Belladonna
Land reisen müssen, um das Dorf zu erreichen.«
»Würde Er es merken, wenn jemand Seinen Zugangspunkt beseitigt?«
Sie nickte. »Er würde wissen, der Landschaffer, der dieses Dorf hält, hat seine Landschaft zurückgefordert. Das könnte Ihn zögern lassen, zurückzukehren - vor allem, wenn Er dir aus dem Weg gehen will.« Sie ging neben ihm in die Hocke. »Deine Gabe ist im Kern die gleiche wie die der anderen Landschafferinnen, glaube ich - der Grundstein zu sein, durch den Ephemera und die Herzen der Menschen aufeinander wirken -, doch wie diese Gabe sich manifestiert, ist anders. Ich frage mich, ob das auch für andere Teile der Welt gilt.«
»Wie eine Geschichte meinst du?« Sie verstand ihn nicht, doch sie hörte zu, lernte die Sprache, mit der er die Welt beschrieb. »Geschichten verändern sich von Ort zu Ort. Der Kern bleibt gleich, doch man umhüllt ihn immer wieder anders. Menschen verpacken Geschichten, damit sie zu ihnen passen.«
»Ja«, sagte sie nachdenklich. »Ja. Wächter. Wahrer. Alle Überlebenden versteckten sich auf die eine oder andere Weise, nachdem Ephemera in Stücke geschlagen und der Weltenfresser gefangen worden war. Sie nannten sich bei anderen Namen, und diese Namen erhielten verschiedene Bedeutungen. Doch der eigentliche Zweck dessen, wozu sie geschaffen worden waren und was sie tun sollten, veränderte sich nicht.«
»Die Wahrnehmung der Menschen in ihrer Umgebung tat es«, sagte Michael.
»Ja.« Sie warf ihm einen Blick zu, der ihn nervös machte. »Es ist an der Zeit, die Wahrnehmung noch einmal zu verändern, Magier. Um deiner selbst willen und um der Menschen willen, die dich und deinesgleichen brauchen, um die Strömungen von Licht und Dunkel in den Landschaften, die der Resonanz deines Herzens entsprechen, im Gleichgewicht zu halten.«
Michael holte tief Luft und blies beim Ausatmen die Backen auf. »Gut, in Ordnung. Wir wollen hiermit anfangen. Wie werden wir ihn los?«
Glorianna schürzte die Lippen. »Der Bach war vorher schon hier und ist Teil dieses Landes, also können wir Ephemera nicht sagen, er gehöre nicht hierher, denn er tut es. Also wäre es einfacher, das Ziel des Zugangspunktes zu verändern.«
Es war aussichtslos, ihr erklären zu wollen, dass sie wieder Worte benutzte, die keinen Sinn ergaben. Zumindest nicht für ihn. »Was geschieht, wenn wir ihn an einen anderen Ort versetzen?«
Sie formte mit den Händen einen Kreis, Fingerspitzen an Fingerspitzen. »Du bekommst ein etwa so großes Stück Bach, das in eine andere Landschaft gesetzt wird.«
»Ins Meer?«, fragte er mit dem Gedanken an die geisterhafte Stelle im Wasser.
»Stein ist Stein. Er wird nicht schwimmen. Also würde dieser Zugangspunkt auf den Meeresgrund sinken. Er wäre immer noch ein Kreis aus Süßwasser, das über diese Steine rinnt, genauso wie jetzt.«
»Na, das wäre doch ein Tritt in den Hintern, oder nicht?«
»Das kann ich nicht beurteilen.«
Ihr trockener Tonfall ließ ihn grinsen. Dann streckte er eine Hand aus. »Zeig mir, wie man die Welt heilt.«
Ihre Hand glitt in die seine. »Ephemera, hör mich an.«
Er fühlte die Strömungen der Macht, fühlte, wie die Welt sich um ihn herum veränderte. Dieses Mal nicht als Musik, was er interessant fand. Nein, das hier war eher, als würde er eine Stimmgabel anschlagen und sich selbst benutzen, um die Welt auf ihre Resonanz einzustimmen. Er erkannte den Moment, in dem es geschah, den Moment, in dem diese Resonanz genau so gestimmt war, dass sie nicht länger in einen Teil der Welt passte, in dem seine Musik erklang.
»Und jetzt?« Er spürte seine Knie knacken, als er aufstand - eine Erinnerung daran, dass zwölf Jahre auf der Straße dazu führen konnten, dass Teile eines Mannes sich älter anfühlten, als er eigentlich war. Er war sich nicht sicher, ob er sich wie Caitlin Marie um einen Garten kümmern wollte, aber er fragte sich, ob es nicht einen Kompromiss gab, der es ihm erlaubte, nach seinen Orten zu sehen, ohne so viel unterwegs zu sein. Denn, um die Wahrheit zu sagen, er hatte den Geschmack am Reisen verloren. Das wäre nicht geschehen, wenn er nicht über die Grenzen der Welt, die er kannte, hinausgeschleudert worden wäre. Er konnte sich nicht vorstellen, sich in einem seiner »Anlaufhäfen«, wie Kenneday sie nannte, niederzulassen, aber er konnte sich vorstellen, sich ein Leben und ein Zuhause in Aurora aufzubauen - oder auf der Insel im Nebel. Konnte sich vorstellen, Zeit mit Jeb und Lee und, möge die
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