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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Neuanfang - und, für Brighid, die Rückkehr zu dem Leben, nach dem sie sich immer noch sehnte. Für Caitlin waren die Geschichten über die Weiße Insel das Samenkorn, das einen Traum von Freundschaft und Akzeptanz in ihr aufkeimen ließ, davon, Teil einer Gemeinschaft zu sein.
    Bis die Schwestern des Lichts auf Tante Brighids Bitte hin zu ihr kamen, um sie zu prüfen. Um herauszufinden, ob sie eine von ihnen sein könnte.
    Sie konnte es nicht. Könnte es niemals sein. War in ihrem kleinen Teil der Welt ebenfalls nicht willkommen.
    Die Dorfbewohner hatten bemerkt, dass sie die Prüfung des Lichts nicht bestanden hatte, und das hatte ihr Schicksal besiegelt, sie als Zauberin gebrandmarkt.
    Und jetzt …
    Caitlin stellte die Blechtasse zurück an ihren Platz zwischen den Steinen und lief hinüber zu dem Beet, das ihr gewöhnlich am meisten Trost spendete. Sie sank auf die Knie und betrachtete die Herzenshoffnung.
    Seit drei Jahren hatte die Pflanze keine Blüten mehr getragen - nicht seitdem sie durch die Prüfung des Lichts gefallen war. Oh, sie lebte weiter, obwohl sie nicht gedieh, und brachte jedes Jahr Knospen hervor. Doch nichts wuchs aus diesen Knospen, diesen kleinen Versprechen der Hoffnung. Selbst jetzt, da die Erntezeit schon lange begonnen hatte, und die meisten anderen Pflanzen verblüht waren, stand sie voller Knospen, als warte sie nur auf ein Zeichen, zu blühen.
    Wie ich, dachte Caitlin. Ich kann mir aussuchen, welchen Beruf ich in Ravens Hill ausüben will - Dorfzauberin oder Dorfhure. Nimm mich mit auf einen Spaziergang im Mondschein, erzähl mir, wie hübsch ich aussehe, jetzt, da ich erwachsen geworden bin, sag mir, mein Haar sei so üppig - rede mit mir wie mit einer Kurtisane in einer Geschichte. Kurtisane! Nur weil ich nicht viel Zeit in der Schule verbracht habe, heißt das nicht, ich habe die Bücher nicht gelesen, die Michael von seinen Reisen mitgebracht hat. Es heißt nicht, ich würde ein ausgefallenes Wort für Hure nicht erkennen.
    Der Schmerz eines ganzen Lebens voller kleiner Verletzungen und Zurückweisungen stieg in ihr auf, bis für nichts anderes mehr Platz war. Es gab eine Menge Menschen, die bereit waren, sie auf die eine oder andere Art zu benutzen, aber niemanden, der sie wirklich wollte.
    Sie schluckte ein Schluchzen hinunter, als sie sich an den jungen Mann erinnerte, wie er im Mondlicht dagestanden hatte. Er hatte so romantisch ausgesehen und dabei Dinge gesagt, die ihr das Herz zerrissen. Sie holte das kleine Klappmesser aus ihrer Rocktasche, öffnete es und hielt es sich auf Augenhöhe vors Gesicht. Als sie die Klinge betrachtete, legte sich der sanfte Wind im Garten, als hielt die Erde den Atem an und wartete darauf, was sie tun würde.
    »Eine Hure muss hübsch sein«, sagte Caitlin. »Eine Zauberin nicht.« Sie hob das Messer und hielt es sich an die Wange.
    Die Vorstellung von Tante Brighids Entsetzen, wenn sie Caitlins entstelltes Gesicht sah, gab dem Mädchen das  Gefühl rauer Freude. Die Vorstellung von Michaels Trauer - und schlimmer noch, der Schuld, die danach für immer aus seinen Augen sprechen würde, weil er sie verlassen hatte, um für sie zu sorgen - brachte sie dazu, die Hand sinken zu lassen, die das Messer hielt.
    »Ich halte es nicht mehr aus«, sagte sie und starrte hinab auf den kleinen Strauch Herzenshoffnung. »Ich halte es nicht aus, hier zu sein, hier zu leben. Wenn ich fort wäre, könnte Tante Brighid auf die Weiße Insel zurückkehren, wo sie hingehört. Dann müsste Michael für niemanden mehr sorgen außer für sich selbst, und er könnte ein besseres Leben führen. Er verdient ein besseres Leben.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Ihr Atem ging stoßweise. »Und ich auch. Warum kann ich nicht an einen Ort gehen, an dem ich Freunde haben kann, an dem man mich so akzeptiert, wie ich bin? Warum kann ich nicht an einem solchen Ort leben? Ich bin so alleine. Es tut weh, so alleine zu sein. Gibt es niemanden dort draußen in der Welt, der mit mir befreundet sein möchte?«
    Als sie sich in der Hocke zusammenkauerte, fiel ihr Haar über ihre Schultern. Blitzschnell schlug Trauer wieder in Wut um, die sich zu einem kalten, dunklen Gefühl steigerte.
    Sie setzte sich auf und band ihr Haar mit dem blauen Band fest, dass es ordentlich zusammenhielt. Dann setzte sie die Messerklinge genau über dem Band an und schnitt die Haare ab. Sie warf das vom Band zusammengehaltene Haar vor die Herzenshoffnung und fuhr fort, dicke Strähnen ihres

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