Belladonna
und Dinge zerschlagen.« Seine Augen füllten sich mit Tränen, als er an jenen Tag dachte, an dem er Caitlin festgehalten hatte, um sie vor den Scherben des Geschirrs und der Gläser zu schützen, während seine Mutter den Schmerz eines zerbrochenen Lebens aus sich herausschrie. »Sie ist aus dem Haus gelaufen - und hat uns einfach in den Trümmern zurückgelassen. Und in dieser Nacht ist sie ins Meer gegangen.«
»Wahrer des Lichts und Wächter des Herzens«, flüsterte Glorianna.
Michael wischte sich die Tränen ab. »Du verstehst meine Mutter, nicht wahr, Glorianna Belladonna? Du weißt, warum sie gelitten hat, und was sie hätte tun sollen, um den Schmerz zu lindern. Nicht wahr?«
»Es war nicht deine Schuld, Michael. Es war nicht Caitlins Schuld - oder Devyns. Sie war eine Landschafferin, die sich mit den Orten, welche die Resonanz ihres Herzens trugen, verbinden musste. Ohne Unterlass rief die Welt nach ihr, und sie hat immer nach etwas gesucht, das sie nicht benennen konnte, von dem sie aber wusste, dass sie es brauchte. Es gab Orte mit der Resonanz deines Vaters, an denen sie sich wohl fühlte, doch es waren seine Orte, nicht ihre. Und es gab ein paar Orte, an denen sie zu einer Dissonanz wurde, weil sie überhaupt nicht dorthin gepasst hat. Sie hat nie den Ort gefunden, den ihr Herz als ›Heimat‹ erkannte, und an diesem Schmerz ist sie letztendlich zerbrochen.«
»Wird das Caitlin Marie auch widerfahren?«, fragte er.
»Ich glaube, die Weiße Insel birgt einige der Antworten, nach denen Caitlin sucht«, antwortete Glorianna. Dann wandte sie sich ab. »Ich sehe besser mal nach, wie Lee mit dieser Brücke vorankommt.«
Er streckte eine Hand aus, um sie aufzuhalten. »Ich bin mir nicht sicher, um was ich dich damit bitte, also sag mir, wenn ich zu weit gehe.«
Sie sah ihn an und wartete.
»Ich muss wissen, was ich tue, wenn ich in einer meiner … Landschaften bin. Wenn die Sache mit Caitlin vorüber ist, könntest du mit mir kommen, wenn ich eine von ihnen besuche?«
Einen Moment lang, als sie einander in die Augen sahen, hätte er schwören können, die Welt selbst hielt den Atem an.
»Ja«, sagte sie schließlich. »Ich werde mit dir kommen.«
Er trat in dem Moment zur Seite, um sie vorbeizulassen, als das Schiff gerade unter dem kleinen Stück bewölkten Himmels hindurchsegelte.
Kenneday hob eine Hand, winkte ihn zu sich. Er zögerte und fragte sich, welche Ausrede er sich einfallen lassen könnte. Und dann hatte er keinen Grund mehr, zu zögern, keinen Grund mehr für eine Ausrede - weil niemand in der Lage sein würde, die Tränen der Wolken von seinen eigenen zu unterscheiden.
Kapitel 21
Merrill wusste nicht, was sie denken, was sie fühlen sollte, als sie sah, wie diese … Leute … Brighid zu dem schmiedeeisernen Tor begleiteten, das als Besuchereingang diente. Brighid, die das Herz Lighthavens gewesen war und die die Weiße Insel nie hätte verlassen sollen, um sich um diese dämonischen Kinder zu kümmern. Brighid, die nun von ihrem Aufenthalt in der Außenwelt an Körper und Geist versehrt war.
Als Shaela ihr gesagt hatte, jemand käme in einer gemieteten Kutsche die Straße hinauf, war sie nach draußen geeilt und hatte das Tor verschlossen, nicht in der Lage - und nicht willens -, Shaelas Einwände über dem Klopfen ihres eigenen Herzens zu vernehmen. Auf gewisse Weise hatte sie gewusst, wer dort kam, und das Tor zu verschließen, war die einzige Möglichkeit gewesen, zu schützen, was sie am meisten liebte. Nicht die Menschen, trotz ihrer Zuneigung zu den Schwestern, die das Licht nährten. Nein, es war der Ort selbst, den sie aufrichtig liebte. Weil allein ihn zu lieben sicher war.
Zorn verschloss ihr die Kehle, verschloss ihre Lungen, verdickte das Blut, das versuchte, durch ihr Herz zu fließen. Die Kutsche hatte in einiger Entfernung angehalten, doch sie wusste, wer aus ihr herauskriechen würde wie Eiter aus einer Wunde. Nicht nur die Dämonenbrut von Brighids Schwester kam dort, um einen Ort des Lichts zu besudeln, sondern die Zauberin Belladonna war bei ihnen, zusammen mit einem dunkelhaarigen Mann.
Belladonna. Wie hatte diese Kreatur es geschafft, Lighthaven zu erreichen?
Hatte sie nicht alles getan, was in ihrer Macht stand, um die Dunkelheit aus Lighthaven zu vertreiben? Hatte sie nicht seit dem Tag, an dem Belladonna auf der Weißen Insel erschienen war, stundenlang in den Gärten gestanden und ihr Herz und ihren Geist auf das Bestreben ausgerichtet, die
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