und übel war. Sie zwang ihren Körper, sich zu bewegen, weil sie sonst einschlafen und nie wieder aufwachen würde. Ihr Körper sehnte sich danach, diesem Bedürfnis nachzukommen, ganz aufzugeben, aber Lena wusste, dass sie Julia Matthews sehen würde, sobald ihr Kopf nur aufs Kissen sank. Julia Matthews, kurz bevor sie sich umgebracht hatte. Die junge Frau hatte Lena angesehen, als sie abdrückte.
    Ihre Blicke hatten sich getroffen, und Lena hätte die Waffe gar nicht zu sehen brauchen, um zu wissen, dass die jüngere Frau nichts als den Tod im Sinn hatte.
    Hank saß am Küchentisch und trank eine Coke. Er stand auf, als sie eintrat. Lena spürte Scham aufwallen und mochte ihm
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    nicht in die Augen sehen. Als Frank sie nach Hause gefahren hatte, war sie im Auto noch stark geblieben. Sie hatte kein Wort zu ihm gesagt und sich auch nicht dazu geäußert, dass trotz aller Bemühungen, sich im Krankenhaus zu säubern, noch Spuren grauer Hirnmasse und Blutreste wie erkaltetes Wachs an ihr klebten. In ihrer Brusttasche fanden sich Knochensplitter, und sie fühlte Blut an Gesicht und Hals herunterrinnen, obwohl sie es doch im Krankenhaus vollständig abgewischt hatte. Erst als sie die Eingangstür hinter sich geschlossen hatte, war Lena in der Lage gewesen, sich gehen zu lassen. Dass Hank da gewesen war, dass sie zugelassen hatte, in seinen Armen zu schluchzen, war etwas, dessen sie sich noch immer schämte. Sie kannte sich einfach nicht mehr wieder. Sie wusste einfach nicht, wer diese schwache Frau war.
    Lena blickte aus dem Fenster und bemerkte: «Es ist dunkel draußen.»
    «Du hast auch eine Weile geschlafen», sagte Hank und ging zum Herd. «Möchtest du vielleicht einen Tee?»
    «Ja», sagte Lena, obwohl sie gar nicht geschlafen hatte. Wenn sie die Augen schloss, fühlte sie sich nur wieder zurückversetzt zu dem, was geschehen war. Lenas einzige Rettung bestand darin, nie wieder zu schlafen.
    «Dein Boss hat angerufen und sich nach dir erkundigt», sagte Hank.
    Lena, die sich an den Tisch gesetzt hatte, ein Bein unter dem Körper angewinkelt, reagierte nur mit einem «Oh». Sie fragte sich, was Jeffrey wohl durch den Kopf gehen mochte. Er hatte auf dem Krankenhausflur darauf gewartet, dass Lena ihn hereinrief, als der Schuss losgegangen war. Lena erinnerte sich an seinen schockierten Gesichtsausdruck, als er zur Tür hereingestürmt kam. Lena hatte über Julia gebeugt dagestanden, mit Fleischfetze n und Knochensplittern auf Brust und Gesicht.
    Jeffrey hatte sie aus dieser Stellung aufgerichtet, hatte sie
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    abgetastet, um sicherzugehen, dass sie nicht angeschossen worden war.
    Lena hatte es sich stumm gefallen lassen und nicht vermocht, den Blick von dem zu lösen, was von Julia Matthews' Gesicht übrig war. Die junge Frau hatte die Waffe unter dem Kinn angesetzt und sich den ganzen Hinterkopf weggeschossen. Die Wand hinter dem Bett und die Zimmerdecke darüber waren bespritzt. Knapp einen Meter unterhalb der Zimmerdecke befand sich das Einschussloch. Jeffrey hatte Lena gezwungen, in diesem Zimmer zu bleiben, um noch die nebensächlichste Einzelheit der Informationen in Erfahrung zu bringen, die sie von Julia Matthews bekommen hatte. Immer wieder hatte er bei Lenas Bericht nachgehakt, obwohl diese mit unkontrollierbar zitternden Lippen dastand und

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