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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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hörte das Gemurmel von Stimmen um sich herum, die Fragen stellten oder, in Sebastians Fall, Antworten forderten. Hörte Yoshani etwas erwidern. Doch es waren nur Geräusche wie das Rascheln der Blätter oder das Rauschen des Meeres. Im Augenblick kam die einzige Botschaft, die sie vernahm, von einem fernen Herzen.
    So viel Leid wohnte in diesem Herzen, so viel Sehnsucht, so viel Verlangen. Und Zorn hatte die Hände gelenkt, die das Haar abgeschnitten hatten. Zorn und Stärke.
    Wie konnte das geschehen? Die Frauen auf der Insel kamen nicht aus diesem Teil Ephemeras. Was also will das Mädchen so sehr, dass sein Verlangen Ephemera dazu gebracht hat, geschorenes Haar von wo auch immer an einen Ort zu bringen, an dem jemand aus meiner Familie es finden würde?
    »Weiß jemand von euch, wo Elandar ist, oder wo ein Dorf namens Ravens Hill liegt?«, fragte sie, als sie die Menschen um sich herum schließlich anblickte.
    Ein allgemeines Kopfschütteln war ihre Antwort.
    »Ich kann mich im Pfuhl umhören«, bot Sebastian an.
    »Eine von Mutters Landschaften ist ein Dorf an der Küste«, sagte Lee. »Ich könnte dort hingehen und herumfragen.«
    Als er sprach, hätte Glorianna schwören können, ein Schatten sei über den Tisch gefallen, obwohl sich niemand bewegt hatte.
    »Nein«, sagte sie und trat einen Schritt vom Tisch weg. »Wir müssen jetzt zusammenbleiben - und wir müssen dieses Ravens Hill finden.«
    »Wenn ich in meinen Teil der Heiligen Stätten zurückkehre, werde ich die Gelehrten fragen, ob sie etwas über Elandar oder die Weiße Insel wissen«, sagte Yoshani. »Vielleicht haben sie sogar eine Karte, die zeigt, wo es ist.«
    Glorianna nickte, obwohl sie nicht sicher war, welchen  Nutzen eine Karte haben könnte - es sei denn, sie oder Nadia fänden heraus, dass sie bereits eine Landschaft in diesem Teil der Welt hatten. Selbst dann war es ja nicht so, als müssten sie dorthin reisen. Jeder Ort, der die Resonanz ihrer Herzen teilte, lag nicht weiter entfernt als der Schritt zwischen Hier und Dort.
    Lynnea berührte den Saum des Handtuchs. »Müssen wir wirklich diesen Ort finden?« Sie zuckte zusammen, als alle sie ansahen, doch ihre blauen Augen blickten unbeirrt in Gloriannas grüne. »Mir scheint, als ginge es eher darum, die Person zu finden.«
    »Stimmt«, sagte Glorianna. Und darum, sie zu finden, bevor der Weltenfresser es tut.
    »Also geht es hier um einen Herzenswunsch, nicht wahr?« Lynnea warf Nadia einen Blick zu, die in einer Art und Weise den Kopf schief legte, die anzeigte, dass sie noch nicht bereit war, sich zu äußern. »Ich habe letzte Woche eine Geschichte über ein Mädchen gelesen. Sie weiß nicht, wer sie wirklich ist, und die Menschen in dem Dorf, in dem sie lebt, mögen sie nicht, weil sie anders ist. Sie erlebt viel Schlimmes auf ihrer Reise, aber am Ende findet s-sie Menschen, zu denen sie passt. Sie f-findet den Ort, an den sie gehört.«
    Glorianna verspürte ein sanftes Ziehen und einen leichten Stich im Herzen, als sie zusah, wie Sebastian die Arme um Lynnea legte, liebevoll und beschützend.
    »Du solltest keine Geschichten lesen, die dich aufregen«, sagte er und küsste Lynnea auf die Stirn.
    »Nein, es war eine herrliche Geschichte.« Geborgen in Sebastians Armen blickte Lynnea zu Glorianna. »Ich glaube, dieses Mädchen weiß auch nicht, wer sie ist. Sie nennen sie eine Zau -« Sie sah zu Yoshani.
    »Zauberin«, sagte er.
    Lynnea nickte. »Zauberin. Also haben die Leute in ihrer Landschaft bereits entschieden, dass sie ein schlechter Mensch ist, anstatt zu erkennen, wer sie wirklich ist.«
    So wie sie über mich entschieden haben, dachte Glorianna und erinnerte sich daran, wie die Landschafferinnen und Brückenbauer, die in die Heiligen Stätten gekommen waren, sie angesehen hatten.
    »Wenn sie eine Landschafferin ist, und ihr Herzenswunsch darin besteht, ihresgleichen zu finden …«, sagte Lee.
    »Hat Ephemera einen Zugangspunkt geschaffen, doch sie hat ihn nicht als Weg erkannt, um in eine andere Landschaft überzutreten«, sagte Glorianna und führte den Gedanken zu Ende.
    »Also hat Ephemera genommen, was das Mädchen weggeworfen hat, und es zu uns gebracht«, sagte Nadia leise.
    »Sie kann euch nicht finden, um ihren Herzenswunsch zu erfüllen«, sagte Lynnea, »aber ihr könnt sie finden.«
    Können wir das?, fragte sich Glorianna. Eine andere Landschafferin. Jemand, der nicht wusste, dass man sie, Glorianna, all diese Jahre als Ausgestoßene angesehen hatte. Jemand,

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