Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
Vom Netzwerk:
er. »Vielleicht war ich zu spät, vielleicht habe ich es nicht schnell genug herausgefunden.« Zeit war ein Faktor, wie ihm gestern Abend beim Geschirrspülen nach dem Essen eingefallen war. Jeden Tag, den Glorianna als geteiltes Herz bestand, war ein weiterer Tag, an dem sie sich ein wenig mehr verändern, eine andere Person werden würde als die Frau, die er gekannt hatte - und das Lied, dessen er sich erinnerte, würde nicht länger das Lied sein, das ihrem Herzen als Ganzes entsprach. Monate waren bereits vergangen, seit sie den Weltenfresser und Seine Landschaften aus der Welt genommen hatte. Wer war sie jetzt? Erinnerte sie sich überhaupt noch an ihre Familie, an ihn?
    Er hatte die Musik gespielt, die Glorianna Belladonna ausmachte. Und er hatte die Musik gespielt, die Michael den Magier ausmachte, und er hatte gehofft, die Erinnerung an ihr Beisammensein würde in den Strömungen der Welt etwas aufrühren.
    Das Einzige, was sich gerührt hatte, war seine Sehnsucht nach ihr.
    Als er so dasaß und den unveränderten Sand in der Kiste anstarrte, schweiften seine Gedanken ab, und das Bild einer Geschichte stieg an die Oberfläche seiner Erinnerung.
    Eine Tür mit hundert Schlössern. Ein Schlüssel, der aus dem Herzen kam.
    Ihm stockte der Atem. Er setzte sich aufrecht hin, das Blut pulsierte durch seine Adern.
    »Nur ein Schloss dieses Mal«, flüsterte er. »Und nur ein Schlüssel wird es öffnen.« Dann verspürte er einen qualvollen Stich, so heftig, dass er sich vornüberbeugte und im Versuch, den Schmerz zu lindern, die Stirn auf die Knie presste.
    Nur einer würde dieses Schloss öffnen. Und er war nicht der richtige Schlüssel.
     »Na, schau mal, wer da ist.«
    Nicht gerade der wärmste Empfang, dachte Michael, als er Philos Innenhof betrat, doch wenigstens schleuderte Teaser ihm keine Drohungen - oder Steine - entgegen.
    »Michael!« Lynnea eilte zu ihm hinüber. »Wir haben dich so lange nicht gesehen. Wo warst du denn? Hast du gegessen? Du hast nichts gegessen, nicht wahr? Setz dich gleich hier hin, und ich bring dir etwas. Teaser, du leistest ihm Gesellschaft.«
    »Du musst keinen solchen Wirbel um mich machen«, wehrte Michael ab. »Ich wollte nur … Ist Sebastian in der Nähe?«
    »Du bist nichts als Haut und Knochen«, sagte Lynnea.
    Vielleicht ein wenig heruntergekommen, aber bestimmt nicht nur Haut und Knochen.
    »Du setzt dich jetzt hin und isst.«
    Plötzlich klang sie wie eine jüngere Ausgabe seiner  Tante Brighid, was ihm genug Angst einjagte, dass er verstummte und einen Stuhl unter einem Tisch hervorzog. Als sie sich zum Haus wandte, um eine Bestellung aufzugeben, sah er zu Teaser, der mit den Schultern zuckte.
    »Sie übt, wie es ist, Mutter zu sein«, sagte Teaser und ließ sich auf den Stuhl gegenüber fallen.
    »Sie ist schwanger?« Das wären doch wirklich gute Neuigkeiten für die Familie.
    »Sie arbeiten daran.«
    Michael kratzte sich am Kinn. »Vorher haben sie nicht dran gearbeitet?« Er konnte sich nicht vorstellen, dass Sebastian auf Sex verzichtete.
    »Nee«, sagte Teaser. »Wenn es vorher passiert wäre, wär’s ein Unfall gewesen. Jetzt probieren sie es mit Absicht. Frag mich nicht, was der Unterschied ist. Ich bin nur ein Inkubus, und von meinem Standpunkt aus ist es das Gleiche.«
    Er lächelte, fand Trost im Alltäglichen. Und er konnte sich eingestehen, dass dies der Grund war, aus dem er den Pfuhl die letzten Monate über gemieden hatte - er hatte das Gefühl gehabt, er hätte den Trost, den er in dieser Landschaft mit diesen Menschen fand, nicht verdient.
    Dann hörte er das Lied, noch bevor er den Kopf drehte und den Mann erblickte, zu dem es gehörte. Ein dunkles Lied, voller Macht, durchzogen von Licht.
    »Man sagt, du seiest in das Haus auf der Insel im Nebel eingezogen«, sagte Sebastian, als er sich ihnen anschloss.
    »Ja, das bin ich.«
    Lynnea kehrte zurück und stellte einen Teller vor ihm ab, auf dem sich Rinderbraten, Kartoffeln und irgendeine Art Auflauf häuften. Zwischen Sebastian und Teaser stellte sie eine Schüssel mit geschmolzenem Käse und einen Korb Phallischer Köstlichkeiten ab.
    »Der Mann sorgt nicht für sich«, sagte sie und warf  Sebastian einen zornigen Blick zu. »Lass ihn nicht aufstehen, bevor er etwas gegessen hat.«
    »Was soll er denn tun, wenn nicht?«, fragte Teaser und griff nach einer Phallischen Köstlichkeit. »Michael ein bisschen anbrutzeln?«
    Lynnea versetzte dem Inkubus einen Schlag auf die Schulter und zog beleidigt

Weitere Kostenlose Bücher