Belladonna
Stimmung versank, und Devyn ab und an in langes Schweigen verfiel, wenn er am Hafen arbeitete und den Schiffen zusehen musste, wie sie ausliefen … Nun ja, so etwas ist nicht ungewöhnlich für ein Paar, das auf die Geburt ihres ersten Kindes wartet, denn für sie bleibt nichts mehr wie zuvor.
Sie blieben bis zur Geburt und ein paar Wochen darüber hinaus in Ravens Hill, bis Maureen sich stark genug fühlte, wieder auf Wanderschaft zu gehen. Doch jetzt war alles anders. Eine Frau, die ein kleines Kind trägt, kann nicht auch noch einen Rucksack schleppen, und ein Mann allein kann nicht tragen, was drei Menschen brauchen. Als sie also Ravens Hill verließen, hatten sie ein Pferd und einen Wagen, der all ihre Ausrüstung enthielt und Maureen die Möglichkeit gab, sich zurückzuziehen, wenn sie sich um das Kind kümmern musste.
Als sie sich erst einmal darauf eingestellt hatten, ein wenig … angeschirrt … zu sein, anstatt sich frei und leicht zu fühlen, ritt das Glück wieder mit ihnen. Devyn fand Arbeit, die gut genug bezahlt war, um ein paar Münzen für die Reisetage zurückzulegen, und Maureen, strahlend mit dem Stolz einer jungen Mutter, freundete sich mit ein paar Frauen in den Dörfern an.
Ich erinnere mich an diese Jahre«, sagte Michael, seine Stimme rau und belegt. »Für einen kleinen Jungen war es ein Abenteuer, und manchmal fühlte ich mich so wagemutig, durch Elandar zu ziehen, während die meisten Kinder, mit denen ich spielte, nicht über die Grenzen ihrer eigenen Dörfer hinausgekommen waren.«
»Und deine Eltern?«, fragte Glorianna. »Was war mit ihnen?«
Er schwieg eine Minute. »Ich kann mich daran erinnern, wie sie im Mondschein miteinander getanzt haben. Ich kann mich daran erinnern, wie sie einander angesehen haben, mit Feuer im Blick. Und ich kann mich an die Trostlosigkeit in den Augen meines Vaters erinnern, jedes Mal wenn sie in Wut darüber geriet, ständig die gleichen Orte zu sehen, und dass sie keine andere Straße finden konnten.
Als ich neun war, wölbte sich ihr Bauch mit einem weiteren Kind, doch diese Schwangerschaft war schwerer für sie, und sie war viel kränklicher, also kehrten sie nach Ravens Hill zurück.
Devyns Verwandte lag im Sterben, und sie kümmerten sich um sie und blieben bei ihr, bis es zu Ende ging. Bevor sie starb, setzte die Cousine die Papiere auf, die das Haus und das Land an Devyn übergaben, der es für eine Tochter verwalten sollte, denn das Haus ging immer an weibliche Nachkommen über.
Es gab genug Arbeit für ihn. Sie kamen über die Runden, vor allem, nachdem Devyn eine kleine Geldtruhe voller Gold- und Silbermünzen fand, als er den Boden für einen Gemüsegarten umgrub. Doch nachdem Caitlin zur Welt gekommen war, schien es, als hätte das Dorf ihm gegenüber Herz und Geldbörse verschlossen. Also nahm er seinen Rucksack und zog wieder los. Die ersten Male kam er zurück, die Taschen vollgestopft mit Münzen und im Herzen ein neues Lied. Es lief immer eine Weile gut, dann verfiel meine Mutter in einen ihrer Wutanfälle, und wieder erfüllte die Trostlosigkeit seinen Blick. Er wartete stets, bis der Sturm vorüber war und sie sich beruhigt hatte - bis sie fast wieder das Mädchen war, das vor all diesen Jahren sein Herz erobert hatte. Dann brach er wieder auf.
An Caitlins erstem Geburtstag schickte er ein Geschenk und ein Bündel Geld mit einem Schiff, das auf dem Weg nach Norden war. Ein paar Wochen später schickte er mit einem anderen Schiff noch ein Bündel Geld und einen Brief. Ein paar Wochen danach schickte er nur ein Bündel Geld. Danach haben wir nie wieder von ihm gehört. Aber das Haus gehörte Caitlin Marie, schließlich war sie sein weiblicher Nachkomme, und so hatten wir noch einen Ort, an dem wir leben konnten.
Während dieser Zeit, nachdem Devyn sein Wanderleben ohne sie wieder aufgenommen hatte, fing Maureen an, ihrer Schwester Brighid, die auf der Weißen Insel lebte, Briefe zu schreiben. Ich weiß nicht, wie viele Briefe sie ihr geschrieben hat. Auf ein paar hat sie Antwort erhalten, doch was auch immer in ihnen stand, hat ihr das Herz nicht leichter gemacht.«
Der Schmerz der Erinnerung schnürte ihm die Kehle zu.
»Erzähl zu Ende«, sagte Glorianna sanft.
»Als Caitlin zwei wurde, hat Maureen versucht, als kleine Überraschung für sie einen Kuchen zu backen. Er ist nichts geworden. Ich weiß nicht warum, aber man konnte ihn nicht essen - und es war alles, was sie ihr schenken konnte. Sie hat geweint und getobt
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