Belladonna
anderes es vermochte.
»Was ist mit dem Licht geschehen?«, fragte Yoshani leise. »In der Geschichte hat es sich über die Welt verteilt. Doch ich habe auch von der dunklen Landschaft gehört, die entstand, als die Dunkelheit aus Lighthaven verbannt wurde. Und so habe ich mich gefragt, was mit der anderen Hälfte von Gloriannas Herzen geschehen ist. Wurde ihr Licht über die Landschaften verstreut, oder hat es sich -«
Michael sprang auf und lief ein paar Schritte, bevor er bemerkte, dass er sich bewegt hatte.
Er hatte Ephemera gebeten, das Licht zu bewahren. Das hatte er doch? Er konnte sich nicht erinnern. Er hatte das tragische Ende der Kriegerin des Lichts akzeptiert. Warum war ihm nicht aufgefallen, dass es nur eine Geschichte war? Und Geschichten konnten verändert werden.
Wildes Kind?, rief er, traute sich kaum zu atmen. Wildes Kind? Weißt du, wo Gloriannas Licht ist?
Ja ja ja.
Schwache Klänge schwebten durch die Luft. Ein Lied, von dem er gedacht hatte, er würde es nie wieder hören - der strahlende Teil der Musik, die Glorianna Belladonna ausmachte.
Glückseligkeit floss durch die Strömungen, die ihn umgaben. Als hätte Ephemera darauf gewartet, dass er diese Frage stellte.
Narr. Die Welt hatte darauf gewartet, dass er diese Frage stellte.
»Ich muss zurück auf die Insel im Nebel.« Er fuhr herum und sah Yoshani an. Wenn er falsch lag, wollte er jemanden bei sich haben, denn die Verzweiflung würde ihn zerschmettern. Und hatte er Recht, wollte er die Freude teilen. »Kommt mit mir, ja?«
Die Brücke, die auf die Insel im Nebel führte, stand auf einer der kleinen Inseln, die den See der Heiligen Stätten sprenkelten. Sie lag abgeschieden von den anderen Inseln und war nicht leicht zu erreichen. Doch flache Trittsteine erhoben sich an die Oberfläche des Sees, als er und Yoshani sich dem Ufer näherten, und schufen ihnen einen rutschigen Pfad.
Michael zitterte, als er auf die Insel im Nebel übertrat. Dieses Mal nicht in den von Mauern umgebenen Garten, sondern in den Teil der Insel, der Gloriannas und sein Zuhause gewesen wäre. Der Teil, der ihr gemeinsames Leben hätte beherbergen können.
Die Musik klang durch die Luft, rief nach ihm.
Er rannte, wusste genau, wo er nachsehen musste. Yoshani folgte gleich hinter ihm.
War es all die Monate schon da gewesen und hatte darauf gewartet, dass er es fand? Er hatte im Garten keinen Ton vernommen. Hatte es nicht für möglich gehalten, dass es dort war.
Vor einem Beet in der Nähe des Hauses kam er schlitternd zum Stehen. Seine Herzenshoffnung sah verkümmert aus. Tot. Doch an einer Stelle keimten neue, grüne Blätter. Und eine einzelne winzige Knospe kämpfte darum, zu erblühen.
Neben seiner Pflanze stand eine wahre Lichterpracht. Ein Strauch Herzenshoffnung, größer als alle, die er je gesehen hatte, und voller Knospen.
»Michael?«, fragte Yoshani und sah ihn an, dann das Beet, dann wieder ihn.
Er deutete auf die Herzenshoffnung. »Ihr Licht.«
Yoshani runzelte die Stirn. »Nadia, Lynnea und Caitlin waren alle hier, um sich um den Garten zu kümmern und die alltäglichen Arbeiten zu erledigen. Sogar Sebastian ist hier gewesen. Sie haben nichts davon gesagt.«
»Sie wissen es nicht«, sagte er sanft, als Geschichten und Erinnerungen und all die Dinge, die Glorianna ihm über die Verbindung von Licht und Dunkelheit erzählt hatte, in seinem Kopf umherwirbelten.
Die Hoffnung meines Herzens liegt in Belladonna. Ihre Dunkelheit ist mein Schicksal.
Der Schlüssel hatte die ganze Zeit über in ihm gelegen. Hatte er die Antwort zu spät erkannt, oder würde er in der Lage sein, diese verschlossene Tür noch zu öffnen?
»Vergebt meine Zweifel, Michael, aber woher wisst Ihr es?«
Er schenkte Yoshani ein strahlendes Lächeln. »Ich kann die Musik ihres Herzens hören.«
Kapitel 33
Der Sandkasten, den Glorianna als Spielplatz bezeichnet hatte, veränderte sich nicht. Hatte sich in den paar Tagen, seit seine Idee Wurzeln geschlagen hatte, nicht verändert. Nicht einmal mit einem Kieselstein oder einem winzigen Stück Sumpf war er belohnt worden. Nichts. Er hatte gehofft, die Musik könnte eine Brücke zwischen Landschaften schlagen, könnte erreichen, was sonst unerreichbar war. Doch es hatte nicht das geringste Anzeichen dafür gegeben, dass seine Musik zu der Frau durchdrang, für die er spielte.
Entmutigt steckte er seine Flöte in die Tasche und ließ die Hände in den Schoß fallen.
»Ich weiß nicht, Wildes Kind«, sagte
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