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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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wieder ohnmächtig, Glorianna.«
    Sie versetzte ihm einen Stoß, der ihn einen Schritt nach hinten stolpern und einen erschrockenen Fluch ausstoßen ließ. »Wir müssen sie aufhalten, bevor …« Es blieb keine Zeit für Erklärungen. Hier war das Fundament des Herzens einer Landschafferin nicht gut genug entwickelt, und so sammelte Ephemera sich, um diese Herzenswünsche ohne Führung Gestalt annehmen zu lassen.
    In dem Bewusstsein, dass ein Streit stattfand, in dem  Bewusstsein, dass die Dunklen Strömungen an diesem Ort bis zu einem Punkt getilgt worden waren, an dem sie die düsteren Gefühle, die jetzt zunahmen, nicht mehr aufnehmen konnten, in dem Bewusstsein, dass der Boden weich und die Luft schwer geworden, dass jeder Herzschlag ein ferner Donnerschlag war, ein warnendes Grollen des aufkommenden Sturmes, rannte sie auf das Tor zu.
    Sie konnte nicht schnell genug laufen. Sie würde sie niemals rechtzeitig erreichen, um ihnen zu sagen, sie sollten aufhören, warten, nachdenken. Also tat sie das Einzige, was sie tun konnte, da sie mit der Weißen Insel verbunden war und die Welt ihr vertraute.
    Ephemera, hör mich an. Gib diesen Herzenswünschen, wonach sie sich sehnen. Doch lass diese Herzenswünsche durch mich Gestalt annehmen. Durch MICH.
    Als sie spürte, wie die Welt sich sammelte, um ihrem Befehl nachzukommen, hörte sie zwei im Zorn erhobene Stimmen im gleichen Moment sagen: »Ich will dich nicht.«
    Donner. Lawinen. Das Tosen des Meeres. Der Schrei des Windes, als er sich mit ungezügeltem Wahnsinn füllte.
    Das Dröhnen einer Welt, die sich selbst auseinander riss.
    Plötzlich wurde alles wieder klar. Ihr letzter Schritt hatte sie gegen Caitlin prallen lassen, bevor sie die Hände ausstreckte, um sich zu fangen, als sie gegen die Steinmauer neben dem Tor stürzte. Sie lehnte sich gegen sie und legte ihre Wange auf den Stein, während sie die Augen schloss.
    Guter Stein. Fester Stein. Kein Stein des Zornes, sondern Stein der Stärke.
    All die verschlungenen Strömungen waren nicht länger verschlungen. Ihre Resonanz formte das Fundament Lighthavens, doch was jenseits der Grenzen dieser Landschaft lag …
    »Ich dachte, die Welt zu zerschlagen, wäre schwierig gewesen, aber das war es nicht«, sagte sie, als sich starke Hände auf ihre Schultern legten. »Die Schwierigkeit besteht darin, die Stücke so weit in Einklang miteinander zu halten, dass sie zusammenbleiben.«
    Einen Moment lang dachte sie, es sei Lee, der hinter ihr stand. Dann erkannte sie, dass die Form der Hände nicht ganz stimmte. Und die Wärme dieser Hände, die Art, wie sie sie berührten … Nein, das waren nicht die Hände ihres Bruders.
    »Liebling, ich höre die Worte, doch es liegt kein Sinn in ihnen«, sagte Michael, als er sie von der Mauer fort und nach hinten in seine Arme zog. »Und wenn du vorhast, mir regelmäßig Angst einzujagen, dann sage ich dir jetzt, ich will von dir geküsst werden. Mit der Art von Küssen, die einem Mann die Sinne rauben und sein Herz wieder rückwärts aus seinem Magen herauskatapultieren.«
    »Gibt es da nicht ein Sprichwort über die Verbindung zwischen den Mägen der Männer und ihren Herzen?« Es war töricht, jetzt zu flirten, aber sie fühlte sich seltsam leicht und glücklich, als hätte sie nach einem harten Winter den ersten Atemzug im Frühling getan.
    »Ich habe nicht den Hauch einer Ahnung, wovon du sprichst«, sagte Michael mit einem Lächeln in der Stimme.
    Dann sagte Lee angespannt: »Hauch ist ein gutes Wort, um es zu beschreiben. Nebelhauch.« Und der Frühlingswind verschwand, als sie sich von Michael löste und zurück zu dem Ort blickte, an dem sie gestolpert war.
    Lighthaven durchzogen wieder dunkle Strömungen, doch es waren dünne Fäden, die ihre Resonanz trugen. Dieser Nebel jedoch …
    Sie strich mit den Fingern über Michaels Arm. »Geh mit Lee. Seht nach, ob ihr den Ursprung dieses Nebels finden könnt.«
    Er warf ihr einen fragenden Blick zu, dann nickte er. Gut. Da sie beide wussten, dass ihm die Ausbildung fehlte, dem Ursprung des Nebels auf den Grund zu gehen, nahm er an, sie wollte nicht, dass ihr Bruder alleine Untersuchungen anstellte. Was auch der Wahrheit entsprach.
    Der andere Teil der Wahrheit bestand darin, dass sie die Männer außer Hörweite haben wollte, bevor sie ihrem Ärger freien Lauf ließ.
    Sie wartete, bis Lee und Michael die Hälfte des Weges zwischen dem Tor und dem Nebel hinter sich gebracht hatten, bevor sie sich umdrehte und die Frauen ansah.

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