Belladonna
Weiße Insel vernichten kann.«
»Ja.«
Sie straffte die Schultern. »Dann wollen wir uns auf diese Reise begeben - und hoffen, die Lösung dieses Rätsels ist, was wir zur Rettung des Lichts benötigen.«
Kapitel 6
Merrill betrachtete die Küste, während die Matrosen arbeiteten, um das Schiff in den Schutz der Bucht der Liebsten zu bringen. Ein seltsamer Name für ein Dorf voller so pragmatischer Menschen, doch die Legende besagte, der Mann, der sich dort als Erstes niederließ, habe seine wunderschöne Frau über alles geliebt. Aus Angst, Wasserdämonen könnten Gefallen an ihr finden und versuchen, sie zu tief ins Meer zu locken, wann immer sie am Strand spazieren ging, nannte er sie in der Nähe der See niemals bei ihrem Namen, sondern nur Liebste. Immer nur Liebste.
Und es war seine Liebste, die, so sagte man, eine ungewöhnliche Beziehung zum Land hatte und den geheimen Ort erschuf, von dem Merrill hoffte, in ihm läge, was sie brauchten.
»Es ist nicht zu spät«, sagte Shaela, während sie an sie herantrat und sich neben sie stellte. »Wir können immer noch umkehren und einen anderen Weg suchen.«
»Wir können nicht umkehren«, erwiderte Merrill. »Und es ist zu spät - es war bereits zu spät, als wir einen Fuß an Bord dieses Schiffes gesetzt haben. Die Zeit läuft uns davon. Ich kann es spüren. Wenn wir hier nicht finden, was wir suchen …«
Was geschieht dann?, fragte sie sich. Nichts? Alles? Wird unser Versagen uns Freiheit schenken, oder sind wir verdammt, weil wir es nicht geschafft haben, die Antwort zu finden, die uns gerettet hätte? Und wie soll ich den Unterschied erkennen?
»Ich bin froh, vom Schiff zu kommen«, sagte Shaela. »Je weiter wir nach Süden kamen, desto schlechter habe ich mich gefühlt.«
»Ich weiß«, flüsterte Merrill. »Ich fühle es auch. Als wüsste etwas, dass wir hier draußen sind.« Als läge ein Schimmer des Bösen auf dem Wasser. Es ist nicht hier, noch nicht, doch es kommt näher. Jedes Mal, wenn ich den Ort aufsuche, an dem das Licht in mir lebt, muss ich nur an das Meer denken, und das Licht wird schwächer. Sicher ist das eine Warnung.
»So früh wie wir in den Hafen einlaufen, haben wir den ganzen Tag Zeit«, sagte Shaela. »Wenn das Mädchen uns schnell genug besorgen kann, was wir brauchen, können wir mit der Abendflut nach Hause segeln.« Sie warf Merrill einen schiefen Blick zu. »Es sei denn, du möchtest über Nacht bleiben.«
»Wir würden nicht willkommen sein«, fuhr Merrill sie heftig an - eine Reaktion auf den Schmerz, der in dieser Wahrheit lag.
»Nein«, sagte Shaela leise, »unser Besuch hier wird sie beide verletzen.« Sie hob Merrills linkes Handgelenk an. »Vielleicht hättest du den Armreif als Geschenk anbieten sollen, anstatt ihn auf einem Stein liegen zu lassen, damit ihn sich ein Rabe schnappt und mit zurück in sein Nest nimmt.«
»Es hat sich angefühlt, als sei es das Richtige«, sagte Merrill, der jetzt der Impuls, den Armreif als Opfer für … was auch immer … liegen zu lassen, genauso viel Kummer bereitete, wie sie zu dem Zeitpunkt verspürt hatte, als es geschehen war. Doch es wäre ohnehin kein angemessenes Geschenk gewesen, hatte sie ihn doch überhaupt erst von Brighid bekommen. Hatte Shaela das vergessen? Oder erkannte sie nicht, was es bedeutete, das Geschenk einer Herzensfreundin zurückzugeben, dass dies eine Freundschaft für alle Zeiten beendete?
Sie wandte sich von Shaela ab und wünschte, die Aufgabe läge bereits hinter ihnen, anstatt ihnen noch bevorzustehen.
Das Schiff ging in kurzer Entfernung zum südlichen Ausläufer der Bucht vor Anker. Im nördlichen Ausläufer befanden sich Werften für Handelsschiffe und Fischkutter; der südliche Arm beherbergte die Besucher. Landungsstege ragten so ins Wasser hinaus, dass größere Schiffe ihre Passagiere mit Ruderbooten absetzen konnten. Die Treppe, welche die Kais mit dem darüber liegenden Land verband, machte sich lediglich zu Nutze, was die Natur zur Verfügung gestellt hatte, und die ungleichen Längen und Höhen der Stufen waren eine Strafe für jeden mit einem lahmen Bein.
Shaela sagte nichts, als sie die Stufen erklommen, aber es war klar, dass ihr die Belastung zusetzte.
Vielleicht sollte ich vorschlagen, dass sie mit Brighid zurückbleibt, dachte Merrill, als sie sich kameradschaftlich bei Shaela einhakte - eine unausgesprochene Entschuldigung, sie zuvor so angefahren zu haben, und unauffällige Stütze, während sie sich zu den Ställen
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